Öffentlicher Nahverkehr:MVV-Preise sollen um 3,6 Prozent steigen

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Die Preise bei der MVV sollen nun nicht um sechs Prozent steigen, sondern um 3,6 - sofern die Gesellschafter zustimmen. (Foto: Günther Reger)

Die sechs Prozent Preiserhöhung beim MVV sind vom Tisch. Jetzt spricht OB Reiter von weniger als vier Prozent. Doch auch diese Pläne stoßen auf Kritik. Entschieden ist indes noch nichts. Das letzte Wort haben die Gesellschafter.

Von Bernd Kastner, München

Die Preise für U- und S-Bahn, Bus und Tram werden Ende des Jahres voraussichtlich um 3,6 Prozent teurer. Das kündigte am Sonntag Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an. Damit fällt das Plus zwar deutlich kleiner aus als die zuletzt diskutierten sechs Prozent, "ist aber immer noch eine deutliche Erhöhung", wie Reiter einräumt. Die 3,6 Prozent hat Reiter laut seiner Sprecherin mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und dem Geschäftsführer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Herbert König, vereinbart. Stadt und Freistaat sind Mehrheitsgesellschaft des MVV. Endgültig entscheiden wollen sich die Gesellschafter bei ihrer Sitzung am Freitag. Reiter geht davon aus, dass die 3,6 Prozent abgesegnet werden.

Die MVG, die im Stadtgebiet U-Bahn, Busse und Straßenbahnen betreibt, habe ihm "überzeugend dargelegt, dass diese Erhöhung unbedingt notwendig ist, um den erforderlichen Ausbau der Leistungen finanzieren und die gestiegenen Kosten ausgleichen zu können", begründet OB Reiter die zu erwartende Teuerung. Er bemüht sich, dies als eine deutliche Verbesserung gegenüber jenen Zahlen darzustellen, die vor kurzem noch diskutiert wurden: "Ich bin froh, dass ich eine Tariferhöhung von sechs Prozent verhindern konnte."

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MVG-Chef König und S-Bahn-Chef Bernhard Weisser hatten sich eine deutlichere Tariferhöhung gewünscht, fünf bis sechs Prozent waren im Gespräch. Jetzt erklärt sich König mit den 3,6 Prozent einverstanden: Diese seien "Teil eines Gesamtfinanzierungskonzepts", das Stadtspitze und MVG in den letzte Tagen besprochen hätten. Offenbar bekommt die MVG zusätzlich Geld von der Stadt. König spricht von "weiteren Finanzierungsbausteinen", mit denen die MVG die sich abzeichnende Lücke schließen könne. Mit diesem Paket lasse sich das MVG-Angebot weiter ausbauen, was angesichts des Zuwachses an Fahrgäste auch nötig sei. König: "Die Fahrgäste der MVG erhalten also für höhere Fahrpreise auch mehr Leistung." Als Gründe für den Finanzbedarf hatten König und Weisser anstehende Investitionen genannt: etwa Verlängerungen im U-Bahnnetz nach Pasing oder Engelschalking, der Kauf weiterer neuer Züge oder der Bau eines zweiten Tram-Betriebshofs und weiterer Werkstätten, auch für Busse. Dank der Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Dachau und Altomünster werde man den Abschnitt dichter befahren, sodass man mehr Züge und Lokführer brauche. Eine weitere Ursache für den Wunsch nach einer kräftigen Tariferhöhung war, dass das letzte Tarifplus von 2,9 Prozent im Herbst 2013 "regelrecht verpufft" sei, wie es MVV-Chef Alexander Freitag beschreibt. Als möglicher Grund wurde die Einführung des Semestertickets genannt. Nachdem Reiter schon vor Tagen eine sechsprozentige Erhöhung ausgeschlossen hatte, war Freitag von maximal knapp fünf Prozent ausgegangen. Generell hält er eine Preiserhöhung für "äußerst sensibel": Sie könne sogar zu einem Einnahmeminus führen, wenn Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Alles andere als zufrieden ist die Aktion Münchner Fahrgäste mit den 3,6 Prozent: "Das ist eine maßlose Erhöhung", schimpft Sprecher Andreas Nagel. Er hätte allenfalls eine zwei vor dem Komma noch akzeptiert. Ihn stört vor allem, dass der Tarif steige, ohne dass sich im Stadtgebiet im Verantwortungsbereich der MVG das Angebot verbessere.

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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