Radentscheid in München:Breite Straßen, viele Autos - diese Logik gilt es zu durchbrechen

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Längst sind nicht nur Radler auf den Fahrradspuren unterwegs. Bald kommen auch noch E-Scooter dazu, (Foto: Stephan Rumpf)

Radfahrer machen 20 Prozent des Stadtverkehrs aus: Kein Wunder, dass die Münchner sich endlich bessere Radwege wünschen.

Kommentar von Thomas Anlauf

Der Münchner Stadtrat sollte längst gewarnt sein: Was die Politik nicht konsequent vorantreibt, die Münchner aber umtreibt, nehmen die Menschen selbst in die Hand. Das war bei den Ausbauplänen für den Flughafen so, die die Münchner mit einem Bürgerentscheid in die Tonne drückten. Das Kohlekraftwerk im Münchner Norden soll so schnell wie möglich abgeschaltet werden, weil die Mehrheit der Wähler das so wollte. Die umstrittenen Olympischen Winterspiele wurden wegen des Wählervetos ebenfalls gestrichen. Das Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt zeigte besonders in der Landeshauptstadt, wie viele Menschen finden, dass sich die Politik zu wenig für den Umwelt- und Naturschutz einsetzt. Und jetzt also startet die Unterschriftenaktion für ein deutlich fahrradfreundlicheres München.

Gründe für eine Verkehrswende hin zu mehr Rad- und Fußgängerverkehr gibt es genügend. Radeln ist gesund und schützt das Klima. Längst ist klar, dass München seine selbst gesteckten Klimaziele für 2020 nicht erreichen kann. Dabei setzen sich immer mehr Münchner aufs Rad und verzichten aufs Auto. Der Radverkehr macht 20 Prozent des Stadtverkehrs aus, Tendenz stark steigend.

Auf breiten Straßen fahren viele Autos - diese Logik muss durchbrochen werden

Weil das so ist, müssen Radwege schnell und verkehrssicher ausgebaut werden. Es genügt nicht, ein paar Wohnstraßen mit dem Zusatz zu versehen, dass diese nun Fahrradstraßen heißen. Nein, es muss ein grundsätzliches Umdenken in der Münchner Verkehrspolitik geben. Das Bürgerbegehren zum Radentscheid ist bewusst allgemein gehalten, das Votum soll ein Signal an den Stadtrat sein, endlich die verkehrspolitischen Weichen zugunsten des Rad- und Fußverkehrs zu stellen.

Wie das aussehen kann, zeigt die zweite Unterschriftensammlung für einen Radlring um die Altstadt. Der Altstadtring ist noch ein übles Relikt aus Zeiten der autogerechten Stadt: Wo es breite Straßen gibt, fahren auch viele Autos. Diese Logik gilt es zumindest in der Innenstadt endlich zu durchbrechen.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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