Schulbeginn in München:Schwein im Schulranzen

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Werner Härtl erfand Brot und Schwein - die beiden Maskottchen des "Häfft". (Foto: Stephan Rumpf)

Vor 20 Jahren erfand Werner Härtl für ein Hausaufgabenheft die Maskottchen "Brot" und "Schwein". Heute ist das "Häfft" Kult unter Münchner Schülern.

Interview von Theresa Parstorfer, München

Werner Härtl, 37, illustriert seit 1995 als Weeh78 das Hausaufgabenhäfft, einen Wochenplaner für Schüler, der aber auch gern als Zeitvertreib benutzt wird. Härtl entwarf dafür die beiden Maskottchen Brot und Schwein, die mit Witzen, Wissenswertem, Käsekästchen und Schiffe-Versenken durch das Schuljahr führen. 2005 belief sich die Auflage auf 600 000 Exemplare, mittlerweile kostet ein Häfft 3,99 Euro. Härtl ist außerdem Rapper und arbeitet in der Landwirtschaft.

SZ: Ist ein Hausaufgabenheft nicht das Schlimmste, was ein Schüler besitzt?

Werner Härtl: Das kommt doch drauf an, was man damit macht. Und das Häfft soll den Schulalltag eben ein bisschen schöner gestalten. Das war die Idee damals, als es entwickelt wurde, vom Abiturjahrgang des Gymnasiums Fürstenried West. Denen waren die Hausaufgabenhefte, die es gab, zu langweilig und sie wollten deshalb was Eigenes machen, was Cooles. Das hat sich dann relativ schnell rumgesprochen. Ich war da selber noch in der Schule, auf dem Gymnasium in Icking, und habe mir gedacht, hey, das ist cool, aber die Zeichnungen da drin sind Mist.

Ganz anders als Ihre gezeichneten Protagonisten Brot und Schwein?

Ich habe mir überlegt, was sollte man dabei haben in der Schule? Pausenbrot ist schon mal gut, und Schwein braucht man auch.

Weeh78 - die 78 steht wohl für Ihren Jahrgang.

Knallhart kombiniert. Und Weeh setzt sich aus meinen Initialen zusammen. Das kommt noch aus der Sprüherecke und da ist eine Zahl halt auch immer ganz stylisch.

Ihr Abi ist, knallhart kombiniert, demnach schon eine Weile her. Woher wissen Sie denn, was den Kids heute gefällt?

Ich habe einen 15-jährigen Sohn und insofern sitze ich da an der Quelle. Ich habe damit zwar nicht unbedingt meinen größten Fan, sondern eher meinen härtesten Kritiker, der mir einfach sagt: "Du wirst alt. Es ist nicht witzig. Es ist scheiße." Aber mei, man muss natürlich schon ein bisschen recherchieren oder unterwegs sein oder halt selber noch einen rechten Knall haben, dass man das noch so erwischt.

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Können Sie denn vom Häfft-Illustrieren leben?

Das ist zwar nicht das Einzige, was ich mache, aber ein großer Teil. Ich habe schon auch noch Kunden aus anderen Bereichen. Sei es medizinisch oder wissenschaftlich, oder irgendwelche Verpackungen von Süßigkeiten designen. Nebenher arbeite ich auch als freier Sprecher beim Radio. Und die Musik ist eher ein Hobby.

Sie machen auch noch bayerischen Rap. Wie lange schon?

Seit ich 15 bin oder so. Und was heißt bayerisch . . . damals, als ich angefangen habe, da gab es ja noch nicht mal deutschen Rap. Da gab es vielleicht mal die Fantas.

Was sagen Leute in Ihrem Alter mit "normaleren" Jobs? Wird das belächelt?

Die sehen das so wie ich: Dass es etwas Besonderes ist, wenn man das, was einem liegt, zu dem macht, was einen finanziert.

Hatten Sie ein Hausaufgabenheft in der Schule?

Ja, das Häfft eben. Ein Jahr lang, bevor ich da gezeichnet habe, hab ich das auf dem Tisch gehabt. Vielleicht hab ich weniger Hausaufgaben reingeschrieben als sonstigen Mist, aber das ist ja auch so ein bisschen das Rezept dabei. Wir haben so einen Wettbewerb, dass die Leute ihre Häffte einschicken und das schönste bekommt dann einen Preis. Da kamen irrsinnige Sachen bei uns an. Total zugeklebt und dick und mit Fell bezogen, also Wahnsinn. Ganz dankbare Ablenkung im Unterricht.

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Waren Sie in der Schule besonders gut in Kunst oder auch in Musik?

In Musik war ich eher schlecht. Weil das hatte ja mit Theorie und mit Notenlernen zu tun und das hat mich nullinger interessiert. Ich habe kein Instrument gespielt und insofern kann ich auch keine Noten lesen oder schreiben oder spielen. Aber wenn einem Musik gefällt und wenn man ein Rhythmusgefühl hat, dann ist das schon die halbe Miete, vor allem wenn man Rap machen will. Und Kunst? Es gab schon auch Lehrer, die mir Vierer reingedrückt und mit Rotstift in meinen Bildern rumgekritzelt haben (lacht).

Kriegen Sie Feedback?

Ja, durchaus. Von den Freunden von meinem Sohn und schon auch von Leuten aus meiner Generation, die sagen: "Mensch, das hatt' ich früher auch immer, gibt's das noch? Lass' mal durchblättern. Wie kommst denn auf den Scheiß?" Aber man küsst mir jetzt auch nicht die Füße oder so.

Macht das Zeichnen noch Spaß?

Das ist genau wie jeder andere Job, dass man sich Weihnachten denkt: Oh nein, Cover-Zeichnen, die 25. Aber unterm Strich ist man natürlich totfroh, dass man die Möglichkeit hat, das machen zu können, was einem Spaß macht.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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