Ornella am Platzl:Wenn das der Dietl noch erlebt hätte

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Oh, wie schick: Uli Springer, einer der drei "Ornella"-Betreiber mit Ballerina Maria Baranova, die das pinkfarbene Kleid seiner Frau Klara Springer bewundert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei der Eröffnungsparty drängen 400 Gäste ins "Ornella" am Platzl. In Sachen Auftritt macht aber keiner Ardi Goldman was vor.

Von Thomas Becker

Aus Abenden wie diesem muss Helmut Dietl - Gott hab ihn selig - den Stoff für seine Filme bezogen haben. Alles wirkt ein wenig zu dick aufgetragen bei der prallen Eröffnungs-Sause des "Ornella", Nachfolger des "Orlando" am Platzl, das seit Jahren Schuhbeck-Eck heißt. Deswegen verwundert es nicht die Bohne, dass der Mann im ewig-weißen Kochkittel hier an einem vorbeiläuft. Handy am Ohr verschwindet der frisch Verurteilte in seinen Südtiroler Stuben, in denen sich exakt drei Gäste verlieren. Da sieht es nebenan schon anders aus: ein Gewimmel und Gewühle, wie man es lange nicht mehr erlebt hat, und wie es in dieser Stadt mal gang und gäbe war. Ein vogelwilder, quietschbunter Mix, anstrengend, aber herrlich anzuschauen.

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Da ist zum Beispiel im tiefroten Abendkleid die schöne Maria Baranova, finnische Primaballerina, deren Chef gehen musste, weil er mit Putins Tochter verbandelt ist. Baranova, die vom Schicksal ihrer Freunde in Kiew berichten kann, hat nur Augen für Klara Springer, die Gattin von Uli Springer, neben Dino Klemencic und Friedemann Findeis einer der Ornella-Betreiber. Es ist in der Tat ein spektakulär umherwehendes Pink, das die Dame über den Pumps trägt. Ihre beiden jungen Töchter haben sich ebenfalls in Schale geworfen und fotografieren sich auf dem roten Teppich: "Jetzt du eins von mir!" Auch die Lena Meckels, Lisa Lochs, Joelina Drews und Sonja Kiefers dieser Welt freuen sich über jeden Fotografen, der draufdrückt.

In Sachen Auftritt macht aber niemand der 400 Gäste dem Gesamtkunstwerk Ardi Goldman etwas vor. Der Frankfurter Immobilienunternehmer, "ein kleiner Mann mit großen Hüten und noch größerem Mundwerk", wie die Frankfurter Rundschau schrieb, stolziert im Umhang eines Maharadschas durchs Partyvolk. Zwei Jahre und acht Monate saß der Gesellschafter der Hotelkette 25hours im Knast, irgendwas mit Immobilien und Schmiergeld, betreibt den Club "Fortuna Irgendwo", Untertitel: Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke.

Er könnte sich vorstellen, als Wolfgang Nöths Geist aufzutreten: Immobilienunternehmer Ardi Goldman kam aus Frankfurt zur Party. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Von dem Besuch dort schwärmt sein Kumpel Michi Kern heute noch. Kern steht - obwohl es Helles aus dem Holzfass gibt - mit einer Dose US-Bier neben Goldman. "Das aus dem Holzfass vertrage ich nicht - das knallt so", erklärt Kern, der sich an der Tanke eingedeckt hat. Klaren Kopf muss er jetzt eh bewahren: Der Gasteig-Vertrag ist da, wird nun nachverhandelt, damit es im Frühjahr im "Fat Cat" losgehen kann. Einen Saal dort will Kern nach Wolfgang Nöth benennen: "Am 6. Oktober 2023 wäre er 80 geworden - dazu werden wir uns was überlegen." Goldman hat schon eine Idee: "Soll ich auftreten als Nöth, als sein Geist?" Kern winkt ab: "Lieber nicht. Da müsste die Laila, seine Tochter, zu sehr weinen."

Und warum nun Ornella? Uli Springer erklärt: "Es musste etwas sein, das zu Orlando passt. Warte, ich zeig' dir mal was." Sprach's, zieht das Handy raus, schon sind wir in den 80ern und sehen, wie Ornella Muti im weißen Badeanzug aus dem Pool steigt, die Haare schüttelt...

Keine weiteren Fragen. Ach ja, das Essen: keine Ahnung, wie gelungen der Mix aus italienischer und japanischer Küche ist. Dafür war wirklich keine Zeit. Gab zu viel zu sehen.

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