Zwei Drittel (66 Prozent) der Deutschen können sich laut einer Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung vorstellen, Asylbewerber persönlich zu unterstützen. Bei der Inneren Mission und der Diakonia werden derzeit vor allem Menschen gesucht, die Kleider sortieren. Aber auch beim Fußballspielen oder für Deutschunterricht ist ehrenamtliche Hilfe erwünscht. Wie auch andere Organisationen sucht die Innere Mission vor allem Menschen, die sich längerfristig engagieren wollen - und warnt gleichzeitig: Der Durchlauf in einer Erstaufnahmeeinrichtung ist sehr groß, deshalb ist es schwierig, hier ein persönliches Verhältnis zu entwickeln. Wer das sucht, sollte sich eher an eine Flüchtlingsorganisation wenden.
Besondere Fertigkeiten sind dort oft gar nicht notwendig: "Wir sind froh über alle, die sich einbringen", sagt Ben Rau vom Bayerischen Flüchtlingsrat. "Natürlich können wir immer auch Ärzte, Juristen, Lehrer oder Dolmetscher gebrauchen. Aber bei den Hausaufgaben helfen oder mal einen Brief übersetzen - das kann fast jeder. Auch am Abend oder am Wochenende, wenn er tagsüber berufstätig ist." Der Flüchtlingsrat vermittelt Interessierte auch an andere Helfergruppen in München weiter.
Selbst sucht er vor allem Ehrenamtliche, die sich auf dem Land engagieren wollen - denn nachdem die Flüchtlinge aus der Münchner Erstaufnahmeeinrichtung verteilt werden, gehe hier das Chaos oft weiter. Auch das Sozialreferat der Stadt München berät unter der Hotline 089/23348454 über bürgerschaftliches Engagement. Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren wollen, können sich hier melden: 089/23348436
Wie kann ich langfristig helfen
Wer an mehr persönlichem Kontakt interessiert ist, kann auch ehrenamtlicher Mentor für einen Flüchtling werden - etwa beim Welcome-Programm von Refugio, das sich um traumatisierte Flüchtlinge kümmert, die oft schon länger hier sind, aber dennoch wenig Kontakt zu Deutschen haben. Eine therapeutische Ausbildung ist dafür nicht notwendig, allerdings ein wenig Zeit. Der Mentor verpflichtet sich ein halbes Jahr lang mindestens einmal die Woche seinen Mentee zu treffen. Es geht dabei vor allem um Sprachunterricht und die Freizeitgestaltung - der Mentor soll dem Flüchtling die Stadt zeigen oder auch einfach mal nur Wandern gehen. Eine Partnerschaft für junge Flüchtlinge, die alleine hier sind, vermitteln auch die Münchner Mentoren.
Wo kann ich Wohnraum zu Verfügung stellen
"Wenn Sie ein großes Haus leer stehen haben, melden Sie sich gerne. Ist es nur ein WG-Zimmer, dann eher nicht", heißt es beim Sozialreferat der Stadt München. Gesucht werden - zumindest für die neuankommenden Flüchtlinge - vor allem größere Komplexe wie Hotels oder Gewerbeimmobilien, die mehrere Jahre leer stehen, sozial verträglich und finanziell angemessen sind (Mailadresse: objektangebote.soz@muenchen.de).
Wer seine Wohnung an Flüchtlinge mit Bleiberecht und Aufenthaltstitel, die nicht mehr in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnen müssen, weitergeben will, kann sich ebenfalls an das Sozialreferat der Stadt wenden - allerdings unter einer anderen Mailadresse (zew.wohnen1.soz@muenchen.de). In diesem Fall kann vielleicht schon ein WG-Zimmer helfen.
Wie kann ich außerhalb Bayerns helfen
Wer außerhalb Bayerns helfen will: Flüchtlingshelfer arbeiten oft lokal, weiterhelfen kann sicherlich der jeweilige Flüchtlingsrat vor Ort. Eine Seite mit den Adressen finden Sie hier.
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl arbeitet deutschlandweit. Auch hier kann man Mitglied werden, Spenden und Adressen vor Ort finden.
Allgemeine Informationen zur Unterstützung von Flüchtlingen liefern zudem die Broschüre "Flüchtlinge und Asylbewerber begleiten und unterstützen" und das ehrenamtlich geführte Portal wie-kann-ich-helfen.info