Prozess:FC-Bayern-Erpresser muss lange in Haft - vor allem wegen eines Teppichmessers

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Professionelle Planung, dilettantische Ausführung: Harald Zirngibl steht vor Gericht, weil er drei Millionen Euro vom FC Bayern München wollte. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Der sogenannte Besenstielräuber muss für vier Jahre und zehn Monate ins Gefängnis.
  • Der Mann versuchte, drei Millionen Euro vom FC Bayern München zu erpressen.
  • Unter anderem fiel die Strafe so hart aus, weil der Mann in den neunziger Jahren bereits mehrere Banküberfälle begangen hatte und bei der Geldübergabe ein Teppichmesser im Auto liegen hatte.

Von Susi Wimmer

Der FC-Bayern-Erpresser Harald Zirngibl soll für vier Jahre und zehn Monate hinter Gitter. So urteilte die neunte große Strafkammer des Landgerichts München am Dienstag. Der Vorsitzende Richter Philipp Stoll sagte in der Begründung, man sehe den Tatbestand der versuchten schweren Erpressung als erfüllt an, da Zirngibl bei der geplanten Geldübergabe ein Teppichmesser im Auto dabei hatte. Eine juristische Auslegung, die Verteidiger Adam Ahmet nicht teilte: "Ich werde im Auftrag meines Mandanten heute noch Revision gegen das Urteil einlegen." Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von acht Jahren gefordert.

"Die Planung der Tat war schon sehr professionell, die Ausführung hingegen dilettantisch", sagte Richter Stoll. Zirngibl habe seine vermeintlich angespannte finanzielle Situation verbessern wollen. "Sie hatten eine Eigentumswohnung, wirtschafteten mit ihrer Lebensgefährtin zusammen und bezogen Rente. Da gibt es Menschen, die sind weit schlechter gestellt", hielt Stoll dem Angeklagten vor.

Doch dem damals 63-Jährigen war das nicht genug. Er besorgte sich Sim-Karten in Bosnien, kaufte Handy- und GPS-Blocker, um nicht verfolgt zu werden, fasste den Erpresserbrief nur mit Handschuhen an und forderte Geld in Euro und Schweizer Franken, "um flexibel bei der Verwendung" zu sein. Auch wollte er Diamanten, "damit die Beute nicht zu schwer zu transportieren ist" - alles im Wert von drei Millionen Euro.

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Die Übergabe sollte sich als Dreh- und Angelpunkt für das weitere Leben des Harald Zirngibls erweisen: Er befestige an einer Autobahnbrücke mit Kabelbindern eine rosa Plastiktüte, um die Stelle zu markieren, an der der Geldbote anhalten und die Beute von der Brücke auf den darunter liegenden Feldweg werfen sollte. Im Fond seines Wagens lagen eine Tüte mit Kabelbindern und ein Teppichmesser. Mit dem Messer habe er den Rucksack aufschneiden wollen, argumentierte Zirngibl. Und Ahmet sagte der SZ, sein Mandant habe nie vorgehabt, bei der Geldübergabe mit Personen in Kontakt zu kommen. Deshalb habe er die Übergabe auch so konzipiert. Aufgrund des mitgeführten Teppichmessers eine versuchte schwere Erpressung herzuleiten, "das sehe ich nicht", meinte Ahmet.

"Wir haben lange darüber diskutiert", verriet Richter Stoll bei der Urteilsbegründung. Am Ende aber sei man zu dem Schluss gekommen, dass das Messer eine abstrakte Bedrohung für andere gewesen sei, "da kommt es nicht darauf an, wofür er es verwenden wollte". Zugute hielt das Gericht Zirngibl sein Geständnis, dass er "kein Individuum persönlich bedroht hat", und dass er seine Bombendrohungen auch nicht in die Tat habe umsetzen wollen.

Aber er habe seine ahnungslose Lebensgefährtin, die er zum Geldübergabe-Ausflug mitgenommen hatte, in Gefahr gebracht. Und nicht zuletzt holte Zirngibl sein Vorleben ein: seine 16 Banküberfälle in den Neunzigerjahren, mit denen der als Besenstielräuber bekannt gewordene Mann auch nach seinen neun Jahren Gefängnis noch kokettiert hatte.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Warum der "Besenstielräuber" den FC Bayern erpresst hat

"Es ging mir um die Altersvorsorge", sagt Harald Zirngibl vor Gericht in München. Auch habe er mehr Geld gefordert als nötig, weil er sich bei dem Verein sonst "lächerlich gemacht hätte".

Von Christian Rost

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