Wirtschaft in München:Die Stadtsparkasse ist auf dem Weg zur Wertpapierbank

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Die Stadtsparkasse rechnet damit, dass sie schon in diesem Jahr mit den Einlagen der Kundinnen und Kunden kein Geld mehr verdienen wird. (Foto: dpa)
  • In den vergangenen Jahren hat sich stark verändert, wie die Stadtsparkasse München ihr Geld verdient.
  • Insgesamt verdiente die Bank 2018 fast neun Millionen Euro weniger als noch im Jahr zuvor.
  • Die Einnahmen aus Krediten und Provisionen machen mittlerweile zusammen 96 Prozent aus - und die Einlagen nur noch vier Prozent.

Von Pia Ratzesberger, München

Erst Anfang des Jahres hat die Europäische Zentralbank angekündigt, dass der Leitzins noch mindestens bis zum Sommer bei null Prozent bleiben werde - und wie sehr vor allem die kleineren Banken damit zu kämpfen haben, kann man an der Stadtsparkasse München sehen. Der Vorstandsvorsitzende Ralf Fleischer musste bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch verkünden, was er auch in den Jahren zuvor schon verkünden musste: weniger Einnahmen mit den Einlagen und am Ende auch weniger Gewinn.

Die Stadtsparkasse München (SSKM) verdiente im vergangenen Jahr "vor Bewertung" etwa 134 Millionen Euro - das bedeutet zum Beispiel vor dem Abzug von Steuern oder der Berichtigung von Krediten in der Bilanz. Insgesamt verdiente die Bank fast neun Millionen weniger als noch im Jahr zuvor. Nach dem Abzug von allen Posten, zum Beispiel den Steuern sowie den Rücklagen für das Eigenkapital, blieb ein Jahresergebnis von 37 Millionen Euro - das waren vier Millionen weniger als im Vorjahr. Vor allem der Gewinn aus den Zinsen sank stark, um neun Millionen Euro. Das ist insofern bedenklich, weil die Stadtsparkasse damit eine ihrer wichtigsten Einnahmenquellen zu verlieren droht.

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Zinsen sind das klassische Geschäft einer Bank: Für geliehenes Geld zahlt sie einen Zins und für verliehenes Geld verlangt sie einen Zins. Die Differenz ist ihr Gewinn. Doch seit die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt den Leitzins - das ist der Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können - im Frühjahr 2016 auf null Prozent senkte, funktioniert das traditionelle Modell nicht mehr. Noch dazu muss eine Bank mittlerweile einen Strafzins zahlen, wenn sie nicht benötigtes Geld bei der EZB anlegt. Von manchen Geschäftskunden verlangt die Stadtsparkasse München bereits den gleichen negativen Zinssatz, den auch die Bank der Zentralbank zahlt. Für private Kunden hat sie solche Strafzinsen bislang aber immer ausgeschlossen, zumindest so lange noch keine andere große Bank vorprescht. "Sollten große Institute damit beginnen, müssen die anderen nachziehen", sagt Ralf Fleischer.

In den vergangenen fünf Jahren hat sich stark verändert, wie die Stadtsparkasse München ihr Geld verdient. Im Jahr 2014 verteilten sich die Erträge noch etwa zu gleichen Teilen auf das Geschäft mit den Einlagen, mit den Krediten sowie mit den Provisionen - also Einnahmen durch die Vermittlung von Wertpapieranlagen, von Versicherungen oder Bausparverträgen. Wenn man sich das vergangene Jahr ansieht, machen die Einnahmen aus Krediten und Provisionen zusammen nun 96 Prozent aus - und die Einlagen nur noch vier Prozent.

Die Stadtsparkasse rechnet damit, dass sie schon in diesem Jahr mit den Einlagen der Kundinnen und Kunden kein Geld mehr verdienen wird. Dazu passt, dass die Stadtsparkasse München sich in der Zukunft auch als "Wertpapierbank" verstehen möchte. Im vergangenen Herbst hat die Bank gemeinsam mit der LLBW Asset Management, einer Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, zum ersten Mal seit Langem einen gemischten Fonds aufgelegt. Mit dem sollen vor allem jene Kunden in Anleihen, Aktien oder auch Rohstofffonds investieren können, die bislang kein Geld in Wertpapieren anlegen. Marlies Mirbeth aus dem Vorstand der SSKM sagt: "Man muss nicht reich sein, um Wertpapiergeschäfte zu machen." Momentan lagern die meisten Privatkunden ihr Geld in täglich kündbaren Einlagen auf der Bank.

Das Geschäft mit den Provisionen wird in Zukunft deshalb noch wichtiger werden: Die Stadtsparkasse konnte im vorvergangenen Jahr ihre Einnahmen in dem Bereich noch deutlich steigern und den Rückgang der Zinsen damit fast auffangen. Im vergangenen Jahr verdiente die Bank mit den Provisionen dann nur noch genauso viel wie im Jahr zuvor. Die Stadtsparkasse profitiert allerdings davon, dass sie immer mehr Kunden gewinnt, allein im vergangenen Jahr wurden etwa 7000 neue Girokonten eröffnet - und auch die Zahl der Kredite nimmt zu. Vor allem Firmen nutzen- die Zeit der niedrigen Zinsen.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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