Ausstellung:Kulturelle Legierungen

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Aus Baustahl geschmiedet ist diese Kette von Ido Berenstain. (Foto: Liat Ebling)

Die Klasse für Schmuck und Mode an der Jerusalemer Bezalel Akademie stellt sich in der Pinakothek der Moderne vor.

Von Ira Mazzoni

Im Anschluss an die Schmuckwoche gibt die Neue Sammlung regelmäßig Kunstakademien mit Schwerpunkt Schmuck die Gelegenheit, aktuelle Arbeiten ihrer Studierenden in der Pinakothek der Moderne vorzustellen. Der zur Verfügung stehende Platz "unter der Treppe" ist nicht besonders attraktiv. Trotzdem ereignen sich in der schwer auffindbaren Nische immer wieder kleine Inszenierungswunder. Wie jetzt.

Die beiden Professorinnen Vered Kaminski und Einat Leader vom Department Jewelry and Fashion der Bezalel Akademie in Jerusalem haben eine prismatisch gefaltete Seitenwand bauen lassen, die Licht in den Trichter holt und sowohl Liege- wie Hängeflächen bietet. Die Studierenden der staatlichen Akademie kommen aus allen Landesteilen, sind unterschiedlicher kultureller Herkunft und gehören verschiedenen Religionsgemeinschaften an.

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Diese Vielfalt macht die Klasse zu etwas ganz Besonderem. Bezeichnenderweise wählten sie das Wort Sagsoget, in Deutsch Legierung, zu ihrem Ausstellungstitel. Es gibt verspielte, witzige, private und politische Stücke unter den Arbeiten. Da beeindruckt gleich eingangs eine 400 Gramm schwere Kette, die nach antikem Vorbild aus Baustahl geschmiedet wurde. Tief blicken lässt eine Emaille-Brosche, die einen QR-Code trägt. Hinterlegt ist die Lebensgeschichte der jungen Künstlerin, die es einfach satt hatte, auf ihrem Weg zur Akademie jedes Mal an den Checkpoints peinlich ausgefragt zu werden. Die Frage nach der eigenen Identität wird in dieser Ausstellung öfter gestellt.

Itai Shiftan fertigte die Brosche aus Edelstahl und Aluminium. (Foto: Liat Ebling)

Die Bezalel Akademie - benannt nach dem Gold- und Silberschmied, der laut der Überlieferung von Moses beauftragt wurde, das Zeltheiligtum der Israeliten zu gestalten - wurde im Zuge der zionistischen Bewegung 1906 gegründet und von deutschen und europäischen Exilanten im Sinne des Bauhauses 1935 reformiert. Aktuell beziehen alle Abteilungen der Kunstakademie die von dem japanischen Architekturbüro SANAA entworfenen, neuen, gläsernen Gebäude mitten in Jerusalem. Das gibt allen Hoffnung.

Sagsoget. Alloy. Legierung, bis 30. Juli, Pinakothek der Moderne. tägl. außer Mo 10 - 18 Uhr, Do. 10 - 20 Uhr

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