Freizeit:Starnberg plätschert, pfeift und knallt

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Die Gestalter des Kulturspaziergangs stehen an der neuen Schautafel vor dem Museum: Christian Fries, Andrea Sawade, Petra Brüderl, Christiane Falk, Christoph Winkelkötter, Christoph Aschermann, Isabell Bauch und Claudia Wagner (von links). (Foto: Nila Thiel)

Ein neuer Kulturspaziergang zeichnet die Vergangenheit der Kreisstadt nach. Die mehr als zwanzig Infostellen und zehn Audiohörspiele widmen sich vor allem den Geschehnissen rund um den See.

Von Léonardo Kahn, Starnberg

"Starnberg ist eben nicht nur royal. Man darf nicht vergessen, wer hier ursprünglich gelebt hat: Fischer und Bauer", sagt die Kunsthistorikerin Claudia Wagner. Das Konzept, die Texte und die inhaltliche Umsetzung des neuen Kultur- und Audiospaziergang in Starnberg ist ihr Vermächtnis. Seit 2005 gibt es in Starnberg zwar schon einen Stadtrundgang, doch der neue Spaziergang soll den Fokus auf das eigentliche Herzstück der Stadt legen: den See.

Der sogenannte Wasserspaziergang besteht aus acht Stationen, die entlang der Seepromenade aufgestellt sind. Entlang des Pfads wurden Schautafeln montiert, mit Karten, Archivbildern und Illustrationen. An drei von diesen Stellen, zum Beispiel am Dampfersteg, kann man sogar ein kurzes Audiostück hören.

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Als Hörer taucht man ab in Zeiten, in denen noch große Dampfschiffe über den "Fürstensee" tuckerten. Man wird von einer Klangkulisse aus Wasserplätschern, Orgelklängen und Feuerwerken umgeben, und historische Persönlichkeiten erzählen die jahrhundertealte Geschichte der Kreisstadt, eingesprochen von Schauspielern aus dem Münchener Residenztheater.

Die Audiostücke sind zwischen fünf und acht Minuten lang und müssen nicht heruntergeladen werden. "Es ist für jeden gedacht, Tourist oder Bewohner, der das Ufer entlangflaniert und gerade Kopfhörer dabei hat", erklärt Isabell Bauch, Projektleiterin bei der Regionalagentur GWT Starnberg. Man muss die Handykamera nur auf den QR-Code an einer der Schautafeln richten und schon kann das Klangerlebnis beginnen. Alle Hörspiele sind auch auf der Internetseite von Starnberg Ammersee aufrufbar.

Die düsteren Zeiten werden nicht ausgeklammert

Neben dem Wasserspaziergang gibt es auch den Kulturspaziergang, der insgesamt aus 19 Infostellen und zehn Hörspielen besteht. Er beginnt am Dampfersteg, führt zum Schlossgarten und endet am Kirchplatz. "Mir war es wichtig, alle prägenden Epochen der Stadt abzubilden, auch die düsteren Zeiten dürfen nicht ausgeklammert werden", so die Kunsthistorikerin Wagner.

Die Idee mit dem Audiospaziergang kam der Starnbergerin während der Pandemie. "Alle Stadtführungen sind ausgefallen und ich fragte mich, wie wir dennoch die Geschichte dieser Stadt vermitteln können", sagt Wagner. Damals habe sie viele Hörbücher gehört und da dachte sie sich: "Warum machen wir keinen Audioguide?"

"Sisi sells", darum bekommt die Kaiserin auch einen Audiorundgang gewidmet

Die erste Umsetzung für den Ludwig II.-Weg war ein Erfolg. Insgesamt wurden die Hörstücke mehr als 40 000 Mal aufgerufen. Dass Audiorundgänge die Zukunft der Tourismusbranche prägen werden, darin besteht laut Claudia Wagner kein Zweifel. Gerade arbeitet sie mit der Stadt und der Regionalagentur Starnberg an einem neuen Audiorundgang zur Kaiserin Elisabeth von Österreich, welcher heuer noch erscheinen soll. Der Grund? "Sisi sells", so Wagner.

Doch der Kulturspaziergang ist nicht nur für Touristen gedacht. Er habe auch einen Mehrwert für die Stadtbewohner, die ihre Heimat neu entdecken wollen, sagt die Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk (SPD). Es wurde intensive Archivarbeit betrieben, welche neue historische Einblicke und spannendes Bildmaterial liefere, sagte sie. Für die SPD-Politikerin ist der Kulturspaziergang ein Weg, "Kulturvermittlung auch als Erlebnis umzusetzen".

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