Klaviermusik:Reisen zum Wesen des Klangs

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Der Pianist Sebastian Voltz vor Bildern von Julia Johannsen, mit denen auch sein erstes Solo-Album "Voyages" gestaltet ist. (Foto: Rich Serra)

Der Pianist Sebstian Voltz stellt sein genreübergreifendes Solo-Debüt "Voyages" im HP8 vor.

Von Oliver Hochkeppel, München

Ein eigenes Genre, für das noch kein überzeugender Name gefunden wurde, bildet inzwischen all die Musik zwischen den althergebrachten Genres. Frei wird dort mit Formen, Melodien und Rhythmen umgegangen, nur graduell dadurch unterscheidbar, von wo der Interpret herkommt. Ein gutes Beispiel ist der Pianist Sebastian Voltz aus dem Saarland. Sein vor ein paar Tagen erschienenes erstes Soloalbum "Voyages" ist musikalischer Impressionismus pur. Ein Schwelgen in Melodien, meist meditativ und melancholisch, sehr oft lange aus- und nachklingend. Formvollendet, aber offen für den Augenblick, für die Improvisation. Natürlich ist Voltz sich der Tradition bewusst, mal klingt es nach Satie oder Debussy, mal nach Michel Legrand oder Keith Jarrett, aber immer sind es dann doch die eigenen Gedanken und musikalischen Ideen, die sich darin ausdrücken.

Seiner Technik hört man am ehesten an, dass Voltz von der Klassik kommt. Von 2001 bis 2008 studierte er Liedbegleitung, Kammermusik und Konzertklavier an der Hochschule für Musik Saar. Schon vor dem Examen begann die in der Klassik übliche Wettbewerbstour, schon 2005 gewann Voltz immerhin den Walter-Gieseking-Wettbewerb in Saarbrücken. Schnell aber vermisste er dabei das Miteinander und wandte sich der Neuen Musik zu, unter anderem schon während des Studiums im Ensemble "les éclats du son". Die wachsende Lust an der Improvisation führte ihn dann weiter bis zum Jazz. Eines Tages schrieb er die Jazz-Gitarristin Susan Weinert an und bat sie um Noten von einigen ihrer Stücke. Was wiederum das Interesse von Weinert und ihrem Mann und Bassisten Martin weckte. Man traf und verstand sich sofort, und Voltz war fortan der Pianist im Rainbow Trio der Weinerts. Und damit sozusagen offiziell Jazzpianist, der bei den einschlägigen Festivals wie Elbjazz, Jazz Baltica oder dem Enjoy Jazz auftrat.

Auch über das Künstlerische hinaus entwickelte sich eine enge Freundschaft, die jäh vom plötzlichen Tod Susan Weinerts vor zwei Jahren im Alter von nur 54 Jahren zerrissen wurde. Auch diesem Ende wohnte freilich ein Anfang inne, noch am Abend ihres Todes schrieb Voltz eine Solo-Komposition als Hommage an die verstorbene Freundin - der Nukleus des Albums "Voyages". "Die Stücke flossen in den darauffolgenden Tagen einfach aus meinen Fingern, ich befand mich in einer Art Kompositions-Rausch", erinnert sich Voltz. Mal vom Mond inspiriert, der überall gleich scheint ("Luna"), mal von Hermann Hesses "Steppenwolf" ("Das magische Theater") oder vom silbernen Pendel Ingo Maurers in der Münchner Pinakothek ("Pendulum"). Dazu kamen die Eindrücke einer Israel-Reise und das noch am Vorabend der CD-Aufnahmen in der Provence komponierte Stück "Jardins de l'Hermitage". Berührende, einfach schöne Musik, die auf einem ebenso wunderschön gestalteten, fast wie ein Büchlein aussehenden Album gebündelt ist, erschienen natürlich beim Tough Tone Label von Martin Weinert. Und weil sich Voltz von der Münchner Agentur B&B vertreten lässt, findet das offizielle Release-Konzert nun auch in München statt, im Saal X des HP8 neben der Isarphilharmonie.

Sebastian Voltz: "Voyages", Tough Tone Records; live am Fr., 11. Feb., 20 Uhr, Gasteig HP 8 Saal X, Tel. 21 83 73 00

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