Keine nostalgische Oktoberfestfeier:Bauern blockieren Oide Wiesn

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"Mit Bauern verhandeln, ist nie einfach": Von ihren 16 Hektar hätte das Zentrale Landwirtschaftsfest drei Hektar an die Oide Wiesn abtreten müssen. Doch die Landwirte wollten dies nicht. Im kommenden Jahr muss die nostalgische Oktoberfestfeier bereits in ihrem dritten Jahr pausieren.

Stephan Handel und Katja Riedel

Trotz aller Erfolgsbilanzen: Im kommenden Jahr wird es keine Oide Wiesn auf dem Oktoberfest geben. Nach einem Gespräch zwischen Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) und dem Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, Hans Müller, sowie weiteren Fachleuten stand dieses Ergebnis fest, das die Stadt in einer offiziellen Stellungnahme am Freitag als "einvernehmlich" bezeichnete.

Gute Stimmung, doch - zumindest im Jahr 2012 - keine Zukunft: Die Oide Wiesn. (Foto: dpa)

Zugunsten des 125. Zentralen Landwirtschaftsfestes muss die Oide Wiesn also 2012 pausieren. Dass dieser Ausgang zwar wahrscheinlich, für die Stadt und insbesondere für Reiter, der OB-Kandidat der SPD werden möchte, alles andere als wünschenswert ist, stand schon vor dem Treffen mit dem Bauernverband fest.

Zwar hatte man sich betont diplomatisch gegeben, um den Bauernverband nicht schon im Vorhinein zu vergrätzen. Nebenbei betonte die Stadt aber doch, welch Erfolgsmodell man mit der Traditionswiesn geschaffen hatte, die in diesem wie im vergangenen Jahr je eine halbe Million zahlende Zuschauer angelockt hatte und sich wohl schon im ersten selbstfinanzierten Jahr selbst getragen hat.

Der Bauernverband hatte schon früher im Jahr geäußert, dass beide Feste weder zeitlich noch räumlich vereinbar seien. Von den 16 Hektar auf der südlichen Theresienwiese hätten die Bauern drei Hektar abtreten müssen.

Der Bauernverband könne aber schon jetzt die Nachfrage der Aussteller nicht decken. Man würde traditionelle Aussteller verprellen und habe die Flächen zudem bereits ausgeschrieben, hieß es. Auch eine zeitliche Abfolge beider Feste ist nicht möglich, obwohl das ZLF nur eine Woche dauert. Die Bauern nutzen das Areal für den Abbau, der sich über mehrere Tage erstreckt.

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Nostalgische Fahrgeschäfte, seltsame Misswahlen und weniger Betrunkene: Während das Oktoberfest mehr und mehr zur wilden Party wird, geht es auf der Oiden Wiesn noch gemütlich zu. Nostalgie wird hier groß geschrieben - auch bei den Preisen. Ein Besuch.

Simon Leonhardt

Die Stadt hätte einzig das Bierzelt des ZLF in ein "Historisches" umbauen können, was aus Sicht der Stadt aber keine Alternative darstellte. Reiter bemüht sich in seiner offiziellen Stellungnahme um Schadensbegrenzung: "Schade, im Ergebnis müssen wir feststellen, dass eine Kombination des ZLF mit der Oidn Wiesn trotz guten Willens auf beiden Seiten nicht machbar ist."

Er wünsche dem Fest guten Verlauf - betonte aber, dass die Oide Wiesn so nur ein einziges Mal ausfallen müsse. Eine Formulierung, die Raum für Spekulation lässt: Denn da das ZLF alle vier Jahre stattfindet, dürfte es 2016 wieder zur Kollision kommen. Der Bauernverband betonte die gemeinsamen Wurzeln der Feste. "Seit jeher" biete das ZLF den Münchnern eine "einmalige Schau".

Im Hintergrund schwelt nämlich auch eine Auseinandersetzung um Tradition: Das ZLF ist 200 Jahre alt, das erste Pferderennen, auf das sich das Oktoberfest als Wurzel beruft, ist 201 Jahre alt. Zugunsten des jüngsten Kindes der berühmteren und kommerziellen Schwester an den Plänen für das eigene Jubiläumsfest zu rütteln, hatte der Bauernverband offenbar nicht vor.

Noch-Tourismusamtschefin Gabriele Weishäupl sagt, sie habe ein bisschen Hoffnung gehabt, als die Oide Wiesn 2011 wieder so erfolgreich war wie bei der Premiere 2010. "Aber ich seh' schon ein, dass bei der Logistik, beim Auf- und Abbau einfach nix geht."

Peter Wieser, der mit Toni Winklhofer das Traditionszelt auf der Oidn Wiesn betrieben hat, bedauert ebenfalls den Ausfall im kommenden Jahr, tröstet sich jedoch mit der Aussicht, eventuell das Ausschankrecht im Bierzelt des ZLF zu bekommen - "auch wenn das natürlich viel kleiner und nur bis 18 Uhr geöffnet ist".

Und Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer findet, die Oide Wiesn habe dem Oktoberfest insgesamt gutgetan, weil durch die zusätzliche Fläche die Besuchermassen entzerrt wurden. "Vielleicht hätte es ja eine Möglichkeit gegeben, wenn beide, ZLF und Oide Wiesn, ein bisschen reduziert worden wären", sagt Roiderer. "Aber ich weiß auch: Mit Bauern verhandeln ist nie einfach."

© SZ vom 15.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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