"Sound of Bavaria Now":Flow und Flashmob

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Ria Reiser nennt sich als Musikerin RiA und erinnert an eine weibliche "Dicht & Ergreifend"-One-Woman-Show mit starken, mit Akkordeon unterlegten Beats. (Foto: Florian Peljak)

Vier Acts zeigen beim "Sound of Bavaria Now", wie vielfältig und mutig sich Bayern anhört - weit entfernt von der stereotypischen Blechblaskapelle.

Von Carolin Wittmann

Spätestens, als Blushy AM die Bühne betritt, ist klar, dass in der Musik nicht mehr unterschieden wird, woher eine Band kommt. Dass sich eine Szene nicht nur durch die Herkunft definiert. Und dass sich Künstlerinnen und Künstler auch dann unterstützen, wenn ihre Proberäume weiter als 100 Kilometer voneinander entfernt sind.

Während in der Hansa39 im Feierwerk der "Sound of Munich Now" zelebriert wird, zeigen in der Kranhalle vier Bands beziehungsweise Künstlerinnen, wie der "Sound of Bavaria Now" klingt. Vielfältig. Modern. Und weit entfernt von der stereotypischen Blechblaskapelle, selbst wenn im Dialekt gesungen wird. Doch der Reihe nach. Ria Reiser stammt aus Mainburg, nennt sich als Künstlerin mittlerweile RiA und erinnert an eine weibliche Dicht & Ergreifend-One-Woman-Show mit starken, mit Akkordeon unterlegten Beats. Dazu singt sie im niederbaierischen Slang, was durch den mühelosen Flow fasziniert. Für ihr Lied "Schwungscheim United" ruft RiA zu einem kollektiven "Booty Bounce" auf - und schon folgen fast alle ihrer kreisenden Hüft-Choreo. Als RiA während des Songs ins Publikum springt und jeder im Rhythmus tanzt, fühlt es sich an wie ein riesiger Flashmob.

Bei Marlin Beach kommt sofort eine Feelgood-Stimmung auf. Atmosphärische Riffs und klarer Rhythmus erinnern an den Indie-Pop aus den Achtzigerjahren, jedoch weniger schrill mit entspanntem Flow. Marlin Beach hat auf jeden Fall das Zeug dazu, die nächste Lieblingsboyband zu werden, deren Hochglanzposter an Schlafzimmerwänden hängt.

Peter aus der Mozartstraße und sein Schlagzeuger Johannes füllen die Bühne mit einer ganz anderen Energie. Ihr Sound ist die nostalgisch-zelebrierende Erinnerung an eine Jugend in den Nullerjahren und spricht durch die Mischung aus Rock und Rap den jungen Rebell im Publikum an. Den Song "24 Stunden" performt Peter aus der Mozartstraße mit Blushy AM. Sie singen über Zorn, das Gefühlschaos der ersten Liebe, gestorbene Tamagotchis und durchgemachte Nächte - auch wenn der eine sie in Regensburg feiert und die andere in München. Die Musik verbindet, deswegen gehen sie demnächst gemeinsam auf Bayerntour - und nehmen auch noch Marlin Beach mit. Wie schön.

Aber zuvor haben sie noch den Abschluss des Abends mit SILSAN gefeiert. Feiner Techno mit tiefen Flow, weder monoton noch simpel. Die Afterparty hat die Kranhalle in einen dunklen, mit Blitzen erfüllten Techno-Club verwandelt.

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