Öffentlicher Nahverkehr:Reiter will "maßvolle Preiserhöhung"

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Eine Preiserhöhung um sechs Prozent beim MVV - OB Reiter bremst die Pläne aus. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Münchner Verkehrsverbund braucht Geld - doch die angekündigte Preiserhöhung von sechs Prozent stößt auf heftige Kritik. Nun müssen Stadt und Freistaat einen Weg finden, die immensen Kosten des Nahverkehrs zu finanzieren.

Von Dominik Hutter, München

Eine bis zu sechsprozentige Tariferhöhung beim MVV kommt für Oberbürgermeister Dieter Reiter nicht in Frage. Eine solche Größenordnung "kann und will ich mir nicht vorstellen", erklärte der SPD-Politiker am Montag. Vielmehr solle das zuständige Wirtschaftsreferat in den kommenden Tagen Vorschläge für eine "vernünftige und maßvolle Preiserhöhung" im Münchner Nahverkehr erarbeiten.

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Reiter will zudem noch in dieser Woche mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) über eine Tariferhöhung sprechen. Die durch die Debatte ausgelöste Verunsicherung der Fahrgäste müsse schnellstmöglich ein Ende haben. Die Entscheidung über die neuen Fahrpreise fällt am 19. September in der MVV-Gesellschafterversammlung, in der neben der Stadt München auch der Freistaat und die umliegenden Landkreise vertreten sind.

Schwierige Lage für den MVV

Wie Reiter sprach sich auch der für das Wirtschaftsreferat verantwortliche Bürgermeister Josef Schmid (CSU) gegen ein Plus von fünf Prozent oder mehr aus. Zwar wollten Stadt und Freistaat in den kommenden Jahren beträchtlich in Ausbau und Modernisierung des Nahverkehrs investieren, eine Preiserhöhung sei deshalb nachvollziehbar. Sie müsse aber maßvoll ausfallen.

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Für die Verkehrsunternehmen des MVV könnte damit eine schwierige Lage entstehen. Denn die steigenden Unkosten müssen irgendwie gedeckt werden - die letzte Tariferhöhung hat wegen des neu eingeführten Semestertickets sowie der vom Wochenturnus unabhängigen Gültigkeit der Zeitkarten keine Zusatzeinnahmen erbracht. Zudem sind die Lohnkosten für die Fahrer sowie die Energiekosten stark gestiegen. Weitaus gravierender aber ist die Situation mit Blick auf die Zukunft: So müssen in den kommenden zehn Jahren rund 2,5 Milliarden Euro in den Erhalt des U-Bahn- und Tramnetzes gesteckt werden. Dazu kommen die Kosten für neue Fahrzeuge.

Als wahrscheinlich gilt daher eine Art Umwegfinanzierung: Die Münchner werden nicht über den Fahrpreis, sondern über Zuschüsse aus öffentlichen Haushalten zur Kasse gebeten. Bereits jetzt werden bestimmte Angebote, das Nachtliniennetz etwa, von der Stadt bezuschusst. Dieses Prinzip könnte noch ausgeweitet werden - vor allem wenn die Verkehrsunternehmen in der Tarifrunde drohen, mangels Geld Takte oder ganze Linien ausdünnen zu müssen.

© SZ vom 09.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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