Jeder zehnte Zug zu spät: Die S-Bahn München war vergangenes Jahr so unpünktlich wie noch nie in ihrer Geschichte - einmal mehr. 2023 erreichte sie eine Pünktlichkeitsquote von gerade einmal 90 Prozent und schneidet damit noch ein wenig schlechter ab als im Jahr zuvor, in dem die Quote 90,1 Prozent betragen hatte.
Das ergibt sich aus den Messungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den S-Bahn- und Regionalverkehr plant, finanziert und kontrolliert.
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Die Pünktlichkeit der S-Bahn München wird an folgenden Messstellen gemessen: Hackerbrücke, Rosenheimer Platz, Dachau, Donnersbergerbrücke, Feldkirchen, Fürstenfeldbruck, Gauting, Ismaning, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Mittersendling, Neufahrn bei Freising, Olching, Taufkirchen, Weßling und Zorneding. Für die Pünktlichkeitsstatistik zählt ein Zug erst als verspätet, wenn er mindestens sechs Minuten zu spät kommt. Wenn es aber um die Strafzahlungen geht, welche die Bahn bei Verspätungen leisten muss, ist die BEG strenger. Dafür reichen schon drei Minuten.
Wie auch in den Jahren zuvor waren vor allem Mängel an der Infrastruktur, vor allem an der Sicherungs- und Leittechnik, sowie Baustellen verantwortlich für knapp die Hälfte aller sogenannten primären Verspätungen. Der Rest entstand durch externe Einflüsse wie Polizeieinsätze, Personen im Gleisbereich und Witterungseinflüsse sowie technische Störungen an Fahrzeugen oder durch Haltezeitüberschreitungen infolge hohen Fahrgastaufkommens. Folgeverzögerungen etwa nach Rückstaueffekten durch langsamer vorausfahrende Züge, verspätete Wenden oder Zugkreuzungen berücksichtigt die BEG nicht.
Im April lief es mit einer Quote von 94,3 Prozent noch am besten, gefolgt von den Monaten Januar und Mai mit jeweils 92,9 Prozent. Am schlechtesten schnitt der November mit 83,7 Prozent ab. In diesem Monat war ein Zug am Isartor entgleist, was zwei Tage lang für massive Störungen und Sperrungen sorgte.
Züge, die ausfallen, fließen nicht in die Pünktlichkeitsstatistik ein
Wissenswert für Fahrgäste: Züge, die komplett ausfallen, fließen nicht in die Pünktlichkeitsstatistik ein. Insofern wirkte sich das Schneechaos Anfang Dezember nicht so gravierend auf die Pünktlichkeitsquote aus, die mit 89,4 Prozent nur den viertschlechtesten Monatswert darstellt. Die Berechnung der Ausfallquote für den Dezember ist laut BEG aufwendig und deshalb noch nicht abgeschlossen. Fest steht schon jetzt: Sie wird hoch ausfallen. Sehr viele Ausfälle gab es auch im August, in dem 15,5 Prozent der bestellten Zugkilometer ausfielen, sowie im November (12,1), Oktober (9,5) und im Juli (7).
Die Deutsche Bahn (DB) erklärt auf Nachfrage, man wolle besser werden. In der Tat laufen gerade viele Modernisierungsprojekte, die aber auch Baustellen und Verspätungen mit sich bringen. Dies dauere aber, so die DB. Immerhin soll dieses Jahr mit einiger Verzögerung das neue elektronische Stellwerk am Ostbahnhof mehr Pünktlichkeit garantieren. Auch dessen Bau brachte den Fahrplan in jüngster Zeit durcheinander. Aufgrund der flexibleren Nutzung von freien Zeitfenstern für die Fahrt durch die Stammstrecke verspricht sich die DB ebenfalls einen positiven Effekt für pünktlichere Züge und ein stabileres S-Bahn-System.
Ein Bahnsprecher weist zudem auf extreme Wetterlagen hin, die mehrere Tage Verspätungen und Ausfälle verursachten, darunter Sturmtiefs im Juli und August und eben der massive Schneefall Anfang Dezember. Generell seien im Knoten München seit Jahren zunehmend mehr Züge unterwegs und viele Strecken stark ausgelastet. Das spüre man gerade auf Strecken, die sich die S-Bahn etwa mit dem Güter- und Regionalverkehr teilen muss.
In einer früheren Version des Textes hieß es, 15,5 Prozent der Züge fuhren nicht. Das ist nicht korrekt. Die Zahl bezieht sich laut BEG auf die nicht erbrachte Verkehrsleistung, also die ausgefallenen Zugkilometer. Dabei kann es sich um ausgefallene Streckenabschnitte oder um Ausfälle über die gesamte Strecke des Zuges handeln.