Wer im "Sollner Dreieck" wohnt, darf sich eigentlich glücklich schätzen. Zwischen der Wolfratshauser Straße, der Herterichstraße sowie einem Geflecht kleinerer Verkehrswege südlich und westlich davon prägen Spuren einer dörflichen Vergangenheit, relativ viel Grün und attraktive Wohnanlagen das Bild. Wenn, ja wenn da nicht der seit Jahren anschwellende Durchgangsverkehr wäre, könnte man von einem Stadtrandidyll sprechen. So aber wurde das Viertel zum Zielgebiet einer Verkehrsuntersuchung.
Vom Mobilitätsreferat zur Ergänzung eines Verkehrskonzeptes für den Münchner Süden in Auftrag gegeben, das allgemein als wenig hilfreich erachtet worden war, hat das Nürnberger Verkehrsplanungsbüro pb consult dieses Stück von Alt-Solln akribisch unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt öffentlich vorgestellt und diskutiert. Dabei ging es derart lebhaft zu, dass ein Sprecher des Ingenieur-Büros konstatierte: "Verkehr kann emotional sein."
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Zunächst einmal wandte sich die kritische Stimmung gegen alle Aussagen, die geeignet gewesen wären, das Problem zu relativieren. Nützte aber nichts, denn eine Kernbotschaft der Analysten lief darauf hinaus, dass das subjektive Gefühl, durch den Kfz-Verkehr unter die Räder zu geraten, mit der gemessenen Realität nicht übereinstimmt. Die meisten der angeblich überlasteten "Knotenpunkte" lägen tatsächlich "im grünen Bereich" einer Leistungsfähigkeitsberechnung. Das Echo aus dem Versammlungssaal: ungläubiges Staunen, empörte Zwischenrufe.
Als die Emissäre des Mobilitätsreferats und des Planungsbüros erkennen ließen, dass sie trotzdem offen sind für Vorschläge zur Verkehrsberuhigung, sei es durch temporäre oder dauerhafte bauliche Veränderungen, durch alternative Ampelschaltungen, Neubeschilderungen oder Einbahnregelungen, war die Kommunikation wieder im Lot. Diskutiert wurden sogar gravierende Eingriffe ins Verkehrsgeschehen, wie etwa die Umwandlung der Bertele- in eine reine Fahrradstraße. Um den Durchgangsverkehr "unattraktiver" zu machen, kämen ferner Straßenverengungen bei gleichzeitiger Verbreiterung der Fußwege in Betracht, punktuell auch versenkbare Poller. Genannt wurden in diesem Zusammenhang die Muttenthaler- sowie die Wilhelm-Leibl-Straße.
Mehrere Wortmeldungen aus dem dicht gedrängten Publikum lenkten die Aufmerksamkeit auf die Verkehrsverhältnisse in der Herterichstraße. Sie gilt vielen Sollnern als neuralgischste Verkehrsader überhaupt, als "eine Art Mittlerer Ring Süd", nicht zuletzt wegen fehlender Radwege in ihrem schmalen östlichen Abschnitt. Erneuert wurde die ältere Forderung nach einem Verbot, Radler hier zu überholen. Weil auf diese Weise auch Linienbusse ausgebremst würden, klang das für viele Zuhörer nicht sehr realistisch. Den Verkehrsdruck der Herterichstraße irgendwie in die Siemensallee abzudrängen, wurde zwar ebenfalls angeregt, Chancen dafür sahen die Experten jedoch nicht.
Was den Planern sonst noch "mit auf den Weg gegeben" wurde: Die Kreuzung Melchior-/Wilhelm-Leibl-Straße müsse wegen erhöhter Unfallgefahr umgestaltet, Schleichwege sollten "gekappt", die Taktung verschiedener Ampeln überdacht werden. Das mit dem Unfallschwerpunkt wollte ein Sprecher der Polizei ausdrücklich nicht bestätigen. Am Ende war es dennoch eine "lange Prüfliste", die die Vertreter von pb consult aus Solln mitnahmen. Im Herbst wollen sie einen "vorläufigen Ergebnisbericht" vorlegen.