Oktoberfest:Strafbefehl gegen Wiesnwirt Reichert

Lesezeit: 2 min

Peter Reichert hatte im vergangenen Jahr Premiere als Wiesnwirt der Bräurosl auf dem Oktoberfest. (Foto: STL-Studio Liebhart/IMAGO)

Das Münchner Amtsgericht verhängt eine Geldstrafe gegen Peter Reichert wegen Verstößen gegen das Lebensmittelgesetz - im Bräuroslzelt und im Lokal Donisl. Ob er aufs Oktoberfest zurückkehren kann, ist unklar.

Von Franz Kotteder

Es wird eng für Peter Reichert, Wirt des Traditionslokals Donisl am Marienplatz und des Festzelts Bräurosl auf dem Oktoberfest. Das Amtsgericht München hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz erlassen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um "eine Geldstrafe mit einer hohen zweistelligen Tagessatzanzahl". Wie hoch, das wollten weder die Staatsanwaltschaft noch Reichert verraten. Das könnte aber entscheidend für die Frage sein, ob Reichert weiterhin Wirt der Bräurosl bleiben kann. Handelt es sich um 90 oder mehr Tagessätze, so gilt eine Person als vorbestraft. Dann würde Reichert ziemlich sicher seine Konzession als Wiesnwirt verlieren, auch seine Position als Wirt des Donisls wäre in Gefahr.

Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), der bisher schon mehrmals heftige Kritik an Reichert geäußert hatte, ist diesmal noch zurückhaltend: "Ich überlasse die Zuverlässigkeitsprüfung natürlich dem Kreisverwaltungsreferat, das dafür auch zuständig ist." Allerdings sei es den Wiesn-Besuchern nur schwer zu erklären, warum jemand Wirt bleiben könne, der durch Hygienemängel und eine Zeltschlägerei aufgefallen sei. Tatsächlich war es bei der Wiesn 2022 auch zu einem per Video dokumentierten Handgemenge zwischen Reichert und einem Security-Mann in seinem Zelt gekommen; ein Verfahren dazu war von der Staatsanwaltschaft jedoch eingestellt worden.

Liveblog
:Hochzeitsgeschenk auf dem Oktoberfest vergessen

Im Fundbüro hat sich mittlerweile allerhand angesammelt. Arnold Schwarzenegger dirigiert.

Das Kreisverwaltungsreferat wiederum prüft nicht nur die Zuverlässigkeit der Wirte, sondern auch, ob sie die Lebensmittelgesetze einhalten. Laut Staatsanwaltschaft hatten die städtischen Lebensmittelkontrolleure bereits im Februar vergangenen Jahres im Donisl Hygienemängel festgestellt. Das war bislang nicht bekannt gewesen, auch Baumgärtner sagt: "Das war mir neu." Bei einer weiteren Kontrolle im Festzelt Bräurosl kurz nach Wiesnbeginn wurden ebenfalls Mängel festgestellt, nachdem die Kühlung in einem Lagerraum für Lebensmittel ausgefallen war. Daraufhin ermittelte die Staatsanwaltschaft, was letztlich dann zum Strafbefehl führte. "Dem Beschuldigten wird hierin vorgeworfen", so Sprecherin Juliane Grotz, "in zwei Fällen vorsätzlich Lebensmittel in den Verkehr gebracht zu haben, die für den Verzehr durch Menschen ungeeignet sind."

Peter Reichert war am Mittwoch nicht zu erreichen, seine Lebensgefährtin und Donisl-Betriebsleiterin Franziska Kohlpaintner verbreitete in seinem Namen jedoch eine umfangreiche schriftliche Stellungnahme. Er gibt darin zu, dass nicht alles reibungslos gelaufen sei: "Ich habe Fehler gemacht." Aber er sagt auch: "Zu keinem Zeitpunkt wurden verdorbene, schlechte oder minderwertige Essen, Speisen und Getränke verarbeitet oder unseren Gästen serviert, weder im Bräurosl noch im Donisl." Irritiert habe ihn, dass die Staatsanwaltschaft entgegen ihrer Ankündigung eine Stellungnahme seines Anwalts mit entlastenden Tatsachen nicht abgewartet habe. Mittlerweile habe er ein renommiertes Institut für Lebensmittelhygiene eingeschaltet, das ein neues Hygiene-Konzept für Wirtshaus und Festzelt ausgearbeitet habe.

SZ Plus90 Jahre Steilwandfahrer auf der Wiesn
:Jede Show ein Risiko fürs Leben

So wie Jagath Perera beherrschen nur wenige ihr Motorrad: Auf dem Oktoberfest besiegt er sogar die Schwerkraft. Gefährlich? Absolut. Sorgen? Macht er sich manchmal. Aber nicht, weil er sich fürchtet.

Von Bernd Kramer

Wie hoch die Geldstrafe ist und wie viele Tagessätze sie umfasst, wollten Reichert und Kohlpaintner nicht mitteilen. Die Betriebsleiterin meinte aber am Telefon: "Wir werden auf alle Fälle Einspruch gegen den Strafbefehl einlegen." Das bedeutet, dass es zu einer Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht München kommen wird. Allerdings wohl frühestens in einigen Monaten. Ob Reichert zuverlässig genug erscheint, um die Bräurosl erneut zu führen, will der Stadtrat jedoch schon im Mai wissen, wenn er die Zulassungen für die Wiesn in diesem Jahr beschließt.

Die Brauerei Hacker-Pschorr, die den Wirt im Bräurosl-Festzelt bestimmen darf, äußerte sich am Donnerstagabend zurückhaltend: "Wir haben Peter Reichert gegenüber mit Nachdruck kommuniziert, dass wir von ihm erwarten, dass er alle Auflagen und Vorgaben erfüllt", heißt es in der kurzen Stellungnahme, und weiter: "Es gilt aktuell die Unschuldsvermutung. Über den Stand von laufenden Verfahren sowie eine Zulassung zum Oktoberfest geben wir keinen Kommentar ab. Das ist Sache zwischen ihm und den Behörden."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungOktoberfest-Mode
:Zieht den Münchnern die Lederhose aus!

Früher galt die Tracht als konservatives Statement. Und heute? Marschieren damit alle beim Oktoberfest auf. Warum nur?

Eine Polemik von Bernd Kramer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: