Pudel gibt es sicher auch rund um den Ammersee. Königinpastete eher weniger, dafür sehr seltsame Winde, die vor allem Langschläfer ärgern. Bei der großen Oktoberfestregatta beispielsweise, zu der die Starbootsegler aus der ganzen Republik und den benachbarten Ländern anreisen. Startschuss ist da oft um sieben Uhr morgens, weil da "die beste Südthermik" ist, so ein Ammersee-Spezialist vom veranstaltenden Herrschinger Segelclub (wo man übrigens auch mit großer Fröhlichkeit die Frotzeleien zwischen Bonzenseeseglern und Bauernseeseglern pflegt).
Doch auch jenseits der großen Drei gibt es in Bayern wunderbare Reviere für den Segler, ob Einheimischer oder Gast, wenn auch nicht unbedingt für größere Einheiten. Da wäre im Westen der Forggensee zu nennen, ein Kunstgewässer, der Bändigung des wilden Lech geschuldet. Hier halst und wendet man mit Blick auf Schloss Neuschwanstein und auf den Tegelberg, einen Lieblingsberg der aerodynamisch mit den Seglern verwandten Gleitschirmpiloten.
Segler aus Bayern sind für alle Wetter gerüstet
Ganz im Osten wartet der Waginger See vor allem auf Jollen, die hier Konjunktur haben dank der ortsansässigen Mader-Werft, die in ihrer Geschichte den "Korsar" erfunden hat und die "Tempest", beides Boote, die großen Respekt bei den Seglern genießen, auch wenn ihnen die weltweite Verbreitung versagt blieb. Nahe dem Waginger See liegen Orte mit so seltsamen Namen wie Frühling oder Petting, und von hier stammt auch der Hohe Priester des Ingwers: Alfons Schuhbeck kochte in seinem Waginger Kurhausstüberl, bevor er die Münchner Innenstadt übernahm.
Nicht vergessen sollte man natürlich zwischen den beiden Exponenten den Tegernsee (eigenes Mikroklima), den Staffelsee mit seinen sieben Inseln, den Wörthsee, wo der Finn-Dinghy-Weltmeister von 1981, Wolfgang Gerz, herkommt, und den Walchensee, der Surfers Liebling ist. Und dann gibt es noch ein paar, aber die werden nicht verraten.
Sicher ist nur, dass, wer irgendwo hier das Segeln erlernt hat, überall auf der Welt mittels Wind gut vorwärts kommt. Ob zwischen den Inseln der Ägäis, zwischen denen unter den Winden in der Karibik oder dort, wo man Lüttje Lage trinkt, im Norden der Republik, dort also, wo man "Gemma ummi" nicht versteht.