Buchheim-Museum:Standfest bis zur Ewigkeit

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Der "Eisenmann" des Künstlers Kuno Dümler begrüßt die Besucher des Bernrieder Buchheim-Museums mit unverhülltem Blick aufs männliche Geschlechtsteil in voller Pracht. (Foto: Jana Islinger)

In Bernried erregt eine Skulptur von Kuno Dümler die Aufmerksamkeit: ein erigierter Penis begrüßt die Besucher

Von Katja Sebald, Bernried

Legendär waren die Wutausbrüche von Kuno Dümler, dem langjährigen Leiter der Metallwerkstatt in der Münchner Kunstakademie, die bei Studenten und Professoren gleichermaßen gefürchtet waren. Man mag sich nicht vorstellen, wie er getobt hätte, wenn er jetzt seinen "Eisenmann" so gesehen hätte: eingesperrt in einem schweren Ring, der ihm um den Bauch gelegt wurde, und festgezurrt an einem mächtigen Stahlgerüst, das - in Beton verankert - seine Standfestigkeit in alle Ewigkeit sichern soll. Die Flügel hat der Mann aus Eisen schon vor Jahren in einem Sturm verloren. Jetzt reckt er nur noch seinen riesigen erigierten Penis der Sonne und den Besuchern des Buchheim-Museums in Bernried entgegen.

Bekannt für seine legendären Wutausbrüche: der 2018 gestorbene Künstler Kuno Dümler - hier als Selbstbildnis. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die zehn Meter hohe Skulptur gilt als Hauptwerk des Metallbildhauers Kuno Dümler, der von 1975 an in einer einsam gelegenen ehemaligen Funkstation südlich des Tutzinger Ortsteils Traubing lebte. Dort hatte er sich ein Atelier eingerichtet, rundherum platzierte er im Lauf der Jahre seine Metallobjekte in der Landschaft. Der "Eisenmann", gleichermaßen Symbol für Freiheitsdrang und für Männlichkeit, bewachte einst den Eingang zu diesem "Paradiesgarten". Seit 1978 hatte Dümler an einem umgestürzten Baum gearbeitet, den er zu einer schlanken, hoch aufragenden Figur formte und mit einer glänzenden Schicht aus beschliffenem Stahlblech ummantelte.

Ein Penis inmitten von Laubbäumen

Jetzt hat die Skulptur neben dem Torhaus im Bernrieder Park eine neue Heimat gefunden. Doch anders als an seinem ursprünglichen Aufstellungsort kann er dort nicht einfach an einen Baum gelehnt präsentiert werden, sondern musste mit einer von einem Statiker abgesegneten Metallkonstruktion gesichert werden. Immerhin: Auch hier steht er inmitten einer Gruppe von Laubbäumen.

Das Buchheim-Museum hatte Kuno Dümler bereits 2019 eine Retrospektive gewidmet. Schon diese Würdigung hatte der eigenwillige und exzentrische Künstler nicht mehr erlebt: Er war bereits ein Jahr zuvor gestorben. 1936 in Nürnberg geboren, hatte Dümler zunächst in seiner Geburtsstadt eine Schlosserlehre absolviert. Dann arbeitete er unter anderem bei Siemens-Schuckert in Nürnberg und bei Bosch in Bamberg als Kunst- und Bauschlosser, Kunstschmied und Kesselbauer. Spät beschloss Dümler, noch einen künstlerischen Beruf zu erlernen.

Der Künstler trieb früher Mulis

Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Grenzjäger beim Bundesgrenzschutz, als Knecht auf einem Bauernhof, als Mulitreiber und als Lastenträger, schließlich als Hausmeister auf dem Obersalzberg, um die Holzbildhauerschule in Berchtesgaden besuchen zu können. Danach folgte noch ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, zunächst bei Josef Henselmann und dann bei Robert Jacobsen. Anschließend betreute Dümler bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 die von ihm selbst gegründete Metallwerkstatt der Akademie und baute in Traubing den "Paradiesgarten", der nach seinem Tod aufgelöst wurde.

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