Fürstenried:Beben um den "Bunker"

Lesezeit: 2 min

Typischer Brutalismus: Das Schulzentrum Fürstenried, "Bunker" genannt, steht neuerdings auf der Denkmalliste. Stadtviertelpolitiker befürchten, dies könne die Sanierung erschweren. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Schulzentrum Fürstenried muss saniert werden. Doch seit Kurzem steht der Komplex unter Denkmalschutz. Die Lokalpolitiker fürchten die Folgen - die zuständige Behörde aber widerspricht.

Von Jürgen Wolfram

Als das Landesamt für Denkmalpflege im Oktober 2021 das Schulzentrum Fürstenried, ein als "Bunker" bekannter Gebäudekomplex, in die bayerische Denkmalliste eintrug, löste dieser Schritt im zuständigen Bezirksausschuss Erstaunen aus. Das lag nicht allein daran, dass hier ein "Beispiel für die Architektur des Brutalismus" eine Würdigung erfuhr. Mehr noch fragte man sich, wie die Vorgaben des Denkmalschutzes mit der dringend erforderlichen Sanierung und Erweiterung des Staatlichen Gymnasiums sowie der Josef-von-Fraunhofer-Realschule zusammenpassen sollen. Und ob der Akt der Denkmalschützer nicht mit dem Ausschuss abzustimmen gewesen wäre. Auch die Frage der Finanzierung der Schulrenovierung unter komplizierteren Vorzeichen warfen die Lokalpolitiker auf. Nun hat das Referat für Stadtplanung und Bauordnung dazu Stellung bezogen. Die Botschaft: Alles kein Problem.

Für die Denkmaleigenschaft eines Bauwerks sei lediglich ausschlaggebend, ob dieses die Kriterien des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes erfülle, lässt das Planungsreferat den Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln wissen. Die "Herstellung des Benehmens mit der betroffenen Gemeinde" sei daher nicht zwingend erforderlich. Das Entscheidungsrecht zur Aufnahme eines Bauwerks in die Denkmalliste liege "ausschließlich beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege".

Mit dem Listeneintrag des Schulbaus an der Engadiner Straße 1 sei dessen Eigenschaft als Baudenkmal sofort zu beachten, teilt das Planungsreferat ferner mit. Doch nach allen bisherigen Erfahrungen ließen sich die Anforderungen des Denkmalschutzes "gut in Bauabläufe integrieren". Zu Verzögerungen müsse es bei der Sanierung des Schulzentrums also nicht kommen. Auf das von Rupprecht Geiger stammende Farbkonzept des Gebäudekomplexes, das dem Bezirksausschuss reichlich verblasst erscheint, geht das Referat ebenfalls ein: Es werde "in enger Abstimmung mit dem Archiv Geiger wieder stärker erlebbar gemacht". Als Grundlage dafür dienten Planunterlagen, Fotos und Abstimmungen mit dem Architekten Peter Lanz und dem Vorsitzenden der Kunstkommission Bernhart Schwenk. Erste Kunstwerke seien schon überarbeitet worden.

Bildungschancen seien wichtiger als der Schutz eines Denkmals

Abschließend weist das Planungsreferat die Stadtteilpolitiker darauf hin, dass die schulischen Sanierungsmaßnahmen durchaus auch im Sinne des Denkmalschutzes seien. Bauaufgaben an denkmalgeschützten Kindertagesstätten oder Schulen bei laufendem Betrieb gehörten heutzutage zur Routine, wie sich unter anderem bei der Sanierung und Errichtung eines Ergänzungsbaus am Oskar-von-Miller-Gymnasium sowie beim Maximiliansgymnasium erkennen lasse. Regelmäßig erhielten das Referat für Bildung und Sport sowie das Baureferat sogar Auszeichnungen für vorbildliche Sanierungen und Erweiterungen denkmalgeschützter Schulen.

Der Bezirksausschuss im Münchner Süden hält gleichwohl kategorisch an seiner Forderung fest, die Schulerweiterung im Zeichen des Denkmalschutzes dürfe unter keinen Umständen zu Lasten der knapp 2000 Schülerinnen und Schüler in Fürstenried gehen. Denn die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen seien allemal wichtiger als der Schutz eines fragwürdigen Denkmals.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: