Kirta im Landkreis:Hutschn und Hupfen

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In Dießen dürfen die Kinder Hutschn und auf Heuballen herumspringen. Der Trachtenverein feiert am Sonntagnachmittag beim Vereinsheim. (Foto: OH)

Rund um den Ammersee lebt an Kirchweih altes Brauchtum auf.

Von Armin Greune, Dießen/Raisting/Schondorf

Ganz so wild wie in früheren Zeiten geht es nicht mehr zu: Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Kirchweih ein willkommener Anlass für exzessive Trinkgelage, Tanzfeste und kernige Raufereien. Und es war gut möglich, dass sich die rauschigen Aktivitäten vom dritten Oktobersonntag bis zum Mittwoch zogen. Heute ist von allen Traditionen meist nur noch der Gänsebraten übrig geblieben - doch am Südwesteck des Ammersees haben die Trachtenvereine schon seit einigen Jahren altes Brauchtum wiederbelebt. Und allmählich greift die Kirchweih-Kultur auch auf die Nachbargemeinden über.

So feiert der Schondorfer Heimat- und Volkstrachtenverein "D'Kirchseer" am Sonntag, 21. Oktober, mit der "Fuchstal-Ziachmusi" im Vereinsheim, Gartenäcker 21. Das Fest beginnt um 15 Uhr, die Trachtenjugend trägt zum Programm bei, der Eintritt ist frei.

Ein klassisches Kirchweih-Vergnügen kann man in Dießen und Raisting miterleben: Beim sogenannten Hutschen schaukeln kräftige Burschen einen am Dach aufgehängten Balken hin- und her, auf dem bis zu 15 Leute sitzen. Für die noch nicht so abenteuerlustigen Kinder bieten sich in Dießen bei trockenem Wetter Heuballen zum Hupfen an. Die Trachtler feiern von 14 bis 18 Uhr an ihrem Vereinsheim am Vogelherd, das sich im Süden der Marktgemeinde hinter dem SOS-Kinderdorf befindet. Es musizieren die Blasmusikfreunde Utting, um 15 Uhr führt der Vereinsnachwuchs Tänze vor, Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Dazu gibt es Kirta-Nudeln oder Deftiges wie Speck und Schmalzbrot, Wein und Fassbier. Falls das Prachtwetter tatsächlich ausgerechnet am Sonntag ausbleiben sollte, findet das Fest im beheizten Zelt statt.

In Raisting wird inzwischen bereits zum 24. Mal im Beckadisi-Stadl an der Dießener Straße gehutscht. Der Festtag beginnt allerdings um 8.45 Uhr mit dem Gottesdienst in der Pfarrkirche. Sie wird traditionell mit dem "Zachäus", der rot-weißen Kirchweihfahne, geschmückt. Der Stadl öffnet um 10 Uhr die Tore zum Frühschoppen mit Weißwürst, der nahtlos zum Mittagessen und dann zum Nachmittagskaffee mit frischen Kiacherln übergeht. Die Raistinger Kirchta-Musi spielt auf, die Jugendgruppe des Heimat- und Trachtenvereins Raisting-Sölb zeigt Tänze und die Landfrauen bieten herbstliche Bastelarbeiten und kulinarische Spezialitäten an. Auch das Heimatmuseum mit dem historischen Kramerladen öffnet nach der Messe, dort wird um 11 Uhr und 14.30 Uhr Apfelsaft gepresst und ausgeschenkt; außerdem finden Dresch-Vorführungen statt.

Richtig rund geht es im Raisting am Kirchta-Montag zum Betteltanz. Seit mehr als 150 Jahren "betteln" dazu die sogenannten Ruatnbuam unverheiratete Madln und Burschen zusammen. Für die nicht direkt bei Trunk und Trubel Beteiligten ist der Zug der etwa 150 jungen Frauen durchs Dorf der Höhepunkt des Spektakels: Von 13 Uhr an führen sie die Ruatnbuam feierlich vom Gasthof "Drexl" zum Hotel "Post", wo ihre - bis dahin noch unbekannten - Partner warten.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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