Senioren-Stift:Wirtschaftskrimi um das Augustinum

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Auch im Tantris wurde auf Kosten des gemeinnützigen Augustinum-Konzerns getafelt, der sich der Altenhilfe und Behindertenfürsorge verschrieben hat. (Foto: Felix Hörhager/dpa)
  • Manager des kirchennahen Sozialkonzerns tafelten jahrelang in teuren Restaurants, bei den Löhnen hingegen wurde geknausert.
  • Wegen eines fragwürdigen Schuldenerlasses wird nun auch gegen Konzernchef Markus Rückert ermittelt.
  • In München ist die Inhabergesellschaft des Seniorenstifts im Hasenbergl pleite - um ihr Zuhause fürchten müssen die Bewohner wohl nicht

Von Bernd Kastner und Klaus Ott

"Empörung pur", so hat eine Aufsichtsrätin des Augustinums ihre Gefühle beschrieben, als sie vor einiger Zeit von der Münchner Kriminalpolizei als Zeugin vernommen worden war. In dem kirchennahen Sozialkonzern seien weit über 100 000 Euro an Spesen verprasst worden, während man über die Gehälter der Pfleger gestritten habe. Die Aufsichtsrätin, viele Beschäftigte und zahlreiche Bewohner der 23 Senioren-Stifte können es kaum fassen, was nach und nach über das Agustinum bekannt wird.

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Über ihr Augustinum, eine gemeinnützige Unternehmensgruppe mit 4300 Mitarbeitern, die in Schulen, Werkstätten, Heimen und Stiften etwa 10 000 Kinder, Jugendliche und alte Menschen betreuen. Eine Unternehmensgruppe, die sich der Jugend- und Altenhilfe und der Behindertenfürsorge verschrieben hat, die zum diakonischen Werk der evangelischen Kirche gehört.

Der Ex-Finanzchef des kirchennahen Konzerns, Kurt Wilkin, der inzwischen verstorbene Aufsichtsratschef Artur Maccari und drei Geschäftsleute sollen das Augustinum bei Immobiliendeals mit 14 der 23 Stifte in Höhe von 728 Millionen Euro ausgenommen haben; sollen hohe Beträge in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrug und anderer Delikte. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.

Nebenbei kam im Augustinum selbst heraus: Wilkin und Maccari haben jahrelang auf Kosten des Augustinums in feinen Restaurants getafelt, immer wieder auch in Nobelstätten wie dem Tantris. Für mehr als 150 000 Euro soll Wilkin mit seinen Gästen, zu denen regelmäßig auch der CSU-Politiker Otmar Bernhard gehörte, gespeist haben.

Bernhard, seit 1990 Landtagsabgeordneter, von 2004 bis 2011 Chef der Münchner CSU, seither Ehrenvorsitzender, zwischenzeitlich Staatssekretär und Umweltminister, arbeitet nebenher als Rechtsanwalt und hat als solcher auch das Augustinum betreut. Bei den Essen in den Luxusrestaurants will Bernhard, mit einer Ausnahme, allerdings nicht dabei gewesen sein.

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Das Augustinum braucht nun Hilfe von vielen Anwälten. Gegen den Konzernchef und evangelischen Pfarrer Markus Rückert wird inzwischen ebenfalls ermittelt. Wegen Untreue in einem sonderbaren und kuriosen Fall. Rückerts Anwälte weisen den Verdacht zurück. Und inzwischen ist, nach den fragwürdigen Immobiliendeals, die Inhabergesellschaft des Seniorenstifts im Münchner Norden pleite gegangen. Das Augustinum sieht das als Chance, die Immobilie im Hasenbergl zurück in den Konzern zu holen. Ob die Rechnung aufgeht?

Den vollständigen Bericht mit Details zur Rolle des CSU-Politikers Otmar Bernhard lesen Sie im SZ Plus

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Von Bernd Kastner und Klaus Ott

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