Oktoberfest:Was man beim S-Bahn-Fahren zur Wiesnzeit beachten muss

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Das Personal an der Hackerbrücke ist speziell geschult, um die Massen der Oktoberfest-Besucher zu lenken. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Kommendes Wochenende beginnt die Wiesn. Die Bahn rechnet darum mit signifikant mehr Fahrgästen und großem Gedränge an den Knotenpunkten.
  • Der S-Bahnhof Hackerbrücke ist besonders belastet. Dort arbeitet die Bahn mit einem speziellen Sicherheitskonzept.
  • Zudem werden eigens geschultes Sicherheitspersonal und zahlreiche Sonderzüge eingesetzt. "Alles, was rollen kann, ist im Einsatz", sagt der S-Bahn-Chef.

Von Andreas Schubert

Wenn am kommenden Samstag die Wiesn beginnt, herrscht auch bei der Bahn wieder der Ausnahmezustand. Statt mit täglich bis zu 450 000 Reisenden am Hauptbahnhof rechnet die Bahn dann mit bis zu 600 000 Menschen. Und S-Bahnchef Heiko Büttner geht davon aus, dass während des Oktoberfests statt 840 000 Kunden täglich dann 950 000 die S-Bahnen nutzen. Es wird also eng in den Zügen und an den Bahnsteigen.

Und wie jedes Jahr zur Wiesn reagiert die Bahn mit verschiedenen Maßnahmen, um die Sicherheit und die Kapazitäten zu erhöhen. Ein Brennpunkt ist der S-Bahnhalt Hackerbrücke, der an vielen Tagen, speziell abends und am Wochenende, hoffnungslos überfüllt ist. Hier setzt die Bahn zu Spitzenzeiten bis zu 60 Mitarbeiter gleichzeitig ein.

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Laut Torsten Malt, Chef der Bahntochter DB-Sicherheit Bayern, verfolgt das Personal ein dreistufiges Sicherheitskonzept. Erstens sollen die Ströme der Passagiere gezielt gelenkt werden, sprich: Bahnmitarbeiter weisen die Fahrgäste an, an allen Türen einzusteigen und nicht in den Bereichen an den Auf- und Abgängen zur Station stehen zu bleiben. Zweitens sollen die Mitarbeiter dafür sorgen, dass es ruhig bleibt, gegebenenfalls deeskalieren und eine "gute Stimmung" verbreiten, wie Malt sagt. Dazu ist das Personal speziell geschult worden.

Drittens sollen die Personenströme auch schon vor der Station gelenkt werden. Hier arbeitet die Bahn mit den Sicherheitsbehörden zusammen. So dürfen bei Bedarf die Treppen an der Hackerbrücke nur in eine Richtung bestiegen werden. An den Aufzügen achten Sicherheitsleute darauf, dass nur Menschen diese nutzen, die es wirklich nötig haben und niemand aus Gaudi Aufzug fährt. Zudem bringt die Bahn neue gelbe Sicherheitsstreifen an den Treppen an, damit diese nicht zur Stolperfalle werden.

Insgesamt sind ständig 330 Sicherheitsmitarbeiter im S-Bahnnetz unterwegs, die meisten davon am Hauptbahnhof und an der Hackerbrücke. Zu deren Aufgaben gehört es beispielsweise auch, Menschen anzusprechen, die Luftballons aus Aluminium in die Tunnelbahnhöfe mitbringen. Diese sind dort eigentlich verboten. Denn wenn ein einziger Ballon an die Oberleitung gerät, kann er einen Kurzschluss verursachen und die Stammstrecke komplett lahmlegen. Nun will die Bahn aber während der Wiesn keine Familien wegen eines Ballons aus den Bahnhöfen werfen. Die Mitarbeiter sollen deshalb darauf hinweisen und helfen, die Ballons an den Handgelenken anzubinden.

Von neuen Barrieren an den Tunneln und Zäunen an der Stammstrecke erhofft sich die Bahn, dass nicht mehr so viele Menschen auf die Gleise gehen. Denn auch das bringt den Fahrbetrieb regelmäßig zum Erliegen. Die S-Bahn bietet während der Wiesn auf allen Strecken einen 20 Minutentakt bis 1 Uhr nachts an. Zirka 1000 S-Bahnen werden nachts als Vollzüge unterwegs sein. "Die Mitarbeiter fahren Extraschichten", sagt Büttner, und: "Alles was rollen kann, ist im Einsatz." Ohne Ausfälle wären das dann 430 zusätzliche Fahrten während der 18 Tage Wiesn. Weitere 250 Züge sollen den Abendfahrplan an den Außenästen ergänzen.

Im Regionalverkehr wird es überdies 100 zusätzliche Zugfahrten geben, mit Sonderzügen von und nach Nürnberg, Würzburg, Donauwörth, Augsburg, Ulm und Kempten. Wer dann mit dem Zug am Hauptbahnhof ankommt, dem rät Bahnhofschef Heiko Hamann, gleich zu Fuß zur Theresienwiese zu gehen, damit U- und S-Bahnen nicht zusätzlich belastet werden. Alternativ richtet die Bahn am Ausgang Bayerstraße einen Rikschabahnhof ein.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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