Oktoberfest 2023:Von Brokkoli-Champignon-Breze bis Koala-Waschanlage - das ist neu auf der Wiesn

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Dies ist Mr. Gravity, zu Deutsch also: Herr Schwerkraft, besteht aus zehn Gondeln, in denen jeweils zwei Personen Platz haben. (Foto: Florian Peljak)

Beim traditionellen Rundgang übers Oktoberfest stehen einige neue Attraktionen im Mittelpunkt. Oberbürgermeister Dieter Reiter freut sich besonders über die Wasserzapfstellen. Nur der kostenlose Bierbrunnen muss noch erfunden werden.

Von Franz Kotteder

Doch, doch: Es gibt noch neue Attraktionen auf der Wiesn, die etwas hermachen. Da wäre zum Beispiel Mr. Gravity, das neue Fahrgeschäft des Schaustellers Frank Oberschell. "Davon gibt es nur vier Stück", sagt er, "und eines davon haben wir!" Es ist tatsächlich der Höhepunkt des Rundgangs für die Presse, der traditionsgemäß am Donnerstag vor dem ersten Wiesnsamstag stattfindet und die neuesten Sensationen vorstellt. Mr. Gravity, zu Deutsch also: Herr Schwerkraft, besteht aus zehn Gondeln, in denen jeweils zwei Personen Platz haben. Die Gondeln sind auf einer Scheibe montiert und rotieren dort um sich selbst. Die Scheibe wiederum ist an einem langen Arm befestigt, der bis zu 20 Meter ausgefahren werden kann und sich ebenfalls dreht. Wenn er bis auf volle Höhe ausgefahren ist, steht die Scheibe fast senkrecht. Alles ist bei Herrn Schwerkraft also in Bewegung, und während der Fahrt werden Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometer pro Stunde erreicht.

Bei der Vorbesichtigung klappt das bei der ersten Runde recht gut, bei der zweiten schließen die Bügel nicht richtig, die Fahrt muss deshalb ausfallen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU), die zur Vorbesichtigung eingeladen haben, können das gut verschmerzen, sie wären eine so wilde Sache sowieso nicht gefahren.

Es ist nicht die einzige Panne bei der Vorbesichtigung. Es sind zwar schätzungsweise 80 Journalisten aller Sparten gekommen, so viele wie sonst nie zu städtischen Pressekonferenzen, dafür funktioniert aber erst einmal kein Mikro, und die wesentlichen Grundinformationen muss man sich selbst zusammenkratzen. Zum Beispiel, wie die Akteure heißen und wie viel eine Fahrt in den Lauf- und Fahrgeschäften kostet. Bei Mr. Gravity zahlt man 6,50 Euro, was vergleichsweise günstig ist.

"Bei uns kann man sich den Flug nach Australien sparen!"

Immerhin sind die Neuheiten überschaubar. Da gibt es zum Beispiel das Crazy Outback von Nadine Kollmann. Es versammelt auf zwei Etagen eine "Koala-Waschanlage" in Gestalt zweier riesiger Autowaschbürsten, eine "Känguru-Boxschule" (bestehend aus Sandsäcken, die von der Decke hängen), ein Labyrinth, wackelnde Treppen und Gänge mit Rüttelboden. Und natürlich gibt es für die fünf Euro Eintritt noch ein paar andere Kleinigkeiten, die so ein Laufgeschäft erst zur Gaudi machen. Baumgärtner spricht von "vielen Spaßeffekten, mit Liebe zum Detail". Nadine Kollmann meint vollmundig: "Bei uns kann man sich den Flug nach Australien sparen!", aber da tut sie dem Kontinent vielleicht doch ein bisschen unrecht.

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Nicht weniger "Crazy" soll es bei dem zweiten neuen Laufgeschäft zugehen, das aber in einem ganz anderen Erdteil angesiedelt ist - in der Karibik nämlich. Crazy Island zieht sich gleich über fünf Etagen und nicht weniger als 50 Stationen und Hindernisse. Vor allem aber läuft man an ihm schwerlich vorbei, ohne es zu bemerken. Denn vor der 29 Meter langen Front befindet sich ein großes, 290 Quadratmeter großes Wasserbecken, ein zehn Meter hoher Wasserfall unter einer riesigen LED-Multi-Screen-Wand und eine Hängebrücke zwischen den einzelnen Stockwerken. Was genau da drinnen abgeht, ließ sich allerdings nicht eruieren: Der TÜV hatte die neue Attraktion des Schaustellers Klaus-Rudolf Schneider noch nicht abgenommen, deshalb durfte auch niemand den 400 Meter langen Parcours ablaufen. Sechs Euro kostet der Eintritt.

