Open-Air-Theater in München:Schauspiel mit Sommerbrise

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Der Innenhof von Schloss Nymphenburg ist nur einer von vielen magischen Münchner Schauplätzen, die diesen Sommer Theater im Freien bieten. (Foto: Ensemble Persona)

Ob Shakespeare im Brunnenhof, Theaterspiele in der Glyptothek oder Henrik Ibsen im Innenhof von Schloss Nymphenburg - es dürfte für jede und jeden was dabei sein. Wo es in München überall Theater unter freiem Himmel gibt.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Zurzeit zeigt sich der Sommer nicht von seiner sonnigsten Seite. Das ändert sich hoffentlich bald, denn neben den üblichen Open-Air- und Stadion-Konzerten bietet auch die Theaterwelt einiges an der freien Luft. Schauplatz und Programm sind dabei vielfältig: Ob Shakespeare im Brunnenhof, Theaterspiele in der Glyptothek oder Schauspiel im Innenhof von Schloss Nymphenburg - es dürfte für jede und jeden was dabei sein. Damit man sich im Dickicht des Angebots besser zurechtfindet, hat die Redaktion einige Freilicht-Optionen herausgesucht und zusammengetragen.

Sommertheater im Englischen Garten

Klassische Komödien im Amphitheater - das erwartet die Zuschauer seit 1990 beim Münchner Sommertheater im Englischen Garten. (Foto: Münchner Sommertheater)

Das Münchner Sommertheater hat sein ganz eigenes Konzept: Jeden Sommer seit 1990 führt eine freie Truppe junger Schauspieler und Musiker ein Stück im Amphitheater des Englischen Gartens auf - an zahlreichen Terminen über mehrere Wochen hinweg. Von George Bernhard Shaws "Pygmalion" über Heinrich Kleists "Der zerbrochene Krug" bis hin zu William Shakespeares "Sommernachtsraum" gab es hier schon einiges. Die einzige Einschränkung bei der Programmwahl: Es müssen immer klassische Komödien sein. Die Vorstellungen sind kostenlos und werden durch einen Förderverein und Spendengelder finanziert.

Dieses Jahr auf dem Programm ist Oscar Wildes "Bunbury oder wie wichtig es ist, ernst zu sein", eine virtuose Verwechslungskomödie voller Sprachwitz und absurder Wendungen - und eines von Wildes erfolgreichsten Stücken. Gespielt wird es vom 6. bis 29. Juli jeweils donnerstags, freitags und samstags, immer von 21 Uhr an, in magisch-nächtlichem Ambiente. "Regenausweichsquartier" ist die Mohr-Villa an der Situlistraße 73. Dort findet auch die jährliche Herbstspielzeit mit sechs weiteren Aufführungen im September statt.

Die deutsche Übersetzung des "Bunbury" stammt übrigens von Ulrike Dissmann, dem Kopf des Projekts. Sie verspricht eine deutsche Fassung, die "die schwierige Balance zwischen 'so genau wie möglich' und 'so frei wie nötig' trifft, ohne dass es irgendwo 'übersetzt' klingt". Dissmann ist selbst Regisseurin und Theaterautorin, gründete das Sommertheater vor 30 Jahren und leitet es seither mit großem Erfolg: Klein angefangen, verzeichnet die Veranstaltung mittlerweile Tausende Besucherinnen und Besucher jährlich. 2018 wurde Dissmann dafür mit der Medaille "München leuchtet" ausgezeichnet. Lukas Heinser

Münchner Sommertheater, 6.-29. Juli, jeweils Donnerstag bis Samstag, um 21 Uhr, Amphitheater des Englischen Gartens, kostenlos, www.muenchner-sommertheater.de

Theaterspiele in der Glyptothek

Seit 1991 wird im Innenhof der Glyptothek Theater gespielt. (Foto: Volker Derlath)

Alles wie immer und doch ganz anders heißt es heuer bei den Theaterspielen im Innenhof der Glyptothek. Fans des von Beles Adam und Gunnar Petersen initiierten Events, das schon seit 1991 allsommerlich mit dem schönsten Theaterort der Stadt prunkt, ist Sven Schöcker nicht nur als Schauspieler wohlbekannt. Gemeinsam mit dem umtriebigen Regisseur Alex Novak leitet er künftig die Geschicke des Sommertheaters. Dessen Freunde können sich über eine baldige Programmerweiterung freuen - räumlich wie saisonal -, aber erst mal darauf, dass das Herzstück jetzt lospulsiert: Am Samstag, 8. Juli, mit "Prometheus in Fesseln", einer Tragödie, die mit Themen wie Schuld und Vergebung jongliert, als wäre die Psychoanalyse für die alten Griechen bereits ein alter Hut gewesen. Schöcker hat den Eröffnungsabend mit drei Schauspielern und dem Multiinstrumentalisten Ardhi Engel erarbeitet.

