Oktoberfest:So schmecken die veganen Wiesn-Snacks

Wer dachte, das Oktoberfest besteht nur aus Hendl und Ochsen, hat sich schwer getäuscht. Viele Wirte bieten veganes Essen an - das schmeckt meistens, es gibt aber auch herbe Enttäuschungen.

Von Anna Hoben, Franz Kotteder und Andreas Schubert

Maisgriesschnitten

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(Foto: Robert Haas)

Wer braucht schon Fleisch, wenn es Polenta gibt. Aus der Küche Norditaliens und einigen anderen Länderküchen ist der Maisgries nicht wegzudenken. Und das nicht nur als sättigende Beilage. Gebraten, richtig gewürzt und mit den richtigen Beilagen ist Polenta eine Delikatesse. Wer ins Ammer-Zelt geht, tut dies meist wegen der köstlichen Enten und Hendl. Aber auch fleischlos kochen können sie da. Die Maisgriesschnitten mit Biogemüseragout und einem erfrischenden Dip mit Biokräutern ist auf jeden Fall eine sehr schmackhafte Alternative zum Fleisch. Das mediterran anmutende Gemüse war noch schön bissfest und gut gewürzt. Auch die Polenta war so, wie man sich das vorstellt: Schön goldgelb. Okay: 15,30 Euro sind ein stolzer Preis für so einen fleischlosen Teller. Aber gut: Wer auf die Wiesn geht, kommt bekanntlich nirgends billig davon.

Fleischloser Leberkäse

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(Foto: Robert Haas)

Seien wir ehrlich: So genau wollen wir es ja sonst auch nicht wissen, was drin ist im Leberkäse. Aber dann fragt man sich doch: Veganer Leberkäse - wie geht so was? Es geht zum Beispiel mit Weizen- und Sojaeiweiß sowie dem Verdickungsmittel Johannisbrotkernmehl und etlichen anderen Bestandteilen, die man nicht unbedingt essen möchte. Probieren kann man es aber für 4,50 Euro in einem Imbissstand vor der Ochsenbraterei (Wirtsbudenstraße 84). Die arg bräunliche Scheibe ist optisch echtem Leberkäse nicht unähnlich, auch die Konsistenz kommt einigermaßen hin. Leider ist das Ding stark überwürzt, was auch durch die Beigabe von aufgeschmalzten Zwiebeln und Krautsalat nicht besser wird. Fazit: Man muss schon ausgesprochen tierlieb sein, um diesen Leberkäs zu mögen.

Teigtascherl

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(Foto: Robert Haas)

Es klingt so schön: "Nudeltascherl mit Quinoa und Blattspinat gefüllt, Tomatenragout und Basilikumblätter". Es klingt nach Symbiose von süddeutscher und italienischer Küche, kombiniert mit einem dieser Superessen ("Superfoods"), das die Europäer für sich entdeckt haben, nachdem es seit 6000 Jahren ein Grundnahrungsmittel der Südamerikaner ist. (Fun Fact zur Wiesn: Quinoa eignet sich auch für die Herstellung von glutenfreiem Bier.) Das vegane Gericht im Löwenbräu-Zelt, es klingt nach Wasser, das im Mund zusammenläuft. Dann kommt der Teller - und mit ihm die Enttäuschung. Genau neun blasse Tortelloni liegen da auf Tomatenstückchen, die paar Basilikumblätter haben auch schon frischere Zeiten gesehen. Und was macht eigentlich das Lorbeerblatt da? Die Tomatensoße schmeckt fruchtig und ein bisschen pikant. Die Teigtascherl hingegen: nichts Besonderes. Sättigend erst recht nicht. Das Ganze gibt's für 12,50 Euro. Fazit: Beim nächsten Mal statt Superessen lieber Suppe essen.

Couscous-Wrap

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(Foto: N/A)

Manche Köche, die mal "was Veganes" in ihre Speisekarte aufnehmen wollen, verzetteln sich mit Rezepten, indem sie die Aromen von nicht-veganen Speisen nachahmen wollen. Das gelingt manchmal, und zwar immer dann, wenn es ein pflanzliches Fett als Geschmacksträger genauso tut wie ein tierisches. Am besten sind aber Speisen, die genuin ohne jegliche Spur von Tier auskommen. Zum Beispiel der vegane Couscous-Wrap, den Burtschers Grillhaus für 4,50 Euro als fleischlose Alternative verkauft, während nebenan Würstl und Fleisch gegrillt werden. Er besteht eben aus Couscous und ist innen mit etwas Salat und Tomate gefüllt. Das Ganze ist ein wenig scharf und schmeckt eigentlich nicht schlecht. Eigentlich - denn die Würze könnte man als konsensfähig bezeichnen. Sie fällt eher schwach aus, ein Griff in die Vielfalt der orientalischen Gewürzwelt täte da vielleicht gut. Oder einfach ein bisschen Minze. Aber ehrlich gesagt: Eine Schweinswurst hat auch nicht viel mehr Eigengeschmack.

Brotzeit

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(Foto: Robert Haas)

Gutbürgerlicher geht's nicht. Oder muss die Steigerung "besserbürgerlich" heißen? Wie auch immer: Wenn irgendwo eine vegane Brotzeit angeboten wird, dann heißt das offenbar, dass der Veganismus angekommen ist in der Mitte der Gesellschaft. In der Mitte des Tellers in Schiffchenform auf dem Tisch im Ammer-Biergarten liegen nun zwei eiskugelförmige Brotaufstriche. Ein veganes Zwiebelschmalz und ein Tomatenaufstrich. Dazu gibt es zwei Minibrötchen, reichlich Radi, Radieschen und eine Essiggurke. Das Schmalz ist würzig und lecker und schmeckt wie Schmalz. Der Kellner verrät auf Nachfrage, dass es auf Kokosfett basiert. Der Tomatenaufstrich ist frisch und mediterran. 14,10 Euro sind ein stolzer Preis für eine Brotzeit, der aber angesichts der originellen Idee und der Bio-Zutaten gern verziehen wird. Einziger Kritikpunkt: Die Semmeln sind nur unwesentlich größer als die Aufstrich-Kugeln. Da bleibt am Ende einiges an Schmalz übrig.

Kartoffelgulasch

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(Foto: Johannes Simon)

Dieses Gericht ist ein bayerischer Klassiker, mit dem Festzeltwirt Toni Winklhofer zeigen will, "dass es vegane Kost schon immer gab, wenn auch vor allem aus finanziellen Gründen". Gemüse war halt billig zu bekommen. 9,80 Euro kostet das Kartoffelgulasch in der "Tradition", man bekommt dafür ein sehr schmackhaftes, vollwertiges Mittagessen. Die Kartoffeln sind weder zu weich noch zu hart, die mit edelsüßem Paprika gewürzte Gemüsebrühe ist nicht zu scharf, sondern mild und hat eine leichte Kümmelnote. Paprika, Sellerie und Champignons runden das Gericht ab, dazu gibt es Schüttelbrot. Das Kartoffelgulasch ist eine Empfehlung wert.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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