Jana Schmaderer liebt es, im Garten zu werkeln. "Da bin ich mit der Natur verbunden, regelrecht geerdet", sagt die 56-Jährige. Die Gartenbäuerin und Naturpädagogin hat einen etwa 350 Quadratmeter großen Naturgarten im Andechser Ortsteil Erling - und muss sich in diesen Tagen in Geduld üben, nicht schon zu viel draußen zu tun.
SZ: Der Schnee ist weg und der Garten schaut nach Arbeit aus: Laub auf Beeten und Rasen, abgeknickte Sträucher, welke Staudenreste. Kann man schon loslegen?
Jana Schmaderer: Wer sich diese Frage stellt, sollte sich den Wetterbericht langfristig anschauen. Dann sieht man, dass es nach den warmen Tagen einen Temperatursturz geben wird. Die Temperaturen werden dann tagsüber wieder bei fünf Grad liegen und nachts wird es frieren. Es kann auch noch mal Schnee kommen. Deshalb kann ich nur empfehlen, sich noch zurückzuhalten.
Was sind überhaupt die ersten Arbeiten?
Ich denke, Mitte bis Ende des Monats kann man beginnen, den Winterschutz zu entfernen, also das Laub aus den Beeten zu nehmen, um Platz für die Frühblüher wie Schneeglöckchen und Krokus zu schaffen. Dabei sollte man aber sehr achtsam sein, denn womöglich verstecken sich noch Igel oder Kröten unter den Sträuchern. Auch Sträucher und Stauden wird man um diese Zeit zurückschneiden können, damit neue Triebe austreiben können. Wenn es räumlich möglich ist, dann sollte man die Gartenabfälle nicht gleich entsorgen, sondern noch irgendwo im Garten zwischenlagern. Oft überwintern Insekten oder auch deren Brut in den Halmen, die es noch ein wenig wärmer brauchen.
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Was noch?
Ansonsten kann man den Kompost Ende des Monats durchsieben und die Erde in die Beete austragen. Auch das Hochbeet kann aufgefüllt und vorbereitet werden. Insgesamt sind eher vorbereitende Maßnahmen möglich, mit dem Pflanzen muss man noch warten.
Wenn ich den Garten jetzt schon aufräume und das Laub entsorge - wie schade ich damit den Pflanzen?
Das Laub ist ein Schutz, der die Wärme speichert - aber auch die Feuchtigkeit in den Beeten hält. Das mag zwar nicht so ordentlich aussehen, aber grundsätzlich ist ein bedeckter Boden immer besser als ein offener. Klar muss auch das Laub irgendwann weg, dabei sollte man aber genau hinschauen, was sich in den Beeten tut: Erst wenn ich frische Triebe sehe, ist die Zeit gekommen. Dann fange ich an.
In den Gärtnereien und Geschäften gibt es bereits vorgezogene Primeln und Krokus, die auf den Frühling einstimmen. Tue ich den Bienen etwas Gutes, wenn ich mir die auf den Balkon oder den Gartentisch stelle?
Ja, definitiv. Die ersten Bienen sind ganz scharf auf Krokus, Traubenhyazinthen oder Hornveilchen. Das Tolle ist, dass diese Sorten auch kühlere Temperaturen gut vertragen. Grundsätzlich sind die ersten Zwiebelblumen neben den blühenden Weidenkätzchen eine willkommene Futterquelle für Insekten.
Wie ist es mit unserem "Futter": Wann kann Gemüse ins Hochbeet?
Was ich empfehlen kann, ist ein Bodenthermometer. Erst wenn dieses im Hochbeet acht bis zehn Grad Celsius anzeigt, kann es losgehen. Am besten mit einem Vlies abgedeckt, dann sind die Pflänzchen noch mehr geschützt. Spinat, Rucola und Kresse kann man früh aussäen, auch bestimmte Salatsorten.
Was tun mit Engerlingen und anderen Käferlarven im Beet?
Die muss man nicht alle um die Ecke bringen. Während manche wirklich Schaden anrichten und Pflanzenwurzeln fressen, tun andere gar nichts. Ich sammle sie ein und werfe sie auf den Kompost oder unter Sträucher und Hecken.
Kann ich jetzt auch schon im Haus Gemüse vorziehen?
Mitte des Monats kann man mit Paprika, Chili, Artischocken und Basilikum anfangen. Das sind zwar auch wärmeliebende Pflanzen, die brauchen aber länger, bis sie groß genug sind. Mit Tomaten zum Beispiel empfehle ich mindestens bis März zu warten. Das werden sonst so langtriebige instabile Pflanzen, die wenig Ertrag bringen. Den Fehler habe ich selbst auch schon gemacht.
Lohnt es sich, auch den Rasen jetzt schon zu pflegen?
Wenn er sehr moosig ist, kann man vertikutieren. Gewöhnlich reicht es aber, das Laub zu entfernen und mit dem Rechen zu belüften. Ich bin ein Freund des Mulchmähers, der den Schnitt und damit die Nährstoffe in den Boden zurückführt. Darüber hinaus benutze ich ab einer gewissen Temperatur im Freien effektive Mikroorganismen, die das Bodenleben unterstützen. Die gibt es in guten Gärtnereien.
Kann das Vogelhäuschen schon weg?
Nein, auf gar keinen Fall. Es ist ja noch Winter, die Vögel finden noch nichts zum Fressen. Was unbedingt zum Füttern dazugehört, ist Wasser! Die Tiere brauchen es sowohl zum Trinken als auch zum Baden. Wer etwas Gutes tun will, hängt jetzt noch neue Nistkästen auf oder baut ein Insektenhotel.
Früher hieß es immer, vor den Eisheiligen Mitte Mai sollten keine Pflanzen raus. Gilt das noch immer?
Man kann da nicht stur nach dem Kalender gehen, der Klimawandel ist ja da. Ich empfehle, sich die Wetterprognosen genau anzuschauen. Meist kommt Anfang oder Mitte April noch ein Kälteeinbruch. Unter acht Grad Celsius ist es definitiv zu früh, Tomaten und Co. nach draußen zu stellen.