Prozess:Mutmaßlicher Unterstützer der Pariser Terroranschläge vor Gericht

Lesezeit: 2 min

  • Ab kommendem Montag muss sich ein 51-Jähriger aus Montenegro vor Gericht verantworten.
  • Er wurde am 5. November 2015, eine Woche vor den Anschlägen in Paris, mit Sturmgewehren und Sprengstoff im Auto von der Polizei gestoppt.
  • Dem Mann wird vorgeworfen, dass er die Attentäter unterstützen wollte.

Von Christian Rost, München

Es besteht der Verdacht, dass der Mann die Attentäter von Paris mit Waffen beliefern wollte: Ein 51-Jähriger aus Montenegro, der am 5. November 2015 mit Sturmgewehren und Sprengstoff im Auto von der Polizei gestoppt wurde, muss sich vom kommenden Montag an vor der Staatsschutzkammer am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Vlatko V. neben Sprengstoff- und Waffendelikten die Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat vor.

Acht Tage vor den Pariser Terroranschlägen am 13. November 2015 machte die Rosenheimer Polizei einen bemerkenswerten Fang. Auf der A 8 kontrollierten Schleierfahnder morgens einen VW Golf. Am Steuer saß ein Mann aus Montenegro, der Saisonarbeiter als Beruf angab. Den Polizisten erzählte Vlatko V., dass er auf dem Weg nach Paris sei, um sich den Eiffelturm anzusehen.

Als sie Fahrzeug durchsuchten, entdeckten die Beamten professionell versteckte Waffen: sieben Sturmgewehre der Marken Zastava und Kalaschnikow, neun passende Magazine, zwei halbautomatische Selbstladepistolen, einen Magnum-Revolver, 237 Schuss Munition verschiedener Kaliber sowie zwei Handgranaten jugoslawischer Bauart und 200 Gramm Sprengstoff TNT, der bereits mit Sprengzündern versehen war. Sämtliches Material war laut Anklage voll funktionsfähig.

Anschläge von Paris
:Drei Stunden Terror

Von dem ersten Selbstmordanschlag auf des Stade de France bis zum Sturm der Polizei auf das Musiklokal Bataclan vergehen drei Stunden. Was in dieser Zeit in Paris geschah.

Der Fahrer gab an, dass er weder etwas von den Waffen noch von einem geplanten Anschlag in der französischen Hauptstadt gewusst habe. Das Auto habe er im Auftrag für ein paar Hundert Euro nach Paris fahren sollen. Die Staatsanwaltschaft geht indes davon aus, dass er für den Waffentransport 2000 Euro erhalten sollte und dass er von seiner hochgefährlichen Fracht gewusst hat.

Drei Verhandlungstage für den Prozess

Im Navigationsgerät des Autos war eine Adresse in Paris angegeben. Diese Adresse fand sich auch auf einem Zettel, den V. bei sich hatte. Überdies war darauf eine französische Telefonnummer vermerkt, von der aus auf dem Handy des Montenegriners nach dessen Festnahme angerufen wurde.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass die Waffen und der Sprengstoff für einen Anschlag bestimmt waren, möglicherweise für die vom sogenannten "Islamischen Staat" organisierte Angriffsserie am 13. November 2015. Damals wurden 130 Menschen getötet und 352 verletzt. Mit ähnlichen Waffen, wie sie in V.s Auto gefunden wurden, griffen Terroristen Zuschauer eines Fußballspiels im Stade de France, Besucher eines Konzerts im Bataclan-Theater sowie Gäste mehrerer Bars, Cafés und Restaurants an.

Terrorserie in Paris
:Die dunkelste Nacht

Mehr als 120 Menschen sterben - eine beispiellose Terrorserie erschüttert Paris. Der Horror des Angriffs auf "Charlie Hebdo" wird vervielfacht.

Von Leo Klimm

Schon wegen der Menge der Waffen und Sprengstoffe habe V. davon ausgehen müssen, dass damit ein Anschlag verübt werden sollte, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Er habe gewusst, dass bereits im Januar 2015 in Paris Anschläge mit islamistischem Hintergrund verübt worden waren, so auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo.

Gerade der im Auto gefundene Sprengstoff TNT eignet sich laut Staatsanwaltschaft für Selbstmordanschläge. Sie geht davon aus, dass V. die Anschlagspläne habe fördern und damit die innere Sicherheit Frankreichs schwerwiegend habe stören wollen.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: