Schöffengericht Starnberg:Blüten aus dem Darknet

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Falsche Fünfziger-Scheine tauchen immer wieder auf. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Der Mann aus Herrsching wollte eigentlich Polizist und später Steuerberater werden. Nun wird er wegen Geldfälschung zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Von Christian Deussing; , Starnberg

Mit seiner Ausbildung zum Polizisten war der junge Mann gescheitert, dann wollte er Steuerberater werden. Der frühere Herrschinger interessierte sich nämlich für Finanzen - und vor allem im Darknet für den günstigen Erwerb von Falschgeld und dessen Qualitäten. Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) kamen dem Angeklagten jedoch vor drei Jahren auf die Spur: Der damals 22-Jährige hatte über bestimmte Foren, getarnte Accounts und Handychats über Monate hinweg falsche 50- und 20-Euro-Scheine bestellt, um die Blüten laut Anklage mit dem angeblichen Gesamtwert von mehr als 4000 Euro in Umlauf zu bringen. Das Starnberger Schöffengericht verurteilte den geständigen und psychisch labilen Mann am Montag wegen "gewerbsmäßiger Geldfälschung" zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. Zudem muss er eine ambulante Psychotherapie beginnen und 2000 Euro an den Sozialverein "Brücke" zahlen.

Zuvor hatten sich die Parteien darüber verständigt, dass es sich um minderschwere Fälle gehandelt habe. Der Angeklagte sei kein Profiverbrecher und habe mit den Ermittlern kooperiert, indem er seine Passwörter und den Zugang zum USB-Stick preisgegeben habe. Die Fahnder hatten dem Verdächtigen im November 2019 ein Scheingeschäft in Herrsching angeboten und ihm in der Seestraße eine Falle gestellt, in die der Mann tappte: Er hatte bei der Übergabe 1120 Euro in falschen Noten dabei und hierfür 500 Euro von den verdeckten Ermittler erhalten, die ihn daraufhin festnahmen. In der Wohnung des Herrschingers entdeckten die Fahnder weiteres Falschgeld - und verpackt in kleineren Mengen auch Marihuana und Haschisch. Der Stoff sollte laut Gericht verkauft werden. Der bislang unbescholtene Mann kam seinerzeit für fünf Wochen in Untersuchungshaft.

Er habe unter der Geldnot in seiner Familie gelitten, erklärte der Angeklagte

"Ich war am Boden zerstört. Damit war mein Traum geplatzt, Steuerberater zu werden", erklärte der Angeklagte, der nun Betriebswirtschaft studiert und sich offenbar stabilisiert hat. Er habe seit seiner Kindheit unter Geldnot in der Familie gelitten und äußerst sparsam leben müssen. Als er später seinen Laptop für 1200 Euro verkauft habe, sei ihm Falschgeld im Umschlag übergeben worden. Das sei für ihn der Auslöser gewesen, sich intensiv mit Software und digitalen Betrugsmaschen zu befassen und zu erkunden, wie sie funktionieren, berichtete der Angeklagte.

In der Verhandlung sagte auch ein Polizist aus, der den jungen Mann während der Ausbildung vor etwa fünf Jahren näher kennengelernt hatte. Er schilderte ihn als einen sehr introvertierten Menschen voller Selbstzweifel und mit einem "seltsamen Verhältnis zum Geld". So habe der Angeklagte früher zwar jeden Cent umgedreht, dann aber kurzfristig 1000 Euro auf Wetten gesetzt. Dieses Verhalten sei äußerst widersprüchlich gewesen, sagte der Beamte im Zeugenstand.

Das Schöffengericht erkannte schließlich die besonderen Umstände in diesem Fall und befand, dass der Angeklagte jetzt mit seinem Studium auf einem guten Wege sei. "Allerdings sind Sie haarscharf an einer längeren Haftstrafe vorbeigeschrammt", sagte der Richter.

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