Solln:"Gehobener Privathaushalt" sucht Koch mit Michelinstern

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Fisch-Calamari-Weißwurst vom Gröbenzeller Otto Koch: Für den gehobenen Haushalt in Solln gerade gut genug - dank Michelinstern. Aber dummerweise nicht vegan. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ist ja schließlich lästig, für das Mittagessen immer ins Tantris oder zum Dallmayr fahren zu müssen.

Kolumne von Laura Kaufmann

Wie schwierig es ist, gutes Personal zu finden, davon kann jeder Gastronom ein Lied singen. Köche vor allem, gute Köche. Zwar wird der Beruf dank Kochshows und Foodblogs populärer, aber einen guten Mann oder eine gute Frau für die Küche zu finden, das ist nach wie vor nicht leicht. Und wenn schließlich jemand gefunden ist, dann steht zu befürchten, dass die Konkurrenz versucht, ihn abzuwerben.

Konkurrenz kommt jetzt auch aus dem Münchner Süden, aus Solln. "Köchin/Koch gesucht, mit mindestens, auch ehemals, 1 Michelinstern", beginnt eine Zeitungsannonce in der FAZ. Ein Stern also, viel Glück bei der Suche, mag sich der kundige Leser denken. Aber zumindest die Arbeitszeiten sind für die Gastronomie ungewöhnlich human, Teilzeit quasi: Vier Vormittage die Woche wird der Koch nur gebraucht. Womöglich überzeugt das potenzielle Bewerber. Den Einkauf für seine sternewürdigen, möglichst veganen und vegetarischen Kreationen soll er aber bitte auch erledigen. Dafür muss nur für zwei bis drei Personen gekocht werden. Die Anzeige hat nämlich ein Privathaushalt aufgegeben. Ein "gehobener Privathaushalt", wohlgemerkt.

Verständlicherweise ist es lästig, für das Mittagessen immer ins Tantris oder zum Dallmayr fahren zu müssen. Privatkoch, ein Stern, das klingt zwar mondän, ein wenig nach den Gilmore-Girls-Eltern und im schlimmsten Fall nach der Yacht der Geissens. Aber es wird ja nie etwas so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und Privatköche gibt es wahrscheinlich mehr als gedacht in Grünwald, Bogenhausen und Solln; wenn auch nicht alle mit Michelin-Auszeichnung.

Man kann sein Geld weniger sinnvoll ausgeben als für gutes Essen. Wie viel ein jeder dafür ausgibt, sei ihm selbst überlassen. Wer weiß schon, wie viele sehr solvente Münchner sich statt Thermomix oder Maggi-Fix exquisite Unterstützung in die Küche holen. Und wer weiß, vielleicht hat das hernach noch damit zu tun, dass die Gastronomen über Mangel an Köchen jammern? Immerhin: Sollte jemand für diesen Teilzeit-Job gefunden werden, hätte der am Abend noch Gelegenheit, die kulinarisch anspruchsvolle Restbevölkerung der Stadt in einem Restaurant zu beglücken.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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