München:Zu mutig, um wahr zu sein

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Hamburgs DEL-Aus erreicht über Umwege den EHC München

Von Johannes Schnitzler, München

Einundvierzig Tage ist es her, dass der EHC München in Wolfsburg ein Eishockeyspiel 5:3 gewann. Knapp sechs Wochen hat die Meistermannschaft nun als solche auf dem Buckel. Und man kann sagen: Sie hat sich gut gehalten. Gleich nachdem der erste Rausch verflogen war, meldete der Klub drei Weggänge (Herpich, Maurer, Sparre) und drei Zugänge (Joslin, Macek, Matsumoto), eine ausgeglichene Transferbilanz. Zum 2. Mai besaßen bereits 21 Spieler einen Vertrag für die kommende Spielzeit. Es schien ein ausgesprochen ruhiger Sommer zu werden. Never change a winning team.

Neun Tage ist es her, dass die Hamburg Freezers der Deutschen Eishockey Liga Tschüss sagten. Seitdem herrscht in der DEL eine Aufregung, die nun auch den Meister erfasst hat. Kehrt Christoph Schubert, 34, nach 14 Jahren in seine Heimatstadt zurück? Bringt er Stürmer Thomas Oppenheimer gleich mit? Was ist eigentlich mit Torhüter David Leggio? Mit Toni Söderholm, Frederic St-Denis und Jeremy Dehner? Wird Manager Christian Winkler jetzt Fußballfunktionär? Zu viel Ruhe kann auch Unruhe auslösen.

Am Dienstag war das Magazin Eishockey News mit der Meldung vorgeprescht: "Gerüchte um Christian Winkler". Dem EHC-Sportdirektor liege ein Angebot eines Profi-Fußballklubs vor. Nun war Winklers Onkel zwar der legendäre HSV-Masseur Hermann Rieger, und die Hamburger sind bekannt für mutige Personalien. Am Mittwoch aber sagte Dietmar Beiersdorfer, der Vorstandsvorsitzende des HSV, dass er sich durchaus vorstellen könne, nach der Trennung von Sportdirektor Peter Knäbel dessen Amt auch langfristig mit auszufüllen. Der HSV sucht also eher keinen Fußball-Novizen aus dem Eishockey. Ebenso wenig die Red-Bull-Schwester Leipzig (Ralf Rangnick), ja nicht einmal der ebenso für mutige Personalien bekannte TSV 1860 München (Oliver Kreutzer).

Während Winkler nach SZ-Informationen also beim EHC bleibt, wird Thomas Oppenheimer vorerst nicht nach München kommen. Der ERC Ingolstadt verkündete am Mittwoch die Verpflichtung des 27-jährigen Nationalspielers bis 2021.

Was St-Denis und Dehner betrifft, bleiben Fragezeichen, beide haben Gedanken geäußert, nach Nordamerika zurückkehren zu wollen. Auch die Zukunft von David Leggio ist weiterhin offen. Söderholm hat unterdessen einem finnischen Online-Medium sein Karriereende anvertraut. Der 38-jährige Teamälteste könnte von Deron Quint, 40, (einst Berlin, zuletzt Tscheljabinsk) abgelöst werden. Oder von Schubert. Der statt Oppenheimer dann ja Nationalspieler Jérôme Flaake aus Hamburg mitbringen könnte.

Bei all den Spekulationen ging eine Meldung glatt unter: Stürmer Joachim Ramoser wird wie im vergangenen Jahr den Saisonauftakt in der DEL (16. September) verpassen. Der 21-Jährige, soeben mit Italien in die WM-A-Gruppe aufgestiegen, hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen und muss ein halbes Jahr pausieren. Acht Tage ist das jetzt her.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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