Dießen:Spielen ohne Grenzen

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Der Bolzplatz bleibt, ansonsten aber soll die Wiese hinter den "Zwölferhäusern" mit vielen neuen Spielgräten bestückt werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Marktgemeinde will den geplanten Spielplatz in Neudießen für 260 000 Euro so ausstatten, dass ihn nahezu alle Bevölkerungsgruppen nutzen können - auch Jugendliche und Behinderte.

Von Armin Greune, Dießen

Die Marktgemeinde Dießen am Ammersee will mit gutem Beispiel vorangehen: Der geplante Spielplatz in Neudießen soll generationenübergreifend, gendergerecht und weitgehend barrierefrei gestaltet werden. Ziel ist, dass alle Altersgruppen von zwei bis 16 Jahren vom Spielangebot profitieren, Mädchen und Buben gleichermaßen angesprochen sind und die Anlage auch für Erwachsene Aufenthaltsqualität bietet. Zudem sollen Menschen mit Behinderungen nicht ausgegrenzt werden: Um die Inklusion zu fördern, wird die Anlage zum Teil rollstuhlgerecht ausgebaut - als erster öffentlicher Spielplatz im weiten Umkreis.

Der Vorgänger war bis vor fünf Jahren auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Ecke Neudießen/Von-Eichendorff-Straße situiert und vor allem für die Kinder der drei sogenannten Zwölferhäuser gedacht. 2019/20 ließ Dießen auf diesem Grundstück 18 weitere Sozialwohnungen in zwei Gebäuden errichten. Das Areal für den neuen Spielplatz liegt nun westlich der "Zwölferhäuser" und grenzt im Norden ans Gewerbegebiet Romenthal. Auf dem leicht ansteigenden Gelände befinden sich bereits einige einfache Spielgeräte und ein Bolzplatz. Mit der Planung der Anlage hat die Kommune die Herrschinger Landschaftsarchitektin Monika Treiber beauftragt, die auch den vor einem Jahr eröffneten Mehrgenerationenspielplatz im Uttinger Summerpark konzipiert hat. Einen konkreten Entwurf für Neudießen legte sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor, er wurde einstimmig angenommen.

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Demnach soll der Bolzplatz erhalten bleiben, das übrige Gelände aber terrassiert werden. Die unterste Ebene am Parkplatz ist vor allem für Drei- bis Sechsjährige gedacht: Dort finden ein großer Sandplatz mit Kletterstrukturen und Plattform für Rollstuhlfahrer, ein Spielhäuschen, Bänke und eine Kombination aus Nest- und Sitzschaukeln Platz. Die zweite Ebene wird mit einer dreieckigen Stelzenplattform samt Kletternetz, Steigstamm und durch Seilbrücken verbundene Podeste ausgestattet; außerdem sind dort zwei Bank-Tisch-Kombinationen und eine Tischtennisplatte vorgesehen. Am Fuß des Hügels sind Kletterbalken gruppiert, eine Holztreppe mit Geländer und ein Rampenaufstieg führen nach oben, auf einer Hangrutsche mit Podest geht es herab; am "Gipfel" wird eine halbkreisförmige Rundbank unter einem Baum aufgestellt.

Im Norden des Spielplatzes ist eine Calisthenics-Anlage (rote Fläche) für Jugendliche geplant. (Foto: Landschaftsarchitekturbüro Treiber)

Neu und für einen Spielplatz außergewöhnlich ist eine Calisthenics-Anlage, die ältere Jugendliche zum Workout einladen soll. Diese Bewegungs- und Balanceübungen vereinen Elemente von Geräteturnen, Krafttraining, Akrobatik und Breakdance. Calisthenics liegen international voll im Trend, seit 2011 werden jährlich Weltmeisterschaften veranstaltet. Die Geräte, die an Barren oder Reck erinnern, werden in Dießen so angeordnet, dass sie auch von Behinderten genutzt werden können. Die Anregung dazu ging von örtlichen Jugendlichen aus; der Jugendbeirat wurde in die Planung ebenso eingebunden wie die Ergebnisse der Zukunftsmacher-Workshops. Jugendreferent Frank Fastl und weitere Gemeinderäte steuerten Ideen zum Projekt oder für einzelne Geräte bei.

Die Buben machen sich für die Mädchen stark

Treiber hat aber auch die Kinder befragt, die sie an den dort vorhandenen Spielgeräten antraf. Dabei forderten ausgerechnet die Buben mehr Angebote für Mädchen: "Sie hätten ja schon den Bolzplatz", berichtete die Planerin. Ihr Konzept sieht vor, dass die Geräte zum Versuchen verschiedener Schwierigkeitsgrade ermutigen: "Spielen soll auch eine Herausforderung sein." Gewünscht sei, alle Bevölkerungsgruppen anzusprechen und dabei gerade Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen einzubeziehen - sowohl die Kinder selbst als auch Eltern oder andere Angehörige. Gewünscht sei, dass sich die Besucher gegenseitig helfen und Kinder anderen etwa die Hand geben, um auf ein Spielgerät zu gelangen.

Im Landkreis Landsberg gäbe es noch keinen öffentlichen Spielplatz, der die Inklusion in diesem Maß berücksichtige, hieß es. "Da könnte man mal einen ganz guten ersten Schritt machen", fand nicht nur Bürgermeisterin Sandra Perzul. Die Kostenschätzung beläuft sich aktuell auf 260 000 Euro, das Rathaus will sich um eine Förderung aus dem EU-Leader-Programm bemühen. Der Gemeinderat beauftragte Treibers Büro, ihr Projekt weiter zu verfolgen. Als Baubeginn wird der Herbst oder das kommende Frühjahr anvisiert.

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