Pasing/Königsdorf:Schäferwagen für Stadtkinder

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Das "Entdeckerdorf Muck" in Königsdorf ermöglicht einkommensschwachen Familien aus der Stadt Urlaub auf dem Land

Von Florian Hofmann, Pasing/Königsdorf

Umgeben von Bäumen, unweit eines kleinen Baches in Königsdorf stehen Schäferwagen aus hellem Holz mit roten Fensterläden: An diesem Sonntag, 17. Juli, hat Pia Novak aus Pasing das "Entdeckerdorf Muck" eröffnet. Sie hat eine Schäferwagensiedlung im Landschaftsschutzgebiet Königsdorf errichtet, um einkommensschwachen Familien aus der Stadt die Möglichkeit zu geben, in der Natur Urlaub zu machen. "Viele Kinder haben heutzutage gar keine Gelegenheit mehr, raus in die Natur zu kommen und sind nur noch drinnen", erklärt Novak.

Aus ihrer Arbeit als Inklusionshelferin an Schulen weiß Novak, dass sich das negativ auf die Gesundheit und die schulischen Leistungen der Kinder auswirken kann. Sie selbst hat "tolle Kindheitserinnerungen an die Tage in der Natur, die viele Kinder heute nicht mehr sammeln können". Im Film auf der Muck-Website sieht man Kinder am Computers sitzen oder in trostlosen Wohnschluchten Fußball spielen, bis sie vom Hausmeister verjagt werden.

Novak begann vor knapp einem Jahr mit der Planung des Feriendorfes, in dem sich die Stadtkinder frei bewegen sollen. Finanziert hat sie das Projekt via Crowdfunding: Mit ihrem Team aus "engagierten Münchnern und guten Freunden" sammelte sie im vergangenen Herbst 17 000 Euro Startkapital im Internet. Rund 90 Unterstützer spendeten Beträge von zehn bis 5000 Euro. So konnten die Schreinereien Jürgen Heine und Riewa bezahlt werden, die für das Entdeckerdorf "komfortable, hochwertige und nachhaltige" Schäferwagen an, in denen die Besucher aus der Stadt nun kostengünstig übernachten können.

Die drei Schäferwagen sind jeweils rund sechs Quadratmeter groß und mit vier Schlafplätzen, einem Tisch und Sitzgelegenheiten ausgestattet. Hier können Familien und bevorzugt Alleinerziehende, die nur über geringes Einkommen verfügen, ab 25 Euro pro Wagen pro Nacht Urlaub machen. Ein größerer Wagen steht als Gemeinschaftsraum bereit, wo die Besucher kochen können. Sanitäre Anlagen sind in der "Jugendsiedlung Hochland" in unmittelbarer Nähe vorhanden.

Bei der Umsetzung dieses ungewöhnlichen Feriendorfes sei sie in der Verwaltung "offene Türen eingerannt", erzählt Pia Novak. Schließlich sei der Bedarf nach Naherholungsgebieten im Münchner Umland groß. Über den Kreisjugendring München bekam ihr Team den Kontakt zur Jugendsiedlung Hochland, von der Pia Novak die Fläche für das "Entdeckerdorf" pachten konnte.

Das gesamte Projekt ist spendenfinanziert. Unterstützt wird es zum Beispiel auch von Familie Seiwert aus München. "Wir finden es wichtig, dass sich auch ärmere Kinder in der Natur erholen können und mal raus aus der Stadt kommen", sagt Mutter Melanie Seiwert. Es gebe leider viel zu wenige solcher Angebote, die Kinder seien viel zu wenig in der Natur, klagt Vater Oliver, dem die "altmodischen Schäferwagen" sehr gut gefallen.

Zur Eröffnung gab es an Sonntag ein Fest mit allen Unterstützern. Die Besucher konnten sich die Wagen ansehen, wandern und gemeinsam trommeln. Initiatorin Pia Novak hat Pläne, sie möchte, dass das Entdeckerdorf wächst, dafür will sie neue Sponsoren gewinnen. Die Menschen, wünscht sie sich, sollen den "großen Wert der Natur" für Körper, Geist und Seele erkennen.

Da in dem Feriendorf sehr auf die Gemeinschaft geachtet wird, sollen sich Interessierte zunächst mit einem handschriftlichen Brief an Muck e.V. Bäckerstraße 3, 81241 München vorstellen, damit Pia Novak die Besucher vorab kennenlernen kann. Nähere Informationen über das Projekt gibt es im Internet unter www.entdeckerdorf.de

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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