Crazy Island zieht sich gleich über fünf Etagen und nicht weniger als 50 Stationen und Hindernisse. (Foto: Florian Peljak)

Eingangs war von den "neuesten Sensationen" die Rede, aber diesen Begriff muss man tatsächlich etwas weiter fassen. So ist eine der Stationen, die das Referat für Arbeit und Wirtschaft beim Rundgang präsentiert, der neue Breznstand von Karl-Heinz und Sandra Hartnagel. Seit 25 Jahren haben die beiden Nürnberger sich für einen Stand auf der Wiesn beworben - jetzt, endlich, hat es geklappt. "Wir haben die Breze nicht neu erfunden", sagt Karl-Heinz Hartnagel, "aber wir haben sie neu belegt!" Und tatsächlich: Es gibt 18 verschiedene Varianten, von denen die Schinken-Käse-Breze sicher nicht die überraschendste ist. Aber eine Brokkoli-Champignon-Breze gab es bisher sicher nicht so oft auf der Wiesn. Damit die Fotografen auch etwas abzulichten haben, dürfen Oberbürgermeister Dieter Reiter und Wiesnchef Clemens Baumgärtner gemeinsam selbst ein paar Brezn flechten und in den Backofen schieben. Leider ist wegen des Gedränges nicht ersichtlich, wer jetzt von wem der Breznsalzer ist, dabei ist das in Bayern doch eine wichtige Frage!

Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte, links) und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner mit den Oberlinger Musikanten beim Rundgang. (Foto: Florian Peljak)

Kulinarisch gibt es in diesem Jahr sonst nur wenige Neuerungen, sieht man einmal von den vier Wasserzapfstellen der Stadtwerke ab, an denen man sich kostenlos Trinkwasser holen kann. Dieter Reiter freute sich besonders darüber, schließlich war seine saloppe Bemerkung auf dem Sommerfest der Innenstadtwirte über das viel zu teure Wasser auf der Wiesn der Auslöser für einen fraktionsübergreifenden Stadtratsantrag, kostenlose Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke auf dem Oktoberfest einzurichten. Der nun umgesetzt wurde: Die Zapfstellen befinden sich außen an den WC-Anlagen an der östlichen Anlieferstraße. Sie verläuft parallel zwischen der Wirte- und Schaustellerstraße. "Bruchsichere Flaschen darf man auf die Wiesn mitbringen", so Reiter, "nur Glasflaschen sind verboten." Ein Zukunftsprojekt habe er noch, so scherzte er: "Einen kostenlosen Bierbrunnen! Ich habe nur noch keinen gefunden, der's macht."

Beim Schichtl gibt`s die 15 000. Enthauptung

Im vergangenen Jahr hatte es mit der Bräurosl ein großes, neues Festzelt mit einem neuen Wirt gegeben. Gastronomisch gesehen schaltet man so gesehen dieses Jahr ein paar Gänge zurück. Auf der großen Wiesn gibt es gerade mal einen neuen Stehausschank im Almhüttenstil. Münchner Weinstub'n nennt er sich, und er bietet Weine an, die mit dem Siegel "Bio-Bayern" ausgezeichnet sind - also vorwiegend wohl aus Franken. Auf der Oidn Wiesn gibt es als Neuerung ein Café, das in einem alten, umgebauten Zirkuswagen eingerichtet wurde.

Überhaupt gab sich die Stadtspitze beim Rundgang Mühe, nicht hektisch dem Trend nach brandneuen Sensationen hinterherzulaufen. Manche, wie der Zirkuswagen, durfte auch schon etwas älter sein. So auch der Kettenflieger von Josef und Silvia Kalb auf der Oidn Wiesn. Der stand nämlich schon mal auf dem Oktoberfest, seit 1923 und bis vor 30 Jahren. Jetzt ist er wieder da.

Und noch einer ist wieder da, der den Schluss des Rundgangs bildete. Er war allerdings seit 1869 noch nie weg von der Wiesn. Warum er dann in den Rundgang aufgenommen wurde? Wegen eines, nun ja: Jubiläums. Schichtl-Darsteller Manfred Schauer wird nämlich am ersten Wiesnfreitag zusammen mit seinem Henker Ringo Prätorius die 15 000. Enthauptung auf offener Bühne vornehmen. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist!

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