Oktoberfest:Frey & Partner, die Biertischblockierer

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An Besuchern mangelt es dem Festzelt Schottenhamel nicht - an freien Tischen manchmal schon. (Foto: Robert Haas)

In der Festhalle Schottenhamel gibt es einen Decknamen für reservierte Tische, die eigentlich gar nicht reserviert sind.

Von Franz Kotteder und Andreas Schubert, München

Wer sind eigentlich Frey & Partner? Der eine oder andere Gast in der Schottenhamel-Festhalle könnte sich das schon gefragt haben, wenn er ein Reservierungsschild mit diesem Namen las. Und dürfte, wenn er öfters im Zelt zu Gast ist, gestaunt haben, wie oft man es sich bei Frey & Partner leisten kann, auf die Wiesn zu gehen. Einer der Schottenhamel-Stammgäste hat jetzt jedoch die Nase voll von Frey & Partner. Er wandte sich mit einem geharnischten anonymen Schreiben an die beiden Zelt-Geschäftsführer Christian und Michael Schottenhamel (und in Kopie an die Medien), weil er am Samstag beim Anzapfen nicht wie gewohnt bis in den Abend hinein seinen Platz behalten konnte, sondern ihn um 16 Uhr räumen musste - für Frey & Partner.

Der unbekannte Stammgast verfügt offenbar über Insider-Informationen, denn Christian Schottenhamel muss erst einmal lachen, als er von der SZ nach Frey & Partner gefragt wird. "Das ist bei uns die interne Bezeichnung der Bedienungen für Tische, die im Reservierungsbereich frei sind", sagt er. Im konkreten Fall handele es sich um die Tische in der Nähe der Anzapfbox. Die gehen bei der Reservierung vor allem an Stammgäste und Freunde des Hauses.

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Bisher konnten die für den ganzen ersten Samstag reservieren. Weil aber viele davon zwei oder drei Stunden nach dem Anzapfen wieder gingen, haben die Schottenhamels eine zweite Reservierungsschicht von 16 Uhr an eingeführt. "Wer da noch bleiben wollte, der musste sich halt bei uns melden." Der anonyme Briefeschreiber, vermutet Schottenhamel, habe das wohl nicht gewusst.

Grundsätzlich kämen Frey & Partner nicht sehr oft zum Zug. Manchmal habe man es mit kurzfristigen Stornierungen zu tun: "Es kommt vor, dass eine Firma storniert, weil ein paar Tage vorher der Seniorchef gestorben ist." Dann könnten die Bedienungen die Tische selbst besetzen, wenn sie sich zum Beispiel einer Horde Kampftrinker nicht gewachsen fühlten und lieber angenehmeres Publikum hätten. Den einen oder anderen Tisch hebe man sich auch auf, etwa um Staatsbesucher noch kurzfristig unterzubringen: "Das machen sicher alle Wirte so."

"Die Schottenhamels sind halt gstudierte Leut"

Die aber bestreiten das. Toni Roiderer, Sprecher der Wiesnwirte und Chef des Hackerzelts, sagt, er halte keine Tische frei, Tarnnamen gebe es deshalb nicht: "Mir san da ned so kreativ, die Schottenhamels san halt gstudierte Leut." Wiggerl Hagn vom Löwenbräuzelt sagt, bei ihm gebe es keine freien Tische mit fiktiven Reservierungen, dasselbe erfährt man in den Reservierungsbüros des Marstall-Zeltes, der Bräurosl und im Winzerer Fähndl. "Bei uns kommen immer alle", sagt Hagn. Sollte wider Erwarten doch mal ein Tisch storniert werden, gingen die Tische an Leute, die vorbeikommen.

Im Schottenhamel jedenfalls würden Frey & Partner künftig nicht mehr Platz nehmen, sagt Christian Schottenhamel: "Jetzt, wo der Name in den Medien steht, müssen wir uns wohl einen neuen ausdenken."

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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