Krisenszenario:"Blackout" - was tun, wenn nichts mehr geht?

Lesezeit: 3 min

Der Landkreis Starnberg sieht sich selbst für den Fall gewappnet, dass in der Region über längere Zeit der Strom ausfällt. (Foto: Christoph Hardt/IMAGO)

Der Landkreis Starnberg will auf einen großflächigen, mehrtägigen Stromausfall vorbereitet sein. Dafür gibt es nun einen entsprechenden Notfallplan. Private Vorsorgemaßnahmen ersetzt dieser jedoch nicht.

Von Sabine Bader, Starnberg

Eines vorweg: Dass es tatsächlich zu einem sogenannten "Blackout" im Landkreis Starnberg kommt, ist recht unwahrscheinlich. Dennoch bereitet man sich im Landratsamt und in den 14 Gemeinden des Fünfseenlands intensiv auf einen solchen Fall vor. Denn bei einem Blackout fällt der Strom großflächig über einen längeren Zeitraum komplett aus. Und vom Strom hängt so ziemlich alles ab.

Das heißt, es passieren mehr Verkehrsunfälle als sonst, weil auch Ampelanlagen urplötzlich ihren Dienst versagen. In Aufzügen stecken Leute fest. Mit dem Festnetz zu telefonieren, um etwa einen Notruf abzusetzen, ist ohnehin nicht mehr möglich, ebenso wenig wie die Internetnutzung. Auch die Handys sind nach kurzer Zeit tot.

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Heizungsanlagen sind ohnehin längst ausgefallen. Die Pflegedienste haben Probleme, zu ihren Patienten zu gelangen, sobald die Tanks ihrer Fahrzeuge leer sind. Denn die Zapfsäulen an den Tankstellen funktionieren ebenso wenig wie die Melkanlagen für die Kühe. Es geht nichts mehr. Das öffentliche Leben kommt komplett zum Erliegen. "Da wird man ganz schnell in die Steinzeit zurückversetzt", sagt Landrat Stefan Frey (CSU) in einem Informationsgespräch im Landratsamt, an dem auch Katastrophenschutzplaner Roland Schankhart und der Leiter des Amtes für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Thomas Laven, teilnehmen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu dem eben beschriebenen Ernstfall-Szenario kommt, sei zwar nicht erheblich, aber sie sei in der heutigen Zeit größer geworden, glaubt Landrat Frey: "Denken wir nur an Hackerangriffe."

Katastrophenschutzplaner Roland Schankhart (2.v.re.) stellt seine Pläne dem Kreisausschuss vor. Hier unter anderem mit (v.l.) Landratsamts-Pressesprecher Stefan Diebl, Landrat Stefan Frey und Thomas Laven vom Ordnungsamt. (Foto: Landratsamt Starnberg)

Ebendiesen Ernstfall haben kürzlich mehrere Krisenstäbe im Landkreis einen Tag lang durchgespielt. Im Keller des Landratsamts ist die Zentrale des Katastrophenschutzes eingerichtet. Hier laufen alle Fäden zusammen. In den insgesamt 43 Feuerwehrhäusern des Landkreises werden Notrufannahmestellen eingerichtet. Hier verfügt man über Analog- und Digitalfunk. Alle 14 Gemeinden haben sich Satellitenschüsseln für Telefon, Internet und E-Mail angeschafft, damit ihr jeweiliger Krisenstab mit dem im Landratsamt kommunizieren kann. Landratsamt und Kommunen haben zudem auch den Analogfunk wieder aktiviert.

Im Notfall will man jedenfalls vorbereitet sein. Und laut Schankhart ist man das im Landkreis Starnberg auch. Eine wichtige Rolle kommt hier dem Tanklager in Krailling zu. Über die unterirdischen Tanks aus dem Zweiten Weltkrieg würden unter anderem die Notstromaggregate in den Kliniken und die Einsatzfahrzeuge von Rettungsdiensten und Feuerwehren mit Treibstoff versorgt. Auch kann das Krisenteam im Landkreis die Trink- und Abwasserversorgung der Bevölkerung bis zu drei Wochen lang sicherstellen. Das heißt: Es kommt immer Trinkwasser aus dem privaten Wasserhahn. "Das ist das Wichtigste", findet Schankhart. Er hat einen 100-seitigen Einsatzplan als Handreichung für alle relevanten Dienste erstellt.

In jedem Haushalt sollten ein paar Essensvorräte vorhanden sein

Wichtig für die Bürger ist vor allem eines: In jeder Kommune des Landkreises wird es einen sogenannten "Leuchtturm" geben. Das ist eine Anlaufstelle, zu der die Leute gehen können, wenn wirklich Not am Mann oder an der Frau ist - wenn beispielsweise in ihrer Familie dringend ein Arzt benötigt wird. An diesen Leuchttürmen werden in Schaukästen täglich auch die neuesten Informationen der Kreisbehörde und des Krisenstabs aushängen.

Dass immer ein paar Essensvorräte für den Notfall in jedem Privathaushalt sind, darum kann sich das Landratsamt natürlich nicht kümmern, das muss jeder einzelne Bürger selbst machen. Überhaupt raten Landrat und Krisenstab dazu, dass sich jeder einmal mit dem Thema "Blackout" beschäftigt, damit er weiß, worauf es im Notfall in der eigenen Familie ankommt.

Die Anlaufstellen für den Katastrophenfall in den einzelnen Gemeinden des Landkreises heißen "Leuchttürme". (Foto: Marion Weiß/oh)

Die Mitglieder des Kreisausschusses im Landratsamt hat Katastrophenschutzplaner Schankhart an diesem Donnerstag darüber informiert, wie sich der Landkreis auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet und was es dabei zu beachten gilt.

Nach dessen Ausführungen wollte Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim wissen, nach welcher Zeitspanne die Krisenstäbe zusammentreten. Schankhart dazu: "Sofort sollten die Feuerwehrhäuser in den einzelnen Gemeinden mit mindestens einem Mann besetzt sein." Schließlich könnten dort im Bedarfsfall Notrufe abgesetzt werden. Der Krisenstab werde dann nach vier Stunden zusammentreten. Mit Problemen rechnet Schankhart erst nach zwölf oder 24 Stunden. Bernd Pfitzner von den Grünen regte noch an, in den Gemeinden die technischen Voraussetzungen zu schaffen, dass die kommunalen PV-Anlagen trotz Stromausfalls weiterhin nutzbar sind.

Die Standorte der Leuchttürme:

Andechs Grundschule, Berg Rathaus, Feldafing Bücherei, Gauting Grundschule, Gilching Rathaus, Herrsching Nikolaushalle, Inning Rathaus, Krailling Grundschule, Pöcking Rathaus, Starnberg Rathaus, Seefeld Schulturnhalle, Tutzing Rathaus, Weßling Feuerwehrhaus, Wörthsee Grundschule

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