Prozess:Vater missbraucht Tochter jahrelang und muss in Haft

Lesezeit: 2 min

  • Weil ein Mann seine Tochter jahrelang missbraucht hat, wurde er zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
  • Das Landgericht München I sprach ihn wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in zwölf Fällen und schweren sexuellen Missbrauchs in 282 Fällen schuldig.

Von Christian Rost

Ein 46-Jähriger, der sich jahrelang an der eigenen Tochter vergangen hat, ist am Landgericht München I zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die 20. Strafkammer sprach den Tankstellenkassierer des sexuellen Missbrauchs von Kindern in zwölf Fällen und des schweren sexuellen Missbrauchs in 282 Fällen schuldig.

Vom sechsten Lebensjahr bis ins Jugendalter, also über einen Zeitraum von acht Jahren hinweg, drängte Helmut F. seine Tochter zu sexuellen Handlungen bis hin zum Geschlechtsverkehr. Bereits seit dem Kleinkindalter hatte er die körperliche Nähe zu seinem Kind gesucht, mit ihm geduscht und es zu sich ins Bett genommen.

Auf gleichaltrige Freunde reagierte er eifersüchtig

Nach der Einschulung des Mädchens im Herbst 2007 verlangte der Mann, dass es sexuelle Handlungen an ihm vornimmt. Dies steigerte sich über die Jahre, wobei es auch in der Umkleidekabine eines Münchner Schwimmbades mindestens einmal und in einem Hotel in Erding viermal zu Übergriffen kam. Seine Ehefrau, mit der er zwei Töchter hat, hatte sich bereits 2010 von ihm getrennt und sich scheiden lassen. Seine andere, zwei Jahre jüngere Tochter hatte der Mann nicht angegangen.

Um sich die ältere Tochter gefügig zu halten, schenkte er ihr Markenkleidung, Kosmetikartikel, Handys und Friseurbesuche. Gelegenheit für seine Übergriffe hatte der Mann, weil das Kind teilweise bei ihm wohnte. Es versuchte zwar, sich von ihm zu lösen und zog zur Mutter, kehrte aber immer wieder zum Vater zurück. Auf gleichaltrige Freunde der Tochter reagierte Helmut F. eifersüchtig.

Er bestand darauf, ihre Handynachrichten und ihre Einträge auf Facebook mitzulesen und ließ sich stets von ihr unterrichten, mit wem sie unterwegs war und was sie unternommen hatte. Teils begleitete F. das Mädchen zu Treffen mit ihren Freunden oder nahm sie mit an seinen Arbeitsplatz, um sie überwachen zu können. Im Frühjahr 2015 hatte die damals 13-Jährige dennoch einen Freund. Als sich dieser von ihr trennte, bot sich der Vater als "Freundersatz" an. Die Tochter lehnte dies ab, woraufhin F. sie mit der flachen Hand schlug.

Helmut F. wurde auch wegen Unterschlagung verurteilt

Einem psychiatrischen Gutachten zufolge ist Helmut F. nicht pädophil: Er habe sich nur auf seine Tochter fixiert und kein Interesse an anderen Kindern gezeigt. Dem umfassenden Geständnis vorausgegangen war vor Gericht ein Rechtsgespräch der Prozessbeteiligten. Sie verständigten sich für den Fall, dass F. die Taten einräumt, auf das verhängte Strafmaß von achteinhalb Jahren Haft. Der Angeklagte entschuldigte sich bei seiner Tochter, die mit ihrer Mutter als Nebenklägerin an dem Prozess teilnahm und sichtlich unter der Aufarbeitung der Geschehnisse litt.

Verurteilt wurde Helmut F. auch wegen Unterschlagung. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme im September 2015 als Kassierer bei einer Münchner Tankstelle. Im ersten Halbjahr jenes Jahres griff er insgesamt 64-mal in die Kasse seines Arbeitgebers und behielt 9600 Euro für sich. Beim Verkauf von Zigarettenschachteln tat er nur so, als würde er die Ware an der Kasse scannen, und zweigte so während einer Schicht durchschnittlich 150 Euro für sich ab. Mit dem unterschlagenen Geld soll er die Geschenke für seine Tochter finanziert haben.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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