Novak hat sich in Euripides' "Iphigenie in Aulis" (Premiere am 15. Juli) erst zum zweiten Mal mit der griechischen Antike beschäftigt. Und flugs habe er sich mit der aktuellen Frage konfrontiert gesehen, wie weit man bereit ist zu gehen, um einen Krieg zu gewinnen. Tomma Galonska spielt den Abend als Solo, begleitet von Nathanael Turban an der Violine. Philosophischer, inklusiver, "neue Formen theatralen Ausdrucks erprobend" wollen die Neuen das Erbe von Petersen und Adam weiterführen und sich dabei auch jüngeren Generationen öffnen. Das lässt sich jetzt überprüfen, wie seit jeher bei Brot und Wein - und mit einem bangen Auge auf das Wetter. (Wettercheck täglich von 17 Uhr an und alles weitere auf https://theaterspieleglyptothek.cargo.site. Sabine Leucht

Theaterspiele Glyptothek , Sa., 8. Juli, bis 16. September, täglich um 20 Uhr, Einlass: 19 Uhr, am 7. Juli gibt es ein Pre-Opening zum Kennenlernen

"Romeo and Juliet" im Brunnenhof

Beturteln sich schon seit 400 Jahren: Romeo und Julia - hier in der englischsprachigen Produktion der American Drama Group Europe, heuer zu sehen im Brunnenhof der Residenz. (Foto: Alexander Bornschlegl/4doors/American Drama Group Europe)

Die Welt wird von Shakespeares fulminantem Liebesdrama wohl nie genug kriegen. Die tragische Geschichte zweier junger Liebender, die sich nicht haben dürfen, hält Zuschauerinnen und Zuschauer seit seiner ersten Aufführung vor mehr als 400 Jahren unentwegt in Bann - egal, ob als Theater, Musical, Ballett oder Film (Leonardo di Caprio lässt grüßen).

Als Theater in englischer Sprache kann man den Bühnen-Hit am Montag, 10. Juli, im Brunnenhof der Residenz erleben. Traditionell ist also auch der Schauplatz. Und wunderschön, wie das herzzerreißende Stück, das "The American Drama Group Europe" in klassischer, auf die Shakespeare'sche Essenz fokussierter Weise aufzuführen verspricht. Die internationale Theatergruppe mit Sitz in München wurde 1978 vom Amerikaner Grantly Marshall ebenda gegründet, besteht aus Schauspielerinnen und Schauspielern aus New York, London und Paris, und widmet sich der Aufführung von "Hochqualitäts-Theater in möglichst vielen Ländern der Welt". Lukas Heinser

"Romeo and Juliet", Montag, 10. Juli, 19.30 Uhr, Brunnenhof, Residenzstraße 1, Infos und Tickets gibt es unter www.muenchenticket.de

"Othello" im Theatron im Westpark

Das Entity Theatre zeigt Shakespeares "Othello" im Westpark, auf der Bühne wird Englisch gesprochen. (Foto: Conny Loder)

Wie wäre es einmal mit einem britischen Sommerabend? Ein klassisches englisches Theater voller Irrungen und Wirrungen, unter freiem Himmel von einer üppig beladenen Picknickdecke aus genossen. Das ist in München kein Problem, denn das ansässige Entity Theatre e.V. gibt das zehnte Jahr in Folge eine Shakespeare-Aufführung im Westpark zum Besten. Aus Anlass des Jubiläums präsentiert das Theater eine traditionelle Inszenierung von "Othello" in englischer Sprache. In der Tragödie ergründet Shakespeare ein sehr menschliches Thema: Der Feldherr Othello wird von seinem rachsüchtigen Offizier davon überzeugt, dass seine Frau Desdemona ihn betrügt. Die Folge sind rasende Eifersucht und tödliche Missverständnisse. Fiona Rachel Fischer

Entity Theatre: Othello , 7. bis 9., 14. bis 16. und 21. bis 23. Juli, jeweils um 19 Uhr, Amphitheaters im Westpark, Eintritt frei

Sommerfestspiele Schloss Nymphenburg

Shakespeares "Sommernachtstraum" ist ein alljährlicher Kassenschlager bei den Sommerfestspielen von Schloss Nymphenburg. (Foto: Bernt Haberland/Ensemble Persona)

In Sachen Prunk macht der Innenhof von Schloss Nymphenburg dem Brunnenhof Konkurrenz. Vor der historisch königlichen Kulisse sind im Rahmen der jährlichen Sommerfestspiele vom 21. Juli bis 20. August fünf Produktionen zu sehen. Da wäre zum einen eine Neuinszenierung von Henrik Ibsens "Peer Gynt". Hier hat die namhafte Puppenspielerein Suse Wächter ihre Finger im Spiel und erweckt die märchenhafte Welt des Stoffes zum Leben. Als zweite Neuproduktion nahmen die Veranstalter erstmals in der siebenjährigen Geschichte der Festspiele etwas für die Kleinen mit ins Programm auf: Mit "Der geheime Garten" wagen sie sich an den großen Kinderbuchklassiker von Frances Hodgson Burnett. Wer im Alter nichts mehr Neues wagt, kann sich zudem eine der erprobten Erfolgsproduktionen "Ein Sommernachtstraum", "In 80 Tagen um die Welt" oder "Der Gott des Gemetzels" anschauen. Die Theatergruppe hinter den Inszenierungen ist das "Ensemble Persona". In München ansässig besteht das professionelle Ensemble aus freischaffenden Theaterkünstlern und schreibt sich "herausragende Sprachbehandlung" und "unprätentiöse Spielweise" auf die Fahne. Lukas Heinser

Sommerfestspiele Schloss Nymphenburg, Fr., 21. Juli, bis So., 20. August, jeweils 20 Uhr, "Der geheime Garten" jeweils 15.30 Uhr, Innenhof des Nordflügels von Schloss Nymphenburg, Schloss Nymphenburg 1, www.schloss-festspiele.de

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