Residenz:Söder schwenkt um - Bronzesäle sollen nun doch länger zugänglich sein

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Den Wink mit der Medusa hat Finanzminister Markus Söder verstanden: Perseus und andere Großbronzen von Weltrang bleiben dauerhaft öffentlich. (Foto: Florian Peljak)
  • Die neuen Bronzesäle in der Residenz sollen grundsätzlich für Besucher offen bleiben.
  • Finanzminister Markus Söder machte seinen überraschenden Sinneswandel öffentlich.
  • Selbst die Mitarbeiter des Ministers waren nach der Entscheidung überrascht.

Von Martin Bernstein

Zur Eröffnung kam der Sinneswandel: Die neuen Bronzesäle in der Residenz sollen grundsätzlich für Besucher offen bleiben. Das kündigte Finanzminister Markus Söder am Mittwoch überraschend an. War es der Eindruck der von Kurator Christian Quaeitzsch zurückhaltend und doch stilvoll in Szene gesetzten 42 Großbronzen der Spätrenaissance in historischen Räumen? War es die öffentliche Kritik daran, dass die Ausstellung nach zwei Monaten wieder zugesperrt und die Säle vor allem für repräsentative Veranstaltungen genutzt werden sollten? War es das gezückte Schwert des bronzenen Sagenhelden Perseus, das während der Rede über des Ministers Haupt schwebte?

"Was man hat, soll man zeigen", sagte Söder. Ihm seien Besucher in den neuen Schauräumen lieber als Veranstaltungen. Also versprach der Finanzminister: "Wenn sich die Resonanz lohnt, werden die Bronzesäle generell geöffnet bleiben." Söder überraschte mit dieser Ankündigung nicht nur die Eröffnungsgäste, von denen es Applaus für den Sinneswandel gab, sondern offenbar auch seine eigenen Mitarbeiter.

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Es wäre ein Jammer gewesen, wenn die Kunstwerke nach mehr als 15 Jahren Restaurierungsarbeit (verantwortlich zeichneten Klaus Oelke, Markus Huber und Metallrestaurator Claus Haller) nur zwei Monate öffentlich zu sehen gewesen wären. Zumal die Räume, die die Ägyptische Staatssammlung mit ihrem Auszug vor zweieinhalb Jahren frei gemacht hat, zu den wenigen im Krieg unbeschädigten Teilen der Residenz gehören. Der Besucher wird im zentralen Vierschäftesaal von einer Personifikation Bayerns begrüßt.

Es ist ein Wiedersehen: Spaziergänger kennen die Statue als Bekrönung des Hofgartentempels. Doch im Freien stehen jetzt ausschließlich perfekte Kopien - die Originale sind in den neuen Sälen vor Luftverschmutzung geschützt. Mit 500 000 Euro hat die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung die Restaurierung der Meisterwerke unterstützt. Martin Hoernes, Generalsekretär der Stiftung, ging nach eigenem Bekunden am Mittwoch staunend "mit offenem Mund durch die Räume".

Der Besucher kann den Statuen ganz nah kommen

17 Bronzen vom Wittelsbacher Brunnen, 16 Statuen aus den ehemaligen Gärten des Schlosses sowie die Tugendallegorien von der Fassade (vor ihnen ließ Söder sich besonders gerne fotografieren) werden auf schlichten Postamenten präsentiert. Die Beleuchtung, zum Teil sogar durch Tageslicht, modelliert Gesichter, Gewänder, filigrane Oberflächen. Der Besucher kann den bis zu 750 Kilogramm schweren Kunstwerken von Weltrang ganz nahe kommen. Umschreiten kann er freilich nur einige wenige - ein Wermutstropfen in der ansonsten gelungenen Inszenierung.

Auch frei stehende, für die Ansicht von allen Seiten geschaffene Statuen sind nahe an die Wände gerückt. Schließlich, so der Plan, soll in den Räumen ja auch Platz sein für Veranstaltungen . . . Platz, der offenbar dringend gebraucht wird: Die für so etwas nicht geschaffenen Nibelungensäle der Residenz ächzen unter der Last zu vieler Events und brauchen Entlastung. Und auch die Logistik für Veranstaltungen im Kaisersaal, in dem die bayerische Staatsregierung immer wieder Hof hält, muss über die darunter liegenden Erdgeschossräume abgewickelt werden.

Ausschließlich Museum sind die Bronzesäle also noch nicht. Dass sie es werden, das haben nach Söders Ankündigung die Besucher nun selbst in der Hand.

Öffnungszeiten: Bis 14. Februar täglich 10-17 Uhr. Führungen bis Ende Januar sonntags um 14 Uhr. Kostenloser, barrierefreier Zugang vom Kaiserhof.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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