Manchmal kann das Leben schön sein, sogar als bayerischer Kultusminister. Als Ludwig Spaenle (CSU) über das am Dienstag beginnende Schuljahr spricht, vermag der Ausstoß seiner Worte nicht immer mit seiner Begeisterung mitzuhalten. Dabei zählt er zweifellos zu den Schnellsprechern im Kabinett. "Bundesweit einmalig" sei das eine Konzept, groß der Neid anderer Länder auf ein anderes Projekt. Einmal schwärmt Spaenle sich so in Fahrt, dass er fast einen Kompetenz-Kompetenz-Satz zusammenstoibert.
Ein erster Schatten auf das Bildungswunderland Bayern fällt erst nach der Pressekonferenz, als ein Mann vom Philologenverband Zettel verteilt. 590 Bewerber mit dem Leitfach Deutsch gab es dieses Jahr, nur sechs seien an staatlichen Gymnasien angestellt worden. "Anstellungschancen haarscharf über Grasnarbenniveau", lautet die Kritik.
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Projekte vorantreiben und Flüchtlinge integrieren
Aber das ist wohl eines der kleineren Probleme Spaenles. Seine größte Herausforderung liegt darin, Flüchtlinge zu integrieren und Projekte wie Inklusion, Ausbau des Ganztagunterrichts oder den Modellversuch Mittelstufe Plus trotzdem voranzutreiben. Die Lehrerverbände fürchten, dass die Stimmung kippen könnte, wenn Lehrer überlastet sind, und Eltern ihre Kinder vernachlässigt sehen. Allein in den vergangenen Wochen kamen Zehntausende Asylsuchende nach Bayern. In drei Monaten sind die Kinder, die bleiben, schulpflichtig.
Die Schulen seien als zentraler Lern- und Lebensort für die Integration besonders gefordert, sagt auch der Kultusminister, für Bayern sei das aber kein Problem. Wie viele der 1,68 Millionen Schüler Flüchtlinge sind, darauf möchte er sich nicht festlegen. Im Sommer war von 30 000 die Rede. Spaenle sagt nun "Zehntausende", Tendenz steigend.
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Die große Zahl von Flüchtlingen stellt das Schulsystem vor Herausforderungen. Kultusminister Spaenle gibt sich optimistisch, der Lehrerverband klagt dagegen über zu wenig Personal.
Volksschulen tragen die Hauptlast
4000 neue Lehrer wurden eingestellt, allein 2470 gehen an Grund- und Mittelschulen. Dort steigen die Schülerzahlen sogar ohne Asylbewerber. Woran das liegt? Natürlich an ihm, sagt Spaenle, an seiner Aufwertung der Haupt- zur Mittelschule. Kritiker nennen es "reinen Labelwechsel". Vom steigenden Bedarf profitieren auch einzelne Realschul- und Gymnasiallehrer, die meisten haben dieses Jahr kein Jobangebot vom Staat bekommen. 390 Absolventen lassen sich nun umschulen. Die anderen gehen für immer verloren, fürchten die Verbände.
Noch tragen die Volksschulen die Hauptlast der Integration: In 470 Übergangsklassen lernen Flüchtlinge sechs Monate lang Deutsch, bevor sie in Regelklassen gehen. Aber an den meisten Schulen in Bayern kümmern sich Klassenlehrer nebenbei um Neuankömmlinge. Sie sollen mit Förderkursen und Personal unterstützt werden. An Berufsschulen bereiten 440 Kurse in zwei Jahren auf die Lehre vor.
Bayern:Diese Projekte beschäftigen die Schulen
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Der Flüchtlingsrat habe anderen Ländern sogar empfohlen, das nachzuahmen, sagt Spaenle. Doch bisher ist nur für ein Drittel der Flüchtlinge zwischen 16 und 21 Jahren Platz - einige Verbände beklagen Rechtsbruch. Spaenle widerspricht: "Die Schulpflicht ist an den Ausbildungsvertrag gekoppelt, wir beschulen die Jugendlichen ohne." Er will auch die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen, um rasch die Fähigkeiten der Flüchtlinge zu erkennen.
Seit einem Jahr koordiniert eine Stabsstelle Asyl im Ministerium Fortbildung und Unterstützung der Lehrer. Die mobile Reserve, die bei Krankheitsfällen einspringt, wurde aufgestockt. 750 000 Euro sind im 11,2 Milliarden Euro hohen Bildungsetat für Honorarkräfte wie Psychologen eingeplant. "Wir werden die Entwicklung genau beobachten und entsprechend handeln", sagt Spaenle.
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Finanzminister muss wohl "nachjustieren"
Opposition und Verbände fürchten trotzdem bald Schwierigkeiten. "Wir werden größte Personalprobleme bekommen. So fährt Spaenle die Schulen an die Wand", sagt Martin Güll (SPD). 750 000 Euro nennt er "lächerlich", er fordert 15 Millionen Euro für 300 Stellen. Grüne und Freie Wähler dringen auf 1000 Stellen, um vorbereitet zu sein.
Die Planungsgrundlage des Ministeriums stammt vom Juni, als Deutschland 500 000 Flüchtlinge erwartete. Nun liegen die Prognosen bei 800 000 oder mehr. In Spaenles Haus wird mitgerechnet, doch genauere Zahlen wird es erst in den Haushaltsgesprächen geben. Auch Finanzminister Markus Söder (CSU) stellt sich darauf ein, dass der Freistaat während des Schuljahres nachjustieren muss. "Der Start kann gut gelingen", sagt Söder, doch der weitere Bedarf wird bereits ermittelt. Der Freistaat sei bereit, nachzubessern, aber das hänge auch von der Unterstützung des Bundes ab.
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Als Spaenle gefragt wird, mit welchem Gefühl er in dieses Schuljahr startet, wird er nachdenklich: Er sei fast jedes Mal mit einem "Riesenthema" konfrontiert gewesen, aber man sei gut vorbereitet. Er meint: auf die Flüchtlinge.