Bürger diskutieren mit:Ein Klima-Park für den Münchner Süden

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Die Parkmeile soll ein zusammenhängender Biotopverbund im Münchner Süden werden. (Foto: Udo Klünsch/Airgonautics GbR)

Vom Sendlinger Wald bis zum Warnberger Riedel will die Stadt eine zusammenhängende, sechs Kilometer lange Parkmeile sichern. Der Weg zum angestrebten Biotopverbund ist aber noch weit.

Von Jürgen Wolfram

München baut, verdichtet, asphaltiert und betoniert, immer wieder fallen dafür Bäume. Keine Bezirksausschuss-Sitzung ohne ellenlange Liste von Baumfällungen, kein Jahr ohne hitzige Debatte über die massive Nachverdichtung von Quartieren oder das Auftürmen neuer Bürowelten. Dass der Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln im vergangenen Jahr die 100 000-Einwohner-Marke geknackt hat, spricht für sich.

Insofern wunderten sich allenfalls die Vertreter der Stadtverwaltung über den Andrang im Pfarrsaal von Heilig Kreuz in Forstenried, als sie dort einen Workshop zum Thema "Parkmeile Südpark/Sendlinger Wald - Warnberger Riedel" eröffneten. Mit dem Plan, eine "Meile" mit heterogenen Freiflächen, die in Wahrheit sechs Kilometer lang ist, besser zu vernetzen, mithin Frischluft- und Erholungsflächen zu sichern, rennt die Stadt jedenfalls bei der Bevölkerung im Münchner Süden offene Türen ein.

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Zum Auftakt der gemeinsamen Entwicklung von Ideen für das Projekt eines "multifunktionalen" Grünzugs zur Naherholung, Freizeitgestaltung sowie zur Wegeverbesserung und Biotopvernetzung waren und sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtbezirks eingeladen, Vorschläge zu skizzieren. An dicht besetzten Tischen notierten sie ihre Einfälle zu den Themen Erholung und Freizeit, Klima und Biodiversität, Wege und Landschaftsbild, Landwirtschaft und Gärtnern.

Zuvor hatte sich bei einer Diskussion bereits herauskristallisiert, woran den Leuten besonders stark gelegen ist: den Bereich um den Reitstall "Corona" an der Muttenthalerstraße in Solln von Bebauung frei zu halten. Ein anderes Anliegen trug eine Grundeigentümerin vor: Enteignungen sollten unbedingt vermieden werden.

Freiräume werden in der Stadt immer wichtiger

Philipp Königer vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung hatte einige Mühe, die Anwohner davon zu überzeugen, dass man mit der "Rahmenplanung" im Auftrag des Stadtrats noch ziemlich am Anfang stehe. Einstweilen gehe es darum, Nutzungsideen und Barrieren zu identifizieren sowie ein erstes Feedback der Stadtteilbewohner einzuholen, ergänzte seine Referatskollegin Susanne Brittinger. In einer sich verdichtenden Stadt würden Freiräume und Grüngürtel immer wichtiger, betonte sie. Wo die schöne Idee der Parkmeile auf Barrieren stößt, liegt auf der Hand: Es sind die großen Straßen im Münchner Süden, etwa die Boschetsrieder Straße, die Drygalski-Allee oder auch die Liesl-Karlstadt-Straße.

Der Südpark ist schon jetzt eine wichtige Naherholungszone. (Foto: Catherina Hess)

Die im Gespräch befindliche, punktuell recht schmale Parkmeile zwischen dem Warnberger Riedel, dem höchsten Punkt der Stadt, und dem Südpark/Sendlinger Wald ist derzeit geprägt von Landwirtschaft, von Kleingärten, Sportanlagen, Wald, Lagerflächen, Fuß- und Radwegen. Das alles sollte im Sinne des Stadtklimas und des Erholungswerts besser verbunden, auf einen "gemeinsamen Nenner" gebracht werden, erklärte ein Sprecher des Landschaftsarchitekturbüros Fugmann Janotta und Partner mbB, mit dem die Stadt zusammenarbeitet.

Nicht vergessen dürfe man die Tiere und Pflanzen des grünen Bandes, das von einem echten Biotopverbund noch meilenweit entfernt sei. Ähnlich wichtig sei die Erhaltung eines intakten Landschaftsbildes, wie man es vor allem im südlichen Forstenried finde. Das Motto müsse lauten: "Größer denken, über den Tellerrand schauen."

Die Stadt arbeitet an insgesamt elf Parkmeilen

Dem ersten Workshop, an dem sich vor allem Menschen aus Solln und Forstenried beteiligt haben, soll im März ein weiterer folgen, dann mit Ideenauswertung. Später sind auch andere Formen der Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die Stadt München arbeitet an insgesamt elf Parkmeilen; das Projekt Südpark - Warnberger Riedel ist das dritte seiner Art. In Feldmoching und Trudering-Neuperlach hatte die Suche nach sinnvoll zu vernetzenden Grünräumen begonnen.

Diese sollen dauerhaft von Versiegelung verschont bleiben und primär Erholungszwecken dienen. "Auf so viel Interesse wie hier in Forstenried sind wir mit unserem Thema bisher noch nirgends gestoßen", konstatierte anerkennend Philipp Königer vom Planungsreferat.

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