Ski alpin:Abschwung

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"Wenn der Erfolg ausbleibt, leidet die Motivation": Barbara Wirth vom SC Lenggries geht am Sonntag zum letzten Mal an den Start. (Foto: Imago)

Slalom-Spezialistin Barbara Wirth vom SC Lenggries erklärt ihre Weltcup-Karriere für beendet

Von Johannes Schnitzler, Lenggries

In Lenggries sind sie stolz auf ihre Wintersportler, klar. Die 10 000 Einwohner-Gemeinde im tiefen Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen ist ein anerkannter Luftkurort und hat als flächengrößte kreisangehörige Gemeinde Bayerns ein Alleinstellungsmerkmal. Aber touristisch gesehen machen die Ski-Artisten halt doch mehr her. Bad Tölz hat den Eisclub, Wolfratshausen Edmund Stoiber. Lenggries hat das Brauneck und den Skiclub, die, um nur einige zu nennen, Hilde Gerg, Michaela Gerg-Leitner und Martina Ertl-Renz zu Weltklasse-Athleten formten. Hilde Gerg war Olympiasiegerin, Martina Ertl-Renz Weltmeisterin, sie gewannen Weltcup-Rennen, machten den SC Lenggries weltberühmt und bauten sich im Schnee eine Zukunft auf.

Auch auf Barbara Wirth war Lenggries stolz. Als die Slalom-Spezialistin vor zwei Jahren zu den Winterspielen nach Russland aufbrach, prangte ihr Konterfei zwischen dem der beiden Skicrosser Heidi Zacher und Andreas Schauer überlebensgroß auf Transparenten mit der Aufschrift: "Unsere Olympia-Teilnehmer in Sotschi 2014". Wirth fuhr in Sotschi auf Platz 14, im Weltcup war ihr bestes Resultat ein neunter Platz, drei Mal war sie deutsche Meisterin. Aber eine Zukunft im Schnee sah sie nicht mehr. Am Mittwoch kündigte Wirth ihren Rücktritt an. Mit 26 Jahren. Der Slalom am Sonntag im slowakischen Jasna - ihr 71. Start im Weltcup - wird ihr letzter sein.

Wirth zieht die Konsequenz aus den vergangenen zwei Jahren, in denen sie nicht an ihre erfolgreichste Saison 2013/14 mit sieben Weltcup-Platzierungen unter den Top 20 anzuknüpfen vermochte. "In den letzten Wochen ist mir klar geworden, dass ich trotz großen Engagements meine persönlichen Ziele nicht mehr erreichen konnte", sagte die Zöllnerin in einer vom Deutschen Ski-Verband (DSV) verbreiteten Mitteilung. "Es war immer mein Anspruch, den Rennsport in aller Konsequenz zu leben. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, leidet die Motivation." Seit zehn Jahren gehörte Wirth dem DSV-Kader an, seit 2009 fuhr sie im Weltcup. "Ich hatte eine wirklich schöne Zeit und habe viele wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen. Doch die Leidenschaft fürs Rennfahren ist nicht mehr die, wie ich sie zu Beginn meiner Karriere verspürt habe." Es sei "an der Zeit, aufzuhören und sich neuen Aufgaben zu widmen", sagt Wirth. Sie wolle sich nun "innerhalb der Behörde fortbilden". Beim SC Lenggries müssen sie ihren Stolz nun auf Susanne Weinbuchner, 24, und Michaela Wenig, 23, konzentrieren. Zwei Fahrerinnen aus dem B-Kader.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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