Prozess:Ex-Bayern-Profi Christian Lell nach Kokain-Fund vor Gericht

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  • Eine Mieterin belastet den früheren Fußballer Christian Lell schwer: Er habe fast täglich Drogen konsumiert und sei dabei auch aggressiv geworden.
  • Die Polizei hatte vergangenes Jahr Kokain in der Wohnung des Ex-Bayern-Profis gefunden.
  • Ein Gutachten der Rechtsmedizin kommt zu dem Schluss, dass Lell wahrscheinlich nur gelegentlich Kokain konsumiert hat - nicht fast täglich, wie die Zeugin behauptet.

Von Camilla Kohrs

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der ehemalige Profifußballer des FC Bayern München, Christian Lell, vor Gericht verantworten muss. Er hatte schon Probleme wegen verschiedener Delikte, im vergangenen Jahr warf ihm dann seine Mieterin vor, er habe sie beleidigt. Vor Gericht zeigte er sich geständig, gab zu, sie beleidigt und angespuckt zu haben. Doch auf einmal wurde der Prozess unterbrochen: Drogenfahnder hatten zeitgleich sein Haus durchsucht und dabei Kokain gefunden. Und deshalb stand Lell am Mittwoch nun wieder vor dem Amtsgericht München. Wobei der ehemalige Fußballer nicht selbst erschien, sondern sich von einer Anwältin und zwei Anwälten vertreten ließ.

Auslöser der Durchsuchung war eine weitere Mieterin Lells gewesen, Jessica B. Sie war zur Polizei gegangen, weil auch sie Streit mit dem Fußballer gehabt hatte. B. habe Angst vor Lell gehabt, sagte der Polizist, der sie vernommen hatte, nun vor Gericht. Lell habe in einer Nacht plötzlich bei ihr in der Wohnung gestanden, sei nachts ums Haus geschlichen. Bei einer zweiten Vernehmung sagte die Zeugin der Polizei, Lell kokse fast täglich. Alle paar Tage käme eine Frau vorbei, die die Drogen verkaufe. Wegen dieser Aussagen observierten die Polizisten über mehrere Tage Lells Haus. Die Dealerin tauchte jedoch nicht auf, trotzdem folgte die Durchsuchung.

Polizei
:Drogenfahnder durchsuchen Villa von Ex-Fußballer Lell

Als die Razzia beginnt, steht der ehemalige Spieler des FC Bayern gerade wegen eines anderen Vorwurfs vor Gericht.

Von Martin Bernstein und Susi Wimmer

Vor Gericht konnte sich Jessica B. nun nicht mehr an alles erinnern, was sie in der Vernehmung gesagt hatte. Ja, sie habe gesehen, wie Lell die Droge konsumierte, habe sogar zwei Mal mit ihm zusammen gekokst. Einmal sei sie dabei gewesen, wie er Drogen kaufte. Eine Frau sei zu Lells Haus gekommen und habe Drogen und Pelzmäntel an Lell verkauft. Aber wie oft er Drogen erwarb, da war sie sich nun nicht mehr so sicher. Auch wann sie gemeinsam mit dem ehemaligen Fußballprofi Drogen genommen hatte, war ihr entfallen.

Allerdings erhob sie weiter Vorwürfe: Lell habe seine Freundin geschlagen und sie selbst beleidigt. Fast täglich habe er konsumiert. "Wenn er Drogen nahm, war er ein anderer Mensch", sagte sie. Ein Gutachten der Rechtsmedizin kommt zu einem anderen Schluss. Eine Haarprobe habe ergeben, dass Lell wahrscheinlich nur gelegentlich Kokain konsumierte, sagte der Rechtsmediziner vor Gericht. Allerdings sei die Probe nur aussagekräftig für den Zeitraum zwischen Ende Dezember 2016 und Anfang 2017.

Die Schilderungen der Zeugin beginnen jedoch früher im Jahr 2016, als sie Lells Mieterin wurde. Bei der Durchsuchung von Lells Haus fanden die Polizisten an mehreren Stellen Drogen: in einer Jacke, einem Tresor und in einer Einliegerwohnung. Danach vernahmen die Beamten Jessica B. und die Haushälterin von Lell. Auch die Haushälterin will in dem Haus weißes Pulver gesehen haben. Vor Gericht erschien sie jedoch unter Vorlage eines ärztlichen Attests nicht.

Die Verteidigung hatte an der Darstellung Zweifel: Es sei komisch, dass sich Jessica B. nur an die Tatsachen erinnern kann, die in der Anklageschrift stehen. Außerdem stelle sich die Frage, wie B. mitbekomme habe, dass Lell ständig kokse, wenn das Verhältnis zwischen beiden doch so schlecht gewesen sei. Die Verteidigung warf der Zeugin vor, dass es ihr nur ums Geld gehe: Sie habe auch für Lell gearbeitet, soll dafür aber nicht bezahlt worden sein. Zudem habe die Polizei trotz ergebnisloser Observation die Wohnung durchsucht, in den Protokollen der Ermittler fänden sich Lücken. Die Verteidigung forderte deshalb, die Ergebnisse der Hausdurchsuchung nicht anzuerkennen. Der Prozess wird im August fortgesetzt.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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