Ski-Weltcup in München:Ein Stück Alpen im Olympiapark

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Am Sonntag findet in München erstmals ein FIS-Weltcuprennen statt. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für 200 Meter Skipiste.

Christoph Leischwitz

Wenn man von der U-Bahnstation die Brücke über den Mittleren Ring hinaufgeht, hat man das Gefühl, dass extremer Föhn herrscht. Wie sonst könnte es sein, dass plötzlich ein Skihang zum Greifen nah erscheint, ein sehr steiler 200 Meter langer Skihang, mit Fangnetzen an beiden Seiten, prominent ausgeleuchtet und perfekt planiert. Rechts neben dem Hang steht ein kleiner Wohnwagen. Er war in den vergangenen zwei Monaten das Zuhause für mehrere Arbeiter, die den Auftrag bekommen hatten, ein Stück Alpen in den Olympiapark zu holen.

Ein Skirennen mitten in München. Am Sonntag wird es ernst. (Foto: dapd)

Fast pausenlos wachten sie über die vier Schneekanonen, die eine weltcup- taugliche Piste in den Olympiapark pusteten - mit einem Starthäuschen exakt 564 Meter über dem Meeresspiegel. 'In der Stadt ist das komplizierter als in den Bergen, weil hier der Wind ständig dreht. In dem Fall mussten wir die Schneekanonen jedes Mal umdrehen und neu anschmeißen, weil sie sonst kaputtgehen würden', sagt Mittermüller, der gerade die letzten Vorbereitungen überwacht. Er vertritt seinen Chef Bernhard Heitauer, der sich bei den Arbeiten eine Erkältung eingefangen hat. Dessen Firma hat die Erfahrung und Geräte mitgebracht, die nötig sind, ein Weltcup-Rennen vorzubereiten. Am Sonntag, 3. Januar, will der Chef aber in jedem Fall wieder gesund sein, wenn die 16 besten Frauen und Männer der FIS-Weltrangliste einen Parallelslalom abhalten. Start ist um 16.30 Uhr unter Flutlicht. Zwei Monate Arbeit für zweieinhalb Stunden Spektakel.

Solch ein Event hat es im Olympiapark schon einmal gegeben. Mitte der achtziger Jahre wurden zwei Parallelslaloms der Frauen ausgetragen. Diesmal geht es aber auch um Weltcup-Punkte, was die Veranstaltung zusätzlich aufwertet. Deshalb war es mit der Arbeit an der Piste auch noch nicht getan. Aus dem Olympiasee wurde das Wasser abgelassen, damit dort eine Bühne für Live-Musik stehen kann, dahinter ist Platz für 30000 Zuschauer, die aus jedem Winkel die gesamte Strecke einsehen können. 'Die Vorbereitung war auch für unsere Verhältnisse ein großer Aufwand', sagt Tobias Kohler, einer der Olympiapark-Sprecher. Die Idee hatten Funktionäre des Internationalen Skiverbands (FIS) sowie die Betreiber des Olympiaparks gemeinsam entwickelt. Hintergrund ist natürlich die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018. Sollte die Veranstaltung ein Erfolg werden - und davon gehen alle aus - ist es durchaus möglich, dass in den kommenden Jahren noch einmal Weltcup-Punkte dort eingefahren werden können.

'Zu 99 Prozent kommt hier nichts mehr dazwischen', sagt Mittermüller, denn das Wetter spielt mit, die Temperaturen sind ideal, um die Piste nicht mehr anzugreifen. Allerdings muss sie in der Silvesternacht noch von Sicherheitspersonal überwacht werden, damit all jene, die den Jahreswechsel dort oben feiern, nicht auf dumme Gedanken kommen. 'Am Samstag werden wir wahrscheinlich noch Böller-Reste wegräumen, das war"s dann für uns', sagt Mittermüller, der am Renntag aber noch als Torrichter eingeteilt ist.

Mehr als 10 000 Tickets sind für die beiden Weltcup-Parallelslaloms schon verkauft, aber es sind noch genug Plätze frei. Im Vorverkauf kostet eine Karte 19 Euro (ermäßigt ab 11 Euro), an der Tageskasse 21 Euro, es gibt aber auch Familien- und Vierer-Tickets für 48 beziehungsweise 68 Euro. Einlass ist um 13.30 Uhr, bis zum Start der Rennen gibt es Show- und Musikeinlagen auf einer großen Bühne. Kommentiert wird das Geschehen von Bayern-3-Moderator Roman Röll. Von 16.30 Uhr fahren Frauen und Männer abwechselnd ihre Sieger aus, wobei anders als bei normalen Rennen hier im K.-o.-System gefahren wird, jedes Duell besteht aus zwei Rennen. Mit dabei sind die jeweils 16 besten Fahrer der FIS-Weltrangliste, darunter auch Maria Riesch und Felix Neureuther.

© SZ vom 31.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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