Christkindlmärkte im Landkreis:"Die Maria wird stündlich ausgewechselt"

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Die Kälte macht den Darstellern der lebenden Krippen auf den Christkindlmärkten zu schaffen. Aber sie hat auch Vorteile - für den Getränkeumsatz.

Patrizia Steipe

Starnberg - Das Kind liegt in der Krippe, Maria und Josef stehen fröstelnd daneben, im Hintergrund kauen Ochs und Esel am frischen Stroh. "Mei, die armen Leut', die müssen frieren", ruft eine mitleidige Besucherin angesichts der Minusgrade. Doch die lebende Krippe gehört einfach dazu, sowohl auf dem Christkindlmarkt in Andechs als auch in Wörthsee. Hunderte von Besuchern drängten sich am zweiten Adventswochenende um die Stallszenen.

Er friere überhaupt nicht, behauptet ein in dicke Loden gehüllter, gut gelaunter Josef in Wörthsee. "Und die Maria wird jede Stunde ausgewechselt." Unter ihrem blauen Seidenumhang sieht man Pelzstiefel und eine Skihose hervorblitzen. Die Besucher der Weihnachtsmärkte wärmen sich die Hände an heißen Tassen mit Punsch und Glühwein, während sich die Standlbesitzer mit Heizlüftern ein wenig Wärme machen. Zum Frieren haben die Erlinger Bäuerinnen ohnehin keine Zeit. Eine lange Schlange hat sich vor dem Stand unter der Klosterkirche gebildet, die Leute stehen an, um selbstgebackene Christstollen und Plätzchen zu kaufen. "Seit Allerheiligen sind wir am Backen", erklärt Ortsbäuerin Elfriede Bauer. 30 Sorten habe sie gemacht.

Das ganze Jahr über stricken die Frauen des Schützenvereins. Bunt geringelte Socken und Handschuhe häufen sich auf der Verkaufsfläche. Als besonderen Gag gibt es einen "Paarhandschuh" für verliebte Pärchen. Wochenlang hat auch Hella John an ihren gequilteten Tischläufern, Decken und Topflappen gearbeitet. "Die Stunden darf ich gar nicht zählen." Am Ende des Adventsmarkts versammeln sich die Standbesitzer vor dem "Christkind" in der Krippe und überreichen ihm Kuverts mit den Erlösen. "In diesem Jahr soll damit der Krippenstall renoviert werden", sagt Bauer.

In Wörthsee feiert der Weihnachtsmarkt sein 30-jähriges Jubiläum, es ist Partystimmung angesagt. Unter einem riesigen Kometen sitzt nicht die Heilige Familie, sondern grillt das Sportlerheim, die Feuerwehr bietet Gyros an, der katholische Kindergarten brät Würste, das Jugendhaus backt Waffeln. Und es gibt eine beeindruckende Vielfalt von heißen Getränken, die Namen wie "Schneewittchen", "heißer Bischof" oder "weißer Ministrant" haben. An einem Stand kann man zugunsten eines sozialen Vereins gebrauchte Golfbälle kaufen, die beim Spazierengehen gefunden worden sind. Beliebter Treffpunkt für alle Durchgefrorenen ist der "Jagastand" der Donarbichler. Im Holzschuppen ist es mollig warm und die Stimmung ausgelassen. Viele Kinder vergnügen sich derweil hinter dem Markt auf dem verschneiten Schulspielplatz.

In Starnberg findet der Christkindlmarkt wegen der Umbaumaßnahmen am Kirchplatz vor und um den Bayerischen Hof statt. Niedliche als Rentiere und Engel verkleidete Balletteleven führen einen Weihnachtstanz vor, verschiedene Musikgruppen treten auf, und im kleinen "Lebkuchenhaus" können Kinder basteln. Ein Schmied führt sein Handwerk vor. Gut besucht ist der Stand der Frauenunion, der besonders aufwendig mit frischem Grün geschmückt ist. "Mit dem Heckenschneiden warten wir immer bis nach dem Weihnachtsmarkt", sagt eine der drei Verkäuferinnen. Zusätzliches Tannengrün holen sich die Frauen von der Grüngutanlage in Hadorf, um Adventsgestecke und weihnachtliche Dekorationen herzustellen. Mit dem Erlös möchten die Frauen eine Ruhebank für die Kreisstadt kaufen. Die Vorsitzende Katja Fohrmann muss in diesem Jahr passen. "Sie hat gerade ihr viertes Kind entbunden", verrät eine der CSU-Frauen.

Freunde alpenländischer Krippen decken sich am Krippenstand mit Zubehör ein: Kleine Brunnen mit echt fließendem Wasser, flackernde Lagerfeuer für die Hirten, wollige Schafe und kleines Werkzeug stehen im Angebot. Ein paar Schritte weiter hat Zinngießer Wilhelm Schweizer aus Dießen seinen Stand aufgeschlagen. Seine nostalgischen Zinn-Engelchen mit Schlitten und das Christkind vor dem Christbaum, die Mäusefamilie beim Baumschmücken und der joviale Weihnachtsmann im Kreise von Tierchen haben längst ihre Liebhaber gefunden.

© SZ vom 06.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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