Revolution und Rätezeit:Die führenden Köpfe der Kommunisten in München

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Max Levien spricht 1919 auf dem Oberwiesenfeld in München. (Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Eugen Leviné und Max Levien kamen beide in Russland zur Welt. Sie wurden zu Protagonisten der Münchner Räterepublik.

Von Wolfgang Görl

In den Tagen um den 11. März 1919 traf Eugen Leviné in München ein. Die Zentrale der Kommunistischen Partei (KPD) in Berlin hatte ihn an die Isar geschickt mit dem Auftrag, die Redaktion der Parteizeitung Rote Fahne zu übernehmen. Anfangs noch im Verborgenen tätig, wurde Leviné zusammen mit Max Levien, dem bayerischen KPD-Vorsitzenden, zum führenden Kopf der Münchner Kommunisten während der Rätezeit.

Eugen Leviné wurde 1883 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in St. Petersburg geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter Rosalia Leviné mit ihren beiden Kindern nach Deutschland. Eugen Leviné besuchte das Großherzogliche Gymnasium in Heidelberg und studierte dort, an der Ruprecht-Karls-Universität, zunächst Jura und später Nationalökonomie und Staatswissenschaft. Während seines Studiums kam er in Kontakt mit sozialrevolutionär gesinnten russischen Emigranten.

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Im Sommersemester 1905 reiste er nach Russland, um die Revolutionäre im Kampf gegen die zaristische Herrschaft zu unterstützen. Anfang 1908 wurde Leviné zum wiederholten Male verhaftet und von der Polizei misshandelt. Durch die Kaution seiner Mutter kam er frei und floh zurück nach Deutschland.

Leviné, der die badische Staatsbürgerschaft annahm, war ein hochgebildeter Mann, auch ein Schöngeist, der Gedichte, Kurzgeschichten und kleine Theaterstücke schrieb. 1909 trat er der SPD bei, und als diese auf Kriegskurs ging, schloss er sich der USPD an. Endgültig fand er seine politische Heimat in der KPD. Die Teilnahme der Kommunisten an der ersten Münchner Räterepublik lehnte er ab, unter anderem, weil er die Zeit dafür nicht für reif hielt. Er sagte aber zu, der Räteregierung beizustehen, wenn sie militärisch angegriffen werde - so kam es dann auch.

Leviné ging es darum, die Lebensbedingungen der Arbeiter und armen Schichten zu verbessern. So ließ er unter anderem beschlagnahmte Lebensmittel an die Bedürftigen verteilen. Nach der blutigen Niederschlagung der Revolution wurde er verhaftet, wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und im Juni 1919 erschossen. Ein fairer Prozess war das nicht. In seiner Verteidigungsrede hatte Leviné gesagt: "Wir Kommunisten sind Tote auf Urlaub."

Max Levien kam 1885 in Moskau als Sohn eines deutschstämmigen Großkaufmanns auf die Welt. Wie Leviné beteiligte er sich an der russischen Revolution 1905 und wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach seiner Freilassung setzte er sein naturwissenschaftliches Studium in Zürich fort, wo er Lenin kennenlernte. Levien promovierte 1913, ging nach Deutschland und erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Während des Krieges diente er als Freiwilliger im bayerischen Infanterie-Leibregiment.

Nach der Revolution 1918 wurde Levien, der sich gut mit dem Anarchisten Erich Mühsam verstand, Vorsitzender des Münchner Soldatenrats und einer der Protagonisten der zweiten Räterepublik. Als die konterrevolutionären Truppen einmarschierten, geriet er in Gefangenschaft, doch noch im Mai 1919 gelang ihm die Flucht nach Wien. Levien übersiedelte in die Sowjetunion. In den 1930er Jahren war er Professor für Geschichte an der Universität Moskau. Schließlich wurde Levien Opfer des stalinistischen Terrors: Im Dezember 1936 wurde er verhaftet und ein halbes Jahr später hingerichtet.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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