Filmporträt über Ottfried Fischer:"Schön ist was anderes"

Lesezeit: 2 min

Ottfried Fischer und seine 17 Jahre jüngere Frau Simone: Die Vorbereitungen für die kirchliche Hochzeit sind am Laufen. (Foto: Tobias Tempel/Bayerischer Rundfunk)

Mit Humor gegen die Krankheit: Ein BR-Porträt in der Reihe "Lebenslinien" zeigt, wie Ottfried Fischer mit Parkinson lebt.

Von Christine Dössel

Parkinson, die sogenannte Schüttellähmung, ist eine schleichende Erkrankung, die mit einer Langsamkeit daherkommt, die sie auch dem Patienten aufzwingt, bis dessen Gelenke versteifen und er sich kaum mehr bewegen kann. "Schön ist was anderes", sagt Ottfried Fischer, der nun schon seit mehr als 15 Jahren mit dem "Herrn Parkinson" als ständigen Begleiter lebt. Die Krankheit zwingt ihn in den Rollstuhl, erschwert ihm das Schreiben, das Sprechen. Sie hat, wie Fischer weiß, "etwas Endgültiges".

Aber "Otti", wie ihn seine Fans kumpelhaft nennen, wäre nicht die unerschütterliche Spaßdampfwalze, als die er ein Millionenpublikum erfreut hat, würde er nicht auch seiner Krankheit mit Humor und Wortwitz begegnen. Parkinson? "Wenn Sie nächstes Mal mit Ihrem Wagen Probleme im Parkhaus haben - ich park ihn schon!" So in der Art. 2008, nachdem er seine Diagnose in der Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte, trat er beim "Aschermittwoch der Kabarettisten" auf mit dem Spruch: "Keine Angst, i mach keine Schüttelreime." Nimm das, Parkinson!

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Es ist dieser stoische, niederbayerisch gestählte (Über-)Lebenshumor, der in dem Film "Ottfried Fischer und Herr Parkinson" zum Tragen kommt, einem Porträt von Manuela Roppert, das in der Reihe "Lebenslinien" am Ostermontag im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wird (bereits von Donnerstag an in der BR-Mediathek).

Der 68-jährige Schauspieler und Kabarettist, als "Bulle von Tölz" und "Pfarrer Braun" einst Quotenkönig, gibt darin sehr offen Einblick in sein Leben mit der Krankheit. Dass er diese bewundernswert bewältigt und in seinem Elektro-Rollstuhl noch erstaunlich mobil durch den Alltag kurvt, ist nicht zuletzt seiner zweiten, 17 Jahre jüngeren Frau und Rundum-Betreuerin Simone zu verdanken, eine erfrischend humorvolle Bayerin auch sie. 2020 haben sie nach jahrelangem Hin und Her ("Wir waren die On-Off-Beziehung von Schwabing") geheiratet, wegen Corona erst mal nur standesamtlich. Die Vorbereitungen für die kirchliche Hochzeit sind am Laufen.

Seit 2017 leben die beiden in Passau, im Haus von Ottfried Fischers Großeltern, wo er einen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Hier habe er das Gefühl "zu Hause" zu sein, sagt Fischer, "aufgehoben", "die Leute freuen sich, dass ich da bin". In München habe er sich zuletzt "selber verwüstet". Der Film begleitet den Kabarettisten auf den Wochenmarkt und zeigt ihn bei Gesangsübungen mit der Passauer Kollegin Barbara Dorsch am Klavier. Singend will er den "Herrn Parkinson" vertreiben - was bei Fischers schiefer Tonlage eigentlich gelingen müsste.

In Rückblicken und mit schönem Bildmaterial aus privaten Alben geht es durch Fischers gesamtes Leben. Freunde, Weggefährten und sein jüngerer Bruder Werner, der den elterlichen Hof betreut, kommen zu Wort. Dazu besucht der Porträtierte mit der Filmemacherin sein Heimatdorf Ornatsöd und auch das Internat in Fürstenzell, wo er mit seinem Freund Julius erste Bühnenprogramme stemmte. Mangelnde Sportlichkeit habe der schon damals beleibte Otti als Stimmungskanone wettgemacht, erzählt Julius. Er habe die Leute zu begeistern gewusst.

Nach dem Abitur 1973 ging Fischer nach München, um, wie vom Vater gewünscht, Jura zu studieren. Was daraus wurde, ist bekannt. Die ersten Kabarett-Erfolge seines Sohnes hat der früh an Krebs verstorbene Werner Fischer noch miterlebt, aber das gewaltige Medien-Phänomen, das mit Franz Xaver Bogners Kultserie "Irgendwie und Sowieso" Mitte der Achtzigerjahre sich zu entwickeln begann, das hat der Vater verpasst. Aus dem dicklichen Bauernjungen Ottfried Fischer wurde ein Publikumsliebling der Nation. Einen "Paradebayern in der Nachfolge von Gustl Bayrhammer" nennt ihn sein Kabarettkollege Michael Lerchenberg.

Mit der Krankheit kam allerdings auch das Karriere-Aus. Aber noch immer unterschreibt der beliebte "Otti" Autogrammkarten. Und inzwischen, das sei verraten, kehrt er auch immer öfter nach München zurück, in sein Haus in Garching. Aber das ist dann Thema für einen anderen Film.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Bayern
:"Meine Mutter hat sich für meine Reportagen geschämt"

Beinahe SPD-Landtagsabgeordneter, beinahe ARD-Reporter bei der Weltmeisterschaft: Bei Günther Koch klappte nicht immer alles. Ein Gespräch über Niederlagen, fränkisch-bayerische Fußballrivalitäten und seine Mutter.

Interview von Olaf Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: