Fußball:Cousin von Douglas Costa: Für ein paar Schnitzel in der Landesliga

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Talentierter Cousin: Douglas Costa spielt ein paar Ligen höher als Stefano. (Foto: Lennart Preiss/Getty Images)

Beim SC Oberweikertshofen versucht sich derzeit ein Brasilianer mit berühmtem Namen. Doch so gut wie der Bayern-Profi ist Stefano Costa lange nicht.

Von Ralf Tögel, Oberweikertshofen

Uli Bergmann hat ein Mantra. Jeden Tag, so erzählt der Manager des Fußball-Landesligisten SC Oberweikertshofen, stelle er sich nach dem Aufstehen folgende Frage: "Was kannst du für den SCO tun?" Derzeit müsste er recht zufrieden sein mit sich, denn er hat jüngst ein paar neue Spieler geholt. Einer erregt viel Aufmerksamkeit: Stefano Costa, Brasilianer, der laut Bergmann vom Drittligisten FC Garibaldi kommt. Besonders an Costa sind aber nicht seine Fußballkünste, sondern seine familiären Verbindungen.

Stefano Costa ist der Cousin von Douglas Costa, jenem Douglas Costa, der mit seinen Fußballkünsten den Freistaat im Allgemeinen und die Fans des dort ansässigen FC Bayern im Besonderen in Verzückung versetzt hat. Keiner flitzt so schnell wie der Brasilianer die linke Außenbahn entlang, keiner dribbelt so flink wie Douglas Costa, keiner schlägt so scharfe Flanken. Cousin Stefano flitzt nicht so schnell, dribbelt nicht so flink, schlägt keine so rasanten Flanken. Cousin Stefano ist defensiver Sechser, und sein neuer Trainer Stefan Tutschka sagt: "Für die Landesliga reicht es momentan nicht." Er sei auf einem guten Weg, mehr nicht.

Gestatten: Costa, Stefano, Cousin von Douglas. (Foto: privat/oh)

Hin und wieder "gibt es ein Schnitzel"

Tutschka kennt sich im Amateur-Fußball recht gut aus, hat selbst gespielt, nicht so gut wie Douglas Costa, aber für die Bayernliga, damals noch vierthöchste Spielklasse, hat es allemal gereicht. Tutschka hat dann die Trainerlaufbahn eingeschlagen, nicht professionell, aber im Amateurbereich von der Pike auf, er war Spielertrainer in der Kreisliga, hat sich nach oben gearbeitet, bis er Trainer in der Bayernliga war.

Dort wird schon ganz ansehnlich Fußball gespielt. Weltmeister Klaus Augenthaler hat gerade ein Traineramt in der Bezirksliga übernommen, siebte Liga, nur so zur Einordnung. Man darf dem 50-jährigen Augsburger also genug Sachverstand attestieren, um einzuschätzen, ob ein Spieler für die Landesliga taugt. Oder nicht. Stefano Costa tut das nach Ansicht Tutschkas derzeit nicht.

Uli Bergmann ärgert das, er würde das so nicht sagen, aber zwischen den Zeilen kann man Unverständnis hören für die Trainerentscheidung. Bergmann fährt Costa höchstselbst ins Training, nur die Kosten für die S-Bahn von Grünwald, wo Stefano Costa bei Cousin Douglas wohnt, nach Fürstenfeldbruck fallen an. Und ja, hin und wieder "gibt es ein Schnitzel", ein Essen also. Bergmann denkt aber, dass "ihn der Douglas schon ordentlich verköstigt". Stefano ist also ein Schnäppchen.

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Das gilt auch für Marko Petrovic, den Bergmann aus Bosnien geholt hat, dort habe er in der zweiten Liga gespielt. Trainer Tutschka sagt: "Für die Landesliga reicht es noch nicht." Auch Petrovic ist nicht teuer, er bekomme zwar ab und an "zwei Schnitzel" von Bergmann, was heißen soll, dass der Manager die Familie unterstützt, denn Petrovic wohnt bei seinem Patenonkel. Und dann ist da noch der brasilianische Torhüter Joao Pedro Werneck, der schon mal drei Monate für die U19 des SC Oberweikertshofen gespielt hat, aber wieder zurück musste nach Brasilien, weil er nur ein Besuchervisum hatte.

Jetzt ist er wieder da, wohnt bei Bergmann und soll den nach Kaufbeuren abgewanderten zweiten Keeper Matthias Rummelsberger ersetzen. Bergmann hat gute Kontakte nach Brasilien, erzählt er, über einen Bekannten aus München, dessen Onkel ein Fußball-Internat betreibt - und hofft, Spieler auf dem deutschen Markt unterzubringen. Wie Stefano Costa. Bergmann sieht das als eine Art "Entwicklungshilfe".

Am vergangenen Wochenende bei Tabellenführer Gundelfingen jedenfalls saßen alle drei Neuen auf der Bank, die ganze Partie - obwohl der SCO massive Personalprobleme wegen verletzter Spieler hat. Aber Coach Tutschka ist der Ansicht, dass ihm keiner aus dem Trio weiterhelfen kann. Der Trainer wirkt ein bisschen genervt, wenn man ihn nach den Gründen fragt. Costa etwa spricht nur Portugiesisch, die Sprachbarriere erleichtere die Integration nicht gerade. Und warum solle er einen defensiven Man bringen, wenn man hinten liege?

Costa wird am Samstag auf der Bank sitzen

Jedenfalls hat der SCO 0:1 verloren, ist Tabellensechster, spielt angesichts der personellen Probleme eine ordentliche Saison. Aber Uli Bergmann will mehr, dafür hat er Spieler geholt, die höherklassig gespielt haben, wie Uli Fries, einst Regionalliga-Torjäger. Die Nummer eins im Brucker Landkreis ist der SCO bereits, das Ziel aber bleibt die Bayernliga.

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Sein Trainer sagt, dass dieser Kader für den Sprung nach oben wohl nicht gut genug ist, die Konkurrenz sei stark. Wer ihm genau zuhört, kann auch den Eindruck gewinnen, dass ihn die Erwartungshaltung aus der Chefetage etwas stört. An diesem Samstag erwartet Oberweikertshofen den Dritten Nördlingen. Costa, Petrovic und Werneck werden wieder auf der Bank sitzen, das ganze Spiel wahrscheinlich. Aufsteigen wird der SCO auch nicht.

Uli Bergmann weiß das auch, er ist schon dabei, den Kader für die nächste Saison zusammenzustellen. Der jetzige soll "punktuell verstärkt werden". Wer kommt, wer bleibt? Bergmann hält sich bedeckt, plant aber wohl mit Costa und Petrovic. Ohne Werneck wohl, der muss ja in drei Monaten zurück nach Brasilien. Und ohne Stefan Tutschka. Der Trainer hat der Mannschaft am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er zum Saisonende aufhören wird. Warum? Weil er vom TSV Schwabmünchen ein sehr gutes Angebot habe.

Es gibt noch einen Satz, den sich Bergmann täglich sagt, immer bevor er ins Bett geht: "Was hast du heute für den SCO getan?" Er wird gut schlafen.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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