Brunnen auf dem Oktoberfest:Die Wiesn-Besucher stehen Schlange - für Wasser

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Sinnvolle Neuerung: Auf der Wiesn gibt es jetzt kostenloses Trinkwasser - wenn man zu den Brunnen findet. (Foto: Florian Peljak)

In diesem Jahr gibt es auf dem Oktoberfest erstmals Brunnen, an denen sich Besucher kostenlos Trinkwasser zapfen können. Das kommt gut an - nur deren Standorte befremden manchen Gast.

Von Sarah Maderer

"Ach so, die stehen alle am Brunnen an", stellt eine Festbesucherin überrascht fest und zieht Richtung Toilette an der Schlange vorbei. Länger am Trinkwasserbrunnen als in der Kloschlange anzustehen, ist schon am ersten Wiesn-Wochenende nichts Ungewöhnliches. Die Neuerung kommt gerade an heißen Tagen gut an. Vor jeder der vier neuen Trinkwasserstellen bildet sich eine lange Schlange. Endlich an der Reihe, füllt ein Mann seine Flasche bis über den Rand, leert sie und nimmt sich hastig Nachschlag. Der Nächste hält lieber gleich seine Glatze und das Gesicht unter den Hahn. Zwei Buben in Lederhosen schauen ihm ungeduldig dabei zu und schrauben schon mal ihre Wasserspritzpistolen auf.

Selbst die Wiesnwirte, die genauso gut ein Verlustgeschäft befürchten könnten, finden die Neuerung gut. "Uns haben sie am ersten Sonntag leergetrunken, um acht Uhr abends hatten wir im Schottenhamelzelt kein Wasser mehr", berichtet der Sprecher der Wiesnwirte, Christian Schottenhamel. Da kämen ihm die Brunnen gelegen. "Ist halt die Frage, ob die Schausteller noch genug verkaufen, aber bei uns wurde das positiv aufgenommen", sagt er.

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An den umliegenden Verkaufsständen reagieren Mitarbeiter mit unbeeindrucktem Schulterzucken. Man werde oft nach den Standorten der Brunnen gefragt, aber das Geschäft beeinträchtigten sie nicht. Auch ein Sprecher des Sanitätsdienstes bestätigt, dass viele ihrer alkoholisierten Patienten gar nicht wüssten, wo genau sie die Brunnen finden können.

Die Brunnen liegen alle vier in der Parallelstraße zwischen der Wirte- und Schaustellerstraße an den südöstlichen Ausgängen von Ochsenbraterei, Augustiner-Zelt, Bräurosl und Löwenbräu-Zelt, jeweils angebracht am Eingang zur Toilettenanlage. Nur wenige Schilder weisen in unmittelbarer Nähe auf kostenloses Trinkwasser hin. Auch zwei Bandmitglieder aus dem Augustinerzelt hätten gerne früher von den Brunnen gewusst. Jeder Musiker bekomme nur eine Getränkemarke. Nachdem die längst verbraucht sei, komme man eben jetzt zum Auffüllen an den Brunnen. Denn zehn Euro würde in dieser Schlange niemand für eine Mass Wasser zahlen.

Ein junger Festbesucher findet die Brunnen am Toiletteneingang nicht ideal platziert. "Ich finde das unappetitlich so kurz vorm Klo", erklärt er. "Die schauen aus wie moderne Pissoirs, das könnte ein Besoffener auf dem Weg zum Klo leicht verwechseln." Tatsächlich erinnert das kühle Metall der Brunnenkonstruktion ein wenig an die Sanitäranlagen auf Autobahnparkplätzen. Doch noch sind seine Bedenken unbegründet, denn das Münchner Gesundheitsreferat und das Referat für Arbeit und Wirtschaft überprüfen die Brunnen täglich auf ihre Trinkwasserqualität und Hygiene.

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