Stadtentwicklung:Für viele Häuschenbesitzer ist der freie Blick aufs Feld gefährdet

Sorgen, die Äcker und Wiesen im Norden könnten demnächst komplett zubetoniert werden, sind verfrüht. Bislang hat noch niemand im Hochhaus an der Blumenstraße konkrete Vorstellungen, wie das neue Quartier einmal aussehen könnte und wie viele Menschen dort Platz fänden. "Wir sind erst am Startpunkt", betont Steffen Kercher vom Planungsreferat. Geprüft wurde bislang nur, ob sich das Gebiet grundsätzlich für eine Bebauung eignet: Wie sind die Verkehrsverbindungen, gibt es Naturschutzgebiete, sind überhaupt ausreichend Flächen frei?

Wem der Grund gehört, spielt dabei zunächst keine Rolle. Es gibt eine sehr große Zahl von Grundstücksbesitzern - eben diese komplizierten Verhältnisse sind ja der Grund dafür, das Areal als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme einzustufen. In Freiham hat die Stadt 40 Jahre lang Flächen aufgekauft, dort war dieser Status nicht notwendig. Im Nordosten hingegen haben es die Planer mit rund 500 Einzeleigentümern zu tun. Wie viele es im neuen Gebiet im Norden sind, weiß Kercher noch nicht. Klar ist nur: Sie werden keine finanziellen Einbußen erleiden, sich aber wohl auch keine goldene Nase verdienen.

Die Gewinne, die durch die Umwidmung in Bauland entstehen, sollen später für Straßen, Schulen und andere Infrastruktureinrichtungen abgeschöpft werden. Nur was danach noch übrig ist, kommt den Grundbesitzern zugute. Die Stadt will möglichst in Partnerschaft mit ihnen planen. Dennoch gilt: Mitmachen ist Pflicht, das besagt der Status als Entwicklungsmaßnahme. Ansonsten könnte jeder Verweigerer große Teile des Projekts torpedieren. Im Extremfall wären auch Enteignungen möglich, die die Stadt allerdings vermeiden will. Verkaufen können die Grundstückseigner auch jetzt schon, das Kommunalreferat übernimmt alles. Wenn auch nur zum eingefrorenen Wert.

Was Kercher heute schon weiß: Zu den Plänen für den Münchner Norden werden neben Gewerbe, neuen Wohnvierteln, Schulen und sozialen Einrichtungen auch große Erholungsflächen gehören. Viele der heute landwirtschaftlich genutzten Gebiete, die für Spaziergänger nicht zugänglich sind, könnten parkähnlich umgestaltet werden. Kercher hält sogar einen weiteren See für denkbar. Idealerweise sollten auch die vorhandenen Einwohner profitieren: durch neue Grünzüge, bessere Verkehrsanbindungen, neue Einkaufsmöglichkeiten und zusätzliche Schulen.

Trotzdem: Für viele Häuschenbesitzer ist der freie Blick aufs Feld gefährdet, die neuen Quartiere werden dem Bestand auf die Pelle rücken. "Wir wollen verhindern, dass ein Flickenteppich entsteht", sagt Kercher. Er rechnet mit erstem Baurecht in etwa zehn Jahren. Im Münchner Norden soll es künftig urbaner zugehen. Und je dichter die Bebauung, desto größer die umliegenden Parks.

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