Mobilitätswende:Der Fahrspaß hört an der Ladesäule auf

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Oft zugeparkt: die E-Ladesäulen der Stadt, deren Ausbau die SPD-Fraktionsmitglieder Nikolaus Gradl und Lars Mentrup fordern (von links). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Rathaus-Fraktion SPD/Volt will die Elektromobilität voranbringen. Ein Antragspaket setzt auf mehr Schnellladesäulen - und die konsequente Vertreibung von Falschparkern an Stromtankstellen.

Von Andreas Schubert

Nikolaus Gradl fährt elektrisch. Der Verkehrsexperte der SPD-/Volt-Stadtratsfraktion kennt deshalb die Vor- und Nachteile von Elektroautos aus eigener Erfahrung. Haushoch überlegen sind die Stromer den Verbrennern nicht nur in Sachen Klimafreundlichkeit, sondern - wegen der leisen Fortbewegung und des flotten Abzugs - auch beim Fahrspaß. Doch wenn's um Tanken geht, sind die Autofahrer der alten Schule den E-Mobilisten gegenüber im Vorteil.

Denn obwohl von den gut 764 000 in München zugelassenen Autos inzwischen rund 25 000 Fahrzeuge mit E-Antrieb fahren, wozu auch die Plug-in-Hybride zählen, wächst die Zahl der Ladepunkte im öffentlichen Raum nicht mit - trotz steigenden Bedarfs. Rund 1200 betreiben die Stadtwerke München (SWM), dazu kommen noch knapp 300 von anderen Anbietern, etwa an Supermärkten.

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Der SPD ist das zu wenig. Laut Gradls Recherchen wurden vergangenes Jahr an jedem SWM-Ladepunkt im Schnitt 10 300 Kilowattstunden pro Jahr geladen. 2021 waren es noch 7500 Kilowattstunden gewesen. Am Freitag haben die Sozialdemokraten ein Antragspaket vorgestellt, das die Elektromobilität voranbringen soll.

Fünf Punkte schweben der Fraktion dabei vor: Alle "Park & Ride"-Standorte sollten mit Ladepunkten ausgestattet werden, um Pendlern und Touristen ein Laden während der Parkzeit zu ermöglichen. Bisher ist das nur in fünf von 45 Anlagen der Fall. Solarzellen, so die Idee, könnten zur Stromerzeugung genutzt werden.

Laut Gradl sind die zugeparkten Ladesäulen ein besonderes Ärgernis für E-Mobilisten. Normalerweise dürfen die Autos tagsüber dort nur für einen begrenzten Zeitraum stehen, woran sich viele nicht halten. Dazu kommen noch Fahrer von konventionellen Verbrenner-Fahrzeugen, die die Ladeplätze zuparken. Hier sollte die Stadt nach Meinung der SPD konsequenter gegen die Falschparker vorgehen, die SWM könnten, so die Idee, eine digitale Überwachung installieren, die etwa die kommunale Verkehrsüberwachung alarmiert, wenn ein Verbrenner den Platz zuparkt.

An den meisten Säulen ist nur langsames Laden mit Wechselstrom möglich

Was den praktischen Aspekt von E-Autos angeht, soll in München die Ladezeit mit neuen Schellladesäulen verkürzt werden. Noch ist an den weitaus meisten Säulen nur langsames Laden mit Wechselstrom möglich. Dabei gibt es längst Stationen, an denen "High Power Charging" (HPC), also besonders schnelles Laden mit Gleichstrom, möglich ist - sofern das E-Auto die passende Ladekapazität hat.

Solche Stationen sollten auch in München aufgestellt werden, das Laden würde dann 30 bis 90 Minuten dauern, statt drei bis neun Stunden. Als mögliche Standorte kämen laut SPD etwa die U-Bahn-Haltestelle Olympiapark oder herkömmliche Tankstellen in Frage. Doch einen Haken hat die Sache: Das Genehmigungsverfahren für HPC-Standorte ist aufwendig und sollte nach Auffassung der Politiker verkürzt werden.

Zusätzlich schlägt die SPD vor, Lademöglichkeiten für städtische Mitarbeiter anzubieten, und Ladepunkte in den Stellplätzen der städtischen Wohnbaugesellschaften zu integrieren. Auch der SPD-Stadtrat und Landtagskandidat Lars Mentrup warb am Freitag für mehr Elektromobilität. Die Bundesregierung habe sich bereits unter Kanzlerin Angela Merkel das Ziel gesetzt, bis 2030 15 Millionen Elektroautos in Deutschland zu haben. "Von diesem Ziel sind wir weit entfernt", kritisiert er.

Die Ausschreibung zum Ausbau des Ladenetzes lässt auf sich warten

Tatsächlich hat der Stadtrat schon 2018 den Ausbau des Ladenetzes um 2700 Ladepunkte beschlossen. Der Auftrag soll an einen einzigen Anbieter gehen, die Ausschreibung durch das Umweltreferat (RKU) ist aber immer noch nicht abgeschlossen. Gleichzeitig ist gegen die Stadt eine Klage der Firma Qwello anhängig, der das RKU das Aufstellen von 1677 Ladesäulen im Stadtgebiet verweigert. Qwello hatte der Stadt 2022 ein Angebot gemacht, das nach Ansicht des RKU aber der seit 2020 laufenden Ausschreibung widerspricht. Der Ausgang des Verfahrens ist noch offen.

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