Naturschutz in Bayern:Der Münchner war mal ein liebenswerter Stenz auf Skiern

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Die Botschaft ist klar: Skifahren, hähä! Voll uncool! (Foto: dpa)

Früher umwehte ihn ein Hauch von sportiver Weltgewandtheit. Heute wird er als "Saubär" beschimpft. Wie konnte es dazu kommen?

Kolumne von Wolfgang Görl

Es gab Zeiten, da umwehte den Skifahrer, namentlich den Münchner Brettlkünstler, ein Hauch von sportiver Weltgewandtheit, ja, er galt als liebenswerter Stenz auf Skiern, der mit eleganten Pistenschwüngen die Damen zu beeindrucken wusste, was ihm beim abendlichen Après-Ski in glühweindunstigen Tiroler Hütten entscheidende Vorteile brachte. Sofern er Kinder hatte, wurden diese, kaum dass sie stehen konnten, auf die Bretter gestellt und zum nächsten städtischen Idiotenhügel gebracht, auf dem sie die ersten Sturztechniken lernten.

Klar, das ist schon ein paar Jahre her, das waren die guten Zeiten, als in München noch ausreichend Schnee fiel und man einen Ausflug machen durfte, ohne gleich ein Selfie von der erfolgreichen Besteigung des Monopteros-Hügels ins Netz stellen zu müssen. Damals war es Ehrensache, dass Münchner Buben und Mädchen spätestens mit vier Jahren in der Lage waren, die Kitzbühler Streif sturzfrei hinunter zu brettern - wenn nicht, mussten sie zurück zur Bergstation, aber ohne Seilbahn. Auch das geschah in besseren Zeiten, also in jener goldenen Vergangenheit, als Österreich noch kein Schurkenstaat war, den politisch korrekte Menschen besser meiden.

Angesichts der Erinnerung an einstige Schussfahrten, mit denen man den Applaus der an der Talstation stehenden Holländer erntete, schien es eine gute Idee zu sein, nach längerer Verletzungspause mal wieder zum Skifahren zu gehen. Befremdlich aber war, dass der Herr Nachbar, der im Treppenhaus entgegenkam, beim Anblick der Ski missbilligend den Kopf schüttelte und einige unverständliche Worte murmelte, von denen eines wie "Saubär" klang.

Auf der Straße dann, noch ehe die Bretter im Auto verstaut waren, hallte einem das höhnische Gelächter von ein paar Jungs entgegen, die Snowboards mit sich herumschleppten. Die Botschaft war klar: Skifahren, hähä! Voll uncool! Da alles wäre noch zu ertragen gewesen, wäre nicht in diesem Moment die Gabi aufgetaucht, eine stadtviertelbekannte Öko-Amazone, mit der man jüngst bei der Demonstration gegen den Flächenfraß einvernehmlich über die Verschandelung der Alpen durch Skilifte und Schneekanonen geplaudert hatte. "Wie", krähte sie. "Du fährst Ski." Was folgte, war eine halbstündige Belehrung über die Zerstörung des Bergwalds, die Verwüstung der Hänge und die schlimmen Folgen für die Tiere. Und der Jagertee, fügte sie wutschnaubend hinzu, ist auch eine greisliche Plörre.

Jedes Wort schmerzte wie ein Sturz auf der Streif, das Peinigendste aber war: Sie hatte recht. Zumindest teilweise. So übel ist der Jagertee auch wieder nicht.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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