Banken:Wie die Sparkasse München sich fit für die Zukunft macht

Jahrespressekonferenz bayerischer Sparkassenverband

In München hat die Sparkasse 17 Filialen geschlossen.

(Foto: dpa)
  • Die Sparkasse München wird bis Anfang März 17 Filialen schließen.
  • Dann wird die sogenannte Direktfiliale eröffnen, eine Art Callcenter.
  • Künftig sollen die Kunden nicht mehr unmittelbar in einer Sparkasse beraten werden, sondern über Telefon, Videochat oder Textnachrichten.

Von Pia Ratzesberger

Gerade hat Ralf Fleischer seinen neuen Kollegen vorgestellt, er ist nur etwa halb so groß wie der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse München und ein wenig wortkarg. Ein weißer Roboter steht neben ihm und hebt die glänzende Hand zum Gruß - vor nicht allzu langer Zeit stand an dieser Stelle noch ein Bankberater.

In der Haupthalle der Sparkasse lässt sich in diesen Tagen gut beobachten, wie sich das Geschäft der Banken verändert hat. Früher standen die Leute an sechs Schaltern Schlange, heute sind noch zwei geöffnet. Fleischer hat gerade das neue Digitalcenter eröffnet, wie er es nennt, neben ihm Tablets und Smartphones. An diesem Ort will die Bank den Kunden erklären, wie sie sich in Zukunft austauschen werden: immer seltener am Schalter.

Im vergangenen Jahr hatte die Stadtsparkasse München angekündigt, 17 Filialen zuzumachen, Anfang März werden all diese Standorte geschlossen sein. Und dann wird die sogenannte Direktfiliale eröffnen, eine Art Callcenter. Kunden werden sich von acht Uhr am Morgen bis acht Uhr am Abend mit Beratern über Telefon, Videochat oder Textnachrichten unterhalten können. In allen übrigen 58 Filialen gibt es seit kurzem freies Wlan, bald soll jede Bankberaterin ein Tablet haben.

Gaben die Berater sonst die Daten am Computer ein, und der Kunde wartete, sollen Berater und Kunden dann zusammen auf den Bildschirm schauen. Auf die Frage, ob man in einem nächsten Schritt die Zahl der Berater reduziere, sagt ein Sprecher, das könne man sich nicht vorstellen. Vielleicht auch, weil die Stadtsparkasse ohnehin gerade 200 Stellen spart. Ohne Kündigungen, sondern mit einem Programm für Alterszeit, die Stellen werden nicht nachbesetzt. Die 200 Stellen seien eingebucht, sagt ein Sprecher, es dauere nur, bis alle Leute das Alter erreicht hätten, um in Teilzeit zu gehen. Bis 2019 aber, so der Plan, sei das Ganze abgeschlossen.

Allein im vergangenen Jahr hat die Bank drei Millionen Euro Kosten für Verwaltung gespart, wie viele andere Banken hat sie es in Zeiten niedriger Zinsen nicht leicht, steht aber momentan nicht allzu schlecht da. Zwar hat die Sparkasse im vergangenen Jahr 18 Millionen weniger am Zinsgeschäft verdient als noch im Jahr zuvor, 2017 waren es nur noch 254 Millionen Euro.

Die Berater führen mehr Gespräche

Diesen Verlust aber habe man vor allem durch die Provisionen aufgefangen, sagt der Vorstandsvorsitzende Ralf Fleischer, also zum Beispiel durch die Vermittlung von Wertpapieranlagen von Versicherungen oder Bausparverträgen. 124 Millionen Euro habe man mit diesen Provisionen eingenommen, das sind 17 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Dazu passt auch, dass die Berater der Bank viel mehr Gespräche geführt haben, 250 000 nämlich waren es, also doppelt so viele wie zuvor.

Die Kunden kommen zwar seltener in die Filialen und die Bank schließt manche ihrer Standorte, die Berater aber rufen dafür umso öfter an. Das Betriebsergebnis der Bank vor Bewertung - also die Gegenüberstellung von Erlösen und Kosten, bevor die Bank zum Beispiel die Werte von Krediten berichtigt oder Geld für ihr Eigenkapital beiseite gelegt hat - lag 2017 sogar höher als im Vorjahr, bei 140 Millionen Euro; nach Bewertung blieben 100 Millionen. "Wir sind zufrieden", sagt Fleischer.

Konkurrenz durch Start-ups

Er redet in der großen Halle jetzt noch von der digitalen Revolution, wie so viele Unternehmer derzeit. Bei der wolle die Stadtsparkasse "frühzeitig an der Spitze der Bewegung stehen." Deshalb der Roboter, deshalb das Digitalcenter. Nun ist der Platz an der Spitze vermutlich schon besetzt, da junge Start-ups seit Jahren Apps herausbringen, die damit werben, ihren Kunden die Bankgeschäfte einfacher zu machen.

Die Sparkassen ziehen immerhin nach, haben zum Beispiel eigene Apps aufgesetzt wie "Kwitt", mit der man Geld versenden kann. Wie die funktioniere, könne bald vielleicht der neue Mitarbeiter erklären, sagt Fleischer. Der Roboter hat sogar einen Namen: "Monaco".